Unabhängige Patientenberatung verkommt zum Callcenter

Seit der Übernahme der Unabhängigen Patientenberatung durch die UPD gGmbH, einer Tochtergesellschaft des Medizin-Dienstleisters Sanvartis, Anfang 2016 ist die Anzahl der Beratungen vor Ort um 80 Prozent zurückgegangen, die unpersönliche und oft zu kurze Beratung per Telefon und Mail dagegen deutlich angestiegen. Diana Skibbe, verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, erklärt:

„Damit haben sich leider unsere Befürchtungen vor der Neuvergabe der unabhängigen Patientenberatung bestätigt. Anfragen bei der Bundesregierung und der Thüringer Landesregierung ergeben ein erschreckendes Bild: 90 Prozent der Fragesteller erhalten nur noch per Telefon Auskunft, nur zwei Prozent der Patienten können ihre Probleme vor Ort klären. Dies liegt an einer bedauerlichen Ausdünnung der Beratungsstruktur vor Ort. In Thüringen steht als Ansprechpartner nur ein Büro in Erfurt zur Verfügung, darüber hinaus werden durch die UPD gGmbH 2017 für persönliche Beratungen nur jeweils vier Beratungstermine in Jena, Nordhausen und Eisenach angeboten. Zwischen April und Dezember 2016 führte die Beratungsstelle Erfurt nur 37 persönliche Beratungen durch, alle anderen wurden auf Telefon und Mail verwiesen.“

Skibbe kritisiert: „Dies ist ein unhaltbarer Zustand, zumal die UPD gGmbH mit neun Millionen Euro jährlich deutlich mehr Geld bekommt als die Verbraucherzentralen, die bis 2016 die Patientenberatung durchführten und hierfür auch ihre Beratungsstellen vor Ort zur Verfügung stellten. Es kann nicht sein, dass die wichtige unabhängige Patientenberatung zu einem Callcenter verkommt, wo Probleme nur vordergründig geklärt werden können.“ Die Abgeordnete verweist auch auf die nach wie vor bestehenden Zweifel an der Unabhängigkeit der UDP. Die Muttergesellschaft Sanvartis agiert als Callcenter für verschiedene Krankenkassen, „ein klassischer Interessenskonflikt, zu dem die Bundesregierung sich immer noch nur ausweichend äußert“. Dies wurde auch bereits vom Thüringer Sozialministerium kritisiert. Thüringen hat wie alle anderen Bundesländer keinen Einfluss auf die Arbeit der UPD, auch nicht auf die Kontrolle ihrer Unabhängigkeit, die Qualität ihrer Arbeit und die Zufriedenheit der Kunden. Zu all diesen Punkten werden seitens der UPD keine Informationen an die Bundesländer weitergegeben.

Skibbe fordert den Patientenbeauftragen der Bundesregierung auf, für mehr Transparenz der Arbeit der UPD zu sorgen. „Und spätestens nach Ablauf des jetzigen Förderzeitraums muss sowohl die Vergabe als auch die Beratungsstruktur der unabhängigen Patientenberatung grundlegend überdacht werden, damit wir einen besseren Service für die Patienten erreichen.“

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