Wärmewende: gemeinsam für ein gutes Klima

Die Unabhängigkeit von Gas und Öl beschäftigt gerade die Politik wie kaum ein anderes Thema. Ein wichtiger Teil davon ist die Transformation im Gebäudebereich mit dem Ziel, effizienter mit erzeugter Wärme umzugehen und diese bis 2045 komplett treibhausgasneutral zu realisieren. Aus Sicht der Fraktion DIE LINKE geht es dabei vorwiegend um gesellschaftliche Lösungen, weniger darum, Eigenheimbesitzer:innen etwas vorzuschreiben. Nachfolgend werden die Ansätze der Fraktion vorgestellt.

Wärmepläne ausbauen

Wir wollen, dass Nah- und Fernwärmenetze kommunal oder auf Kreis-Ebene gemeinwohlorientiert betrieben werden. Die Vorteile sind: gesteigerte Effizienz und somit geringere Kosten je Haushalt, keine individuellen Investitionskosten, Modernisierung und Dekarbonisierung erfolgen zentral in den dezentralen Wärmenetzen. Die Idee der kommunalen, nachbarschaftlich erstellten Wärmepläne stammt aus Dänemark, wo diese in 70er Jahren als Antwort auf die Ölkrise entwickelt wurde und seitdem erfolgreich betrieben wird: Heute hat Dänemark einen Anschlussgrad von über 60 Prozent. Dort gilt außerdem, dass der Wärmepreis den Wärmeerzeugungskosten entsprechen muss, es gibt also ein Gewinnverbot. Auch dies wollen wir aus Dänemark übernehmen. Die so entstehenden Wärmenetze können zukunftssicher aus erneuerbaren Energiequellen wie dem Boden, saisonalen Wärmespeichern wie unterirdische Wasserspeicher, der Sonne und dem Wind, biogenen Reststoffen sowie Abwärme aus der Industrie betrieben werden. Dadurch werden dauerhaft von Marktschwankungen unabhängige Wärmenetze geschaffen.
In Thüringen sind aktuell rund 24 Prozent der Wohnungen und 4 Prozent der Gebäude an Fernwärme angeschlossen. Die allermeisten anderen Wohnungen und Gebäude werden mit Erdgas und Erdöl beheizt. Es gibt also schon heute in moderatem Umfang klassische Fernwärmenetze, die vor allem die großen Städte versorgen und einzelne Projekte kommunaler Wärmenetze in Form von Bioenergiedörfern. Letztere gehen auf das Engagement einzelner Persönlichkeiten vor Ort zurück. Damit diese sehr erfolgreichen Projekte flächendeckend möglich werden, soll jede Kommune und jeder Kreis einen Wärmenetzbeauftragten bekommen, der mit den Menschen vor Ort Konzepte zum Bau von Wärmenetzen entwickelt, die den Gegebenheiten vor Ort (z.B. Vorhandensein eines Agrar- oder Industriebetriebs, bei dem Abwärme in der Produktion von Biogas bzw. Industriegütern entsteht) entsprechen.

Energiewende braucht auch die Wärmewende

Die derzeitige Diskussion um einen anstehenden Heizungstausch per Gesetz macht vielen Menschen, insbesondere im ländlichen Raum, zu Recht Angst. „Wie soll ich mir das leisten?“, fragen sich viele. Gleichzeitig hat die Energiekrise gezeigt, wie schnell und tiefgreifend geopolitische Spannungen zu Marktschwankungen und Versorgungsengpässen führen und damit, wie sehr wir von Energieimporten abhängig sind. Dürre- und Hitzesommer schicken die ersten Anzeichen der globalen Erderwärmung; um das Weltklima zu schützen und somit verheerende Hitze, Dürren und Überschwemmungen zu verhindern, müssen wir weltweit alle Lebensbereiche dekarbonisieren, also klimaneutral gestalten – auch hier in Thüringen. Rund 90 Prozent des Energieverbrauchs privater Haushalte wird für Wärmeanwendungen verbraucht. Somit ist die Wärmewende ein zentraler Baustein der Energiewende.

Wir wollen dezentrale Netze entwickeln, die keine hohen Kosten für den Einzelnen bedeuten, darüber hinaus effizienter sind und jeweils an einer zentralen Stelle, wieder ohne Kosten für das Individuum, modernisiert werden können.  Die entstehenden Wärmenetze werden gemeinwohlorientiert von einem Eigenbetrieb der Kommune bzw. des Kreises oder als Genossenschaft so betrieben, sodass nur die tatsächlichen Kosten für die Wärmeerzeugung abgerechnet werden. Somit wird sichergestellt, dass der Anschluss an ein Wärmenetz dauerhaft günstig bleibt.

Ausbildungen fördern

In Gebieten mit stark dezentraler Siedlungsstruktur wollen wir den Menschen mit einer ausreichenden Förderung zur Umrüstung auf eine klimaneutral betreibbare Einzelhaus-Heizung helfen, wahlweise die Umrüstung effizient in Sektorenkopplung mit den Bereichen Energie und Mobilität verknüpfen. Um unser Vorhaben umzusetzen, brauchen wir neben den Wärmenetzbeauftragten diverse Fachkräfte: Ingenieur:innen und Planer:innen diverser Fachrichtungen, Tiefbauer, Heizungsbauer, Heizungs-Installateure, Elektriker, Elektroniker, etc. Diese müssen aktiv bei uns in Thüringen ausgebildet und weiterqualifiziert werden. Dazu sollte auch die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung gezielt weiterentwickelt werden. Weitere Strategien zur Fachkräftegewinnung sind im Positionspapier der Fraktion, „Fachkräftemangel in Thüringen entgegensteuern!“ (online zu finden).

Schon heute gibt es Fördermittel für die Errichtung und Modernisierung von Wärmenetzen sowie kostenfreie und kompetente Beratung bei der Thüringer Energieagentur. Auch der von Rot-Rot-Grün eingebrachte und im April-Plenum beschlossene Antrag „Nachhaltigkeitsinvestitionen“ nimmt das Thema auf. Durch die genannten Programme allein wird eine gemeinsame Wärmewende jedoch noch nicht erreicht. Deshalb wollen wir eine dauerhafte 100 prozentige Förderung der Errichtung und Modernisierung von Wärmenetzen und Wärmenetzbeauftragten. Diese soll sich im Eigentum der Kommune, des Kreises oder einer Genossenschaft befinden, denn die Grundversorgung der Menschen gehört nicht in die Hände des Marktes, sondern die der Menschen vor Ort.

Markus Gleichmann, Frithjof Isenberg

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