Kinder und Jugendliche in digitalen Räumen: Unterstützung und Befähigung statt Verbotskultur

Linda Stark

Der Appell des Ministerpräsidenten Mario Voigt, die Nutzung von Smartphones für Kinder und Jugendliche in erheblichem Maße einzuschränken, stößt bei Linda Stark, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, auf deutliche Kritik: „Mehr Schutz für Kinder vor den Auswüchsen digitaler Gewalt – insbesondere in den sozialen Medien – bedarf es in der Tat. Doch wie erreichen wir es, dass sich Kinder und Jugendliche um mögliche Gefahren und die Auswirkungen der Nutzung von Smartphones und insbesondere auch der sozialen Medien bewusst werden? Eine linke Digitalpolitik traut Kindern und Jugendlichen zu, dass sie mit unserer Unterstützung Verantwortung lernen können. Wir brauchen digitale Bildungsangebote, Aufklärungskampagnen und sichere Kommunikationsräume für junge Menschen, aber keine pauschalen Verbote.“

 

Mit einem Verbot könne weder die Angst vor der Nutzung sozialer Medien genommen, noch Kinder und Jugendliche zu einem sicheren Umgang befähigt werden, meint Stark. Sie erklärt weiter: „Es gilt von Kindesbeinen an über die Schattenseiten des digitalen Raums zu informieren und unsere Kinder und Jugendlichen zu befähigen, verantwortungsbewusst mit den sozialen Medien umzugehen.“

 

Besonders Schulen kommt dabei eine zentrale Rolle bei, ist die kinder- und jugendpolitische Sprecherin überzeugt und führt weiter aus: „Bildungseinrichtungen wie Schulen sind und sollten keine Smartphone-freien Räume bilden, sondern Orte, an denen mit Kindern der bewusste Umgang mit den digitalen Medien geübt wird. Davon können übrigens auch die Erwachsenen profitieren. Denn eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Gewalt im digitalen Raum beschränkt sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene sind betroffen. Wenn wir über mehr Schutz vor digitaler Gewalt diskutieren, dann schließt das ein, auch Erwachsene zu sensibilisieren und nicht nur auf Minderjährige und Schulen zu blicken.“

 

„Sogenanntes Cybergrooming* oder auch Hassreden in den sozialen Netzwerken sind Ausdruck gesellschaftlicher Probleme: fehlende Aufklärung, unregulierte Plattformkonzerne, mangelnder Kinderschutz im Netz. Statt den Zugang zu verwehren, müssen wir klare gesetzliche Regeln für Plattformen schaffen“, schließt die Abgeordnete ab.

 

*Cybergrooming bezeichnet das gezielte Ansprechen und Manipulieren von Kindern oder Jugendlichen durch Erwachsene über digitale Kommunikationskanäle – zum Beispiel in sozialen Netzwerken, Chats oder Online-Spielen – mit dem Ziel, sexuellen Kontakt anzubahnen oder Missbrauch vorzubereiten. Täter:innen bauen dabei oft über längere Zeit ein Vertrauensverhältnis auf, um die Betroffenen emotional zu binden, zu isolieren oder zu erpressen.

 

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