„Miteinander reden ist die erste Voraussetzung“

Das war das Thema des neuen Praxistreffens der Fraktion DIE LINKE und der LAG Schule-Bildung in Gera. Rund 20 Bildungspraktiker:innen, vor allem aus Ostthüringen, waren Anfang November in das Büro der LINKEN in Gera gekommen, um gemeinsam über die Herausforderungen zu sprechen, vor denen die Akteure an den Schulen stehen. Denn: Miteinander reden ist die erste Voraussetzung, um in schwierigen Situationen weiterzukommen.
Steffen Kachel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Bildung, Jugend und Sport der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, informierte über die beiden Gesetzentwürfe, die seit einem Jahr im Bildungsausschuss liegen (DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und CDU) und zwischen denen sich trotz mehrerer Treffen und Verhandlungsbereitschaft nichts bewegt. Die CDU, so Kachel, sei nicht bereit, kleinste technische Detailfragen zu klären. Sie wittere bei jeder Problemlösung einen Vorteil für die Regierungskoalitionen. Das sei schlicht verantwortungslos. So blieben wichtige Anliegen wie die Verankerung der digitalen Bildung inklusive digitaler Lehr- und Lernmittelfreiheit, die verbindliche Praxisorientierung für alle Regel- und Gemeinschaftsschulen und der Ausbau der Multiprofessionalität an unseren Schulen (mehr Schulsozialarbeit, administrative und pädagogische Assistenz) auf der Strecke. Ausführlich und sehr konkret diskutierten die Teilnehmenden anschließend die Herausforderungen, die sich aus der in den letzten Jahren veränderten Struktur der Schülerschaft ergeben. Nicht nur die personelle Ausstattung, sondern auch die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und die technische Ausstattung der Schulen stellen engagierte Lehrkräfte, die sich um eine gute Schule bemühen, vielerorts vor große Herausforderungen. Kritisch wurde angemerkt, dass es den Schulämtern und dem Ministerium noch nicht gut gelingt, eine solidarische Unterstützung zwischen den Schularten (vom Gymnasium bis zur Regelschule) und den Regionen (mehr Unterstützung insbesondere für Ostthüringen) bei der Personalsicherung zu organisieren. Ebenso muss der besonders starken Konzentration von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an wenigen Schulen entgegengewirkt werden. Begrüßt wurde die Regionalisierung der Lehrer:innenausbildung, die auch mit Ausbildungsteilen in ländlichen Regionen neue Brücken schlagen soll.
Die Diskussion brachte eine Reihe konkreter Ideen hervor, wie darüber hinaus die Gewinnung von Lehrkräftenachwuchs erleichtert werden kann, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Wohnraum für Lehramtsstudierende in ländlichen Regionen und durch frühzeitige Information und Werbung an den Universitäten. Inklusive und integrative Ansätze, so fassten Cornelia Müller und Falko Stolp für die LAG zusammen, sind für das Funktionieren einer demokratischen Schule und letztlich auch für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar. Dabei stoßen die Akteure auf viele Probleme, für die Lösungen und fachliche Unterstützung gefunden werden müssen. „Deshalb ist es so wichtig, miteinander zu reden. Nicht nur, aber vor allem in der Bildung“, erklärt Steffen Kachel abschließend.

 

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