Die Treuhand in Thüringen – im Blickpunkt Schmalkalden und Ilmenau

Seit Mitte 2022 werden im Untersuchungsausschuss „Treuhand in Thüringen“ die Vorgänge um die umstrittene Behörde zur Privatisierung der ehemaligen Thüringer Volkseigenen Betriebe beleuchtet. Wie die Treuhandpolitik die Zerstörung von Industrie und Wirtschaft in Thüringen forcierte, wird dabei immer deutlicher. Die biografischen Brüche haben sich tief in das kollektive Bewusstsein der Thüringerinnen und Thüringer eingebrannt.

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe wollen wir regionale Vorgänge genauer beleuchten und uns gemeinsam mit Expertinnen und Experten auch Alternativen zur desaströsen Treuhandpraxis nähern.

Veranstaltung in Schmalkalden

Die Treuhandanstalt hat in Schmalkalden mindestens 18 Betriebe privatisiert – 12 davon bestehen laut Handelsregister heute nicht mehr. Hinter dieser erschreckenden Zahl stehen immer auch Einzelschicksale, die – wie so viele in ganz Ostdeutschland – mit den Folgen der Treuhandpraxis zu kämpfen hatten und haben: Massenarbeitslosigkeit, Abwanderungsbewegungen und soziale Unsicherheiten, die sich auch auf die Gegenwart auswirken. Die Veranstaltung soll einen Rahmen für den Austausch bieten.

Auf dem Podium am 15. April in Schmalkalden, Vereinslokal „Zum Bergfreund“, Kirchhof 4, 18:30 Uhr, werden diskutieren:

- Ronald Hande, Abgeordneter der Fraktion Die Linke und im Untersuchungsausschusses „Treuhand in Thüringen“,

- Dietmar Grosser, Autor des Buchs „Treuhand in Thüringen“,

- Peter Hammen, ehemaliger Betriebsleiter und Mitglied des Stadtrats

Veranstaltung in Ilmenau

Als im April 1992 die Liquidierung des Glaswerks feststand, war in Ilmenau bereits jede:r Vierte ohne Erwerbsarbeit. Große traditionseiche Handwerkszweige wie die Porzellanindustrie waren von den Hochdruckprivatisierungen betroffen. Hochqualifizierte Fachkräfte verloren zum Teil für immer ihre Anstellung. Die Erkenntnisse aus dem Untersuchungsausschuss „Treuhand in Thüringen“ bestätigen dabei, was Betroffene erinnern: die Treuhandpraxis war geprägt von unsozialer Politik gegenüber den Lohnabhängigen und führte zur Zerstörung von Produktivvermögen in Ostdeutschland. Nach einem kurzen Einblick in die Arbeit des Untersuchungsausschusses wollen wir gemeinsam mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und über Erfahrungen aus der Zeit der Treuhandanstalt diskutieren, aber auch einen Blick in die Zukunft wagen: was können wir aus der gescheiterten Transformationsgeschichte für die Zukunft lernen. Unsere Veranstaltung in Ilmenau findet am 16. April, 18.30 Uhr, ZinXX (Offenes Jugend- und Wahlkreisbüro von Christian Schaft), Karl-Zink-Straße 2, statt.

Als Gesprächspartnerinnen und -partner stehen neben dem Obmann des Untersuchungsausschusses für die Fraktion Die Linke, Andreas Schubert, und dem stellvertretenden Mitglied des Untersuchungsausschusses, Christian Schaft, auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Glas- sowie der Porzellanindustrie zur Verfügung.

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