Petition des Monats
Der Petitionsausschuss des Thüringer Landtags beschäftigte sich aktuell mit der Reaktivierung eines Abschnitts der Unstrutbahn. Nach der öffentlichen Anhörung im Februar haben die beiden Landtagsabgeordneten Anja Müller und Gudrun Lukin entschlossen, der Einladung der Petentinnen und Petenten zu folgen und sich die Situation vor Ort anzuschauen. Ziel des Ortstermins im April war es, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, um Potenziale zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs zu finden.
Das größte Problem der Menschen vor Ort ist, dass die Kleinstadt Roßleben an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt vom überregionalen öffentlichen Personennahverkehr abgeschnitten ist, vor allem am Wochenende. Seit 2006 gibt es auf der Strecke Nebra - Roßleben - Artern keinen planmäßigen Zugverkehr mehr. Bis auf einen Rufbus, der einmal am Samstag verkehrt, gibt es auch keine Möglichkeit, von Roßleben in die Nachbarstadt Artern zu gelangen. Dies wird von den Bürger:innen zu Recht beklagt. Besonders betroffen sind ältere Menschen, die nicht (mehr) Auto fahren können, und Jugendliche ohne Führerschein. Aber nicht nur die Menschen vor Ort würden von einer Verbesserung des ÖPNV profitieren.
Die Region betrachtet die Unstrutbahn als eine Art Lebensader. Die Bürgermeister von Artern, Torsten Blümel, und Roßleben, Steffen Sauerbier, setzen sich deshalb für ihre Wiederbelebung ein. Auf sachsen-anhaltischer Seite verbindet er Naumburg mit Nebra und damit zahlreiche touristische Highlights wie den Naumburger Dom, das Weinanbaugebiet um Freyburg oder die Himmelsscheibe von Nebra. Aktuell sind die touristischen Attraktionen fast ausschließlich mit dem Auto erreichbar. Würde der Bahnverkehr auf thüringischer Seite mindestens neun Kilometer weiter bis Roßleben bestellt, wäre die Stadt über Sachsen-Anhalt an den überregionalen Verkehr angebunden.
Gutachten empfiehlt die Prüfung der Strecke
Das Gutachten zum „Masterplan Schiene“ des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft empfiehlt die Prüfung der Verlängerung dieser Strecke, weist aber auch auf die Notwendigkeit von Instandsetzungsmaßnahmen und das derzeit zu erwartende geringe Verkehrsaufkommen hin. Die Nutzung der Bahn würde nicht nur die Mobilität der Menschen in der ländlichen Region fördern, auch die Schülerinnen und Schüler des traditionsreichen Klostergymnasiums in Roßleben würden von der Verlängerung profitieren. Die Schule verfügt über ein Internat mit Schülern aus ganz Deutschland und der Welt. Die An- und Abreise am Wochenende ist derzeit nur per Taxi oder Mitfahrgelegenheit von Artern aus möglich. Neben den beiden Thüringer Bürgermeistern unterstützen auch der Burgenlandkreis und die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH die Weiterführung der Züge bis Roßleben. Voraussetzung sei allerdings, dass Thüringen und Sachsen-Anhalt Züge bestellen.
Für die Abgeordneten Anja Müller und Gudrun Lukin wurde bei ihrem Besuch in zahlreichen Gesprächen deutlich, welche Bedeutung die Unstrutbahn für die attraktive Unstrutregion und deren Entwicklung hat. Beide werden sich dafür einsetzen, dass alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Mobilität und Anbindung der Menschen rund um Roßleben und Artern geprüft werden. Derzeit liegt die Petition dem Ausschuss für Infrastruktur und Landwirtschaft zur Mitberatung vor. Sobald von dort eine Stellungnahme vorliegt, wird sich der Petitionsausschuss erneut damit befassen.