Der Treuhand-Skandal in Thüringen

Christian Schaft, Ronald Hande und Andreas Schubert, Abgeordnete der Fraktion Die Linke und Mitglieder des Untersuchungsausschuss 7/2 „Treuhand in Thüringen“, luden zu spannenden und kontroversen Diskussionen in Schmalkalden und
Ilmenau ein.

Nachdem kurz die Arbeit des Untersuchungsausschusses vorgestellt wurde, gab der ehemalige Wirtschaftsjournalist der Thüringer Allgemeinen, Dietmar Grosser, Einblicke in die Arbeit an seinem Buch „Treuhand in Thüringen“. Die beteiligten Journalisten waren im ganzen Freistaat unterwegs, um mit Betroffenen der Politik der Privatisierungsbehörde zu sprechen: sie zeichneten ein durchaus ambivalentes Bild, das jedoch in seiner Gänze in Thüringen zu den bekannten Folgen führte: Unternehmensschließungen, Arbeitslosigkeit, Abwanderungsbewegungen. Auch die Zuschauer:innen, unter denen sich viele Zeitzeug:innen befanden, beteiligten sich rege an der Diskussion, brachten persönliche Erlebnisse der Wendezeit ein und stellten auch positive Entwicklungen der Region in den Mittelpunkt. Besonders spannend waren die Ausführungen von Peter Hammen, der sich als Betriebsleiter des VEB Schmalkaldener Kranbau um eine Management-Buy-out-Lösung bemühte. Diese scheiterte auch aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten – der Kranbau wurde anschließend von einem westdeutschen Mitbewerber privatisiert und besteht heute nicht mehr.
Dieses Erlebnis teilt der Schmalkaldener mit den Porzellanen und Engagierten des Glasvereins aus Ilmenau, wo Andreas Schubert, MdL und des Untersuchungsausschusses, auf Einladung von Christian Schaft, MdL und stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses, die Veranstaltungsreihe mit einem Input zur Treuhandanstalt begann. Eindrücklich schilderte Schubert die Geschichte der Treuhandanstalt und die Erkenntnisse zu ihrer Arbeit in Thüringen aus dem Untersuchungsausschuss. Er stellte ein vorläufiges Fazit in den Raum und umriss die Schlussfolgerungen, die sich aus der Arbeit im Untersuchungsausschuss für eine sozial-ökologische Transformation im 21. Jahrhundert ergeben. Diese Metaperspektive griffen die Zeitzeug:innen aus der Porzellan- und Glasindustrie auf und verbanden sie mit ihren Erfahrungen aus Ilmenau. Sie beschrieben die schwierige Situation, in der sich zu Beginn der 90er Jahre die weltweite Porzellanindustrie befand und die auch durch die ungenügende staatliche Unterstützung zu einem sukzessiven Sterben dieses traditionshandwerks in Ilmenau führte. Bei der Glasindustrie verhielt es sich ähnlich: Auch hier verloren Tausende Beschäftigte ihre Arbeitsplätze in einem traditionellen Gewerbe; besonders bitter: sie sahen die strukturpolitischen Anstrengungen, die in Jena für den Erhalt der optischen Industrie unternommen wurden. Eine noch heute schmerzhafte Erfahrung.

Wir bedanken uns bei allen Anwesenden und Beteiligten für die gelungenen Abende und die bemerkenswerten Eindrücke.

 

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