Unfallzahlen in Thüringen steigen

Erneut müssen wir in Thüringen einen Anstieg der Unfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Mehr als besorgniserregend ist, dass auch die Zahl der Getöteten und der Alkoholunfälle mit Personenschaden wieder zugenommen hat, auch im Vergleich zu den Jahren vor Corona. Mittlerweile musste die Polizei im vergangenen Jahr alle zehn Minuten einen Verkehrsunfall aufnehmen. Leider werden diese Zahlen derzeit nur zur Kenntnis genommen, eine gesellschaftliche Ächtung des bewussten Fehlverhaltens im Straßenverkehr findet kaum statt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Diskussion um Tempolimits, Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und verstärkte Präventionsmaßnahmen sowie eine bessere Ausstattung der Verkehrswachtarbeit findet nur punktuell und ohne durchgreifende Veränderungen statt.
Es zeigt sich, dass die Hauptunfallursache seit Jahren überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit ist, besonders bei jungen Fahrer:innen, aber auch bei motorisierten Zweiradfahrer:innen. Traurige Höhepunkte sind z.B. im Jagdbergtunnel (Tempo 80) gemessene 236 km/h bei einem Verkehrsteilnehmenden oder im Rennsteigtunnel 170 km/h bei einem PKW bei erlaubten 80 km/h. Hier ist bereits von kriminellem Verhalten auszugehen.

Maßnahmen schaffen

Bei solch gravierenden Verstößen sollten sowohl das Strafmaß als auch die Fristen für den Entzug der Fahrerlaubnis deutlich erhöht werden. Aber auch erzieherische Maßnahmen wie die verpflichtende Teilnahme an Verkehrsteilnehmerschulungen und Verhaltenstrainings wären sinnvoll.In diesem Zusammenhang wäre es sinnvoll, die Präventionsmaßnahmen zur Verkehrserziehung von Anfang an in Kindergärten und Schulen zu verstärken. Verkehrswachten, Polizei und Bildungseinrichtungen müssen hier gemeinsam nach mehr Informations- und Aufklärungsmöglichkeiten suchen. Die Radfahrausbildung in der 4. Klasse bietet dafür gute Voraussetzungen. Deshalb ist es unerlässlich, die Zahl der Präventionsbeamten der Polizei zu erhöhen und ihre Arbeit in den Jugendverkehrsschulen noch stärker zu würdigen und zu ermöglichen. Darüber hinaus sind auch die Zahlen der nicht bestandenen Führerscheinprüfungen bedenkenswert. Zunehmender Straßenverkehr, schwierige Straßenverhältnisse, oft nicht verkehrsgerecht abgestellte Fahrzeuge und komplexe neue Vorschriften erschweren die Bedingungen für die Prüflinge und lassen die Durchfallquoten steigen. Hier wäre es sinnvoll, die Ausbildung und Arbeit der Fahrlehrer:innen stärker als bisher zu unterstützen und bei Bedarf ein Fahrsicherheitstraining mit Feedback während oder nach der Ausbildung anzubieten. Dr. Gudrun Lukin, verkehrspolitische Sprecherin

 

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