Nr. 20/2010: Mentoring bei der LINKEN – ein Prozess von beiderseitigem Gewinn

Derzeit nehmen acht junge Menschen in der Thüringer Landtagsfraktion DIE LINKE das Angebot wahr, im Rahmen eines Mentorings oder Praktikums Einblick die (hoffentlich) professionelle Entstehung und Vermittlung linker Politikinhalte aus der Nähe zu erleben. Ganz selbstverständlich bringen sie ihre Sichten und Fragen in die Arbeit der Abgeordneten ein und leisten manche Zuarbeit – ein Prozess von beiderseitigem Gewinn.


Am 24. September war der Ablauf etwas anders als sonst: auf dem Programm stand ein gemeinsamer Exkursionstag nach Hildburghausen. In der Kreisstadt am südlichen Rand Thüringens sollte besichtigt werden, wie sich Politik an der Basis darstellt, in den Städten und Gemeinden.
Hier ist alles viel konkreter als im Landtag, legt Steffen Harzer dar, der Bürgermeister. Zu ihm kommen Menschen ins Büro und wollen Lösungen, oft für Probleme, die in Erfurt oder Berlin oder gar in Brüssel verursacht wurden, und die er nicht beeinflussen kann. Lösungen sucht er trotzdem. Seine Partei, die LINKE, so sagt Harzer, muss täglich zeigen, dass sie nicht nur langfristig für eine grundlegend gerechtere Gesellschaft eintritt, sondern auch in der Lage ist, hier und heute mit der Kraft und den Ideen der konkreten Menschen konkrete Verbesserungen zu bewirken und für die Stadt, die Gemeinde, die Region Zukunft zu schaffen. Und Harzer zeigt, dass das geht: Unter seiner Leitung wurde nicht nur das Theater saniert und wieder geöffnet, auch die Schwimmhalle wurde gerettet, und als der Kreis die Bibliothek loswerden wollte, hat sie die Stadt übernommen und im historischen Rathaus untergebracht, das deswegen mit EU-Mitteln saniert werden durfte.
Erstaunliche Bilanz für eine 12.000-Einwohner-Stadt, die sich dem in Thüringen dominierenden demografischen und finanziellen Abwärtstrend entgegenstellt. Ein paar Rückfragen: Ja, es gibt auch Konflikte, räumte Steffen Harzer ein – die Feuerwehr muss umgebaut werden, das gefällt nicht jedem. Und ja, er hat zur Stadtratswahl an der Spitze der Liste kandidiert, obwohl er nicht Stadtrat werden wollte (dann hätte er nach Kommunalordnung den Bürgermeisterposten aufgeben müssen). Das hat in der Partei für böse Worte gesorgt. Aber er ist nun einmal der bekannteste LINKE hier, und die anderen Parteien setzen ihre Bürgermeister auch auf die Kommunalwahllisten. Letztlich muss man mit voller Kraft die Probleme angehen, weglaufen zählt nicht. Sagt er und muss weg zum nächsten Termin, der ein Parteitermin ist. Steffen Harzer ist auch Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei. Toll, dass die LINKE solche tatkräftigen und deswegen angesehenen Bürgermeister hat.


Dann geht es auf zu einem Rundgang durch die Stadt. Alles liegt recht nah beisammen. Wahlkreismitarbeiter Mathias Günther zeigt den Gästen sein Hildburghausen, vor allem das Theater – ein Stück sächsischer Residenzgeschichte, wie der gebürtige Sachse betont. Auf dem Rückweg machen wir in Schleusingen Station. Vom Turm von Schloss Bertholdsburg hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung. Auf die naturkundliche Ausstellung haben nicht alle Lust, doch zum Glück findet sich in der Nähe ein kleiner urgemütlicher Teeladen, in dem die Zeit beim Plausch wie im Fluge vergeht. Dann fährt der LINKE-Bus wieder zurück nach Erfurt, in den Landtag. Und dorthin nehmen die Mentees auch ihre Eindrücke von der kommunalen Ebene mit, unten aus dem Süden Thüringens.


Steffen Kachel