Frauen in der Thüringer Polizei: mehr Gleichstellung und bessere Aufstiegschancen notwendig

Ronald Hande

Auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Thüringer Landtag teilt das Innenministerium mit, dass der Frauenanteil unter den Polizeivollzugskräften im Freistaat trotz eines Personalzuwachses relativ gesehen auf 23,01 Prozent gesunken ist. Gleichzeitig liegt der Anteil von Frauen auf Führungsdienstposten mit 17,08 Prozent noch darunter. Der innenpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, Ronald Hande, erklärt: "Im höheren Dienst zeigt sich das Defizit besonders deutlich: Noch immer ist nur rund jede zehnte Stelle von einer Frau besetzt, was zeigt, dass Aufstiegschancen und strukturelle Förderung weiterhin ungleich verteilt sind. Die Landesregierung muss hier deutlich aktiver werden und auch mehr für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie tun, wenn sich die Thüringer Polizei als modern, bürgernah und zukunftsfähig verstehen will."
Die nun vorliegende Sonderauswertung basiert auf aktuellen Daten vom Sommer 2025, nachdem die letzte Erhebung im Auftrag der Fraktion Die Linke im Februar 2023 erfolgte. Hande weiter: "Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Der Anteil von Bewerberinnen für die Polizeischule ist leicht gestiegen: von 34,72 Prozent im Jahr 2023 auf 37,09 Prozent im Jahr 2024. Hier haben sich die Bemühungen der letzten Jahre gelohnt und die Entwicklung zeigt, dass das Interesse am Polizeiberuf grundsätzlich vorhanden ist, wenn die Zugänge offen und attraktiv gestaltet werden. Dennoch bleibt die Realität in vielen Einsatzbereichen männlich geprägt: In der Bereitschaftspolizei ist der Anteil weiblicher Einsatzkräfte leicht rückläufig und von 54 Führungsfunktionen sind derzeit nur acht mit Frauen besetzt. Noch deutlicher zeigt sich das Ungleichgewicht in den Spezialeinheiten: beim MEK liegt der Frauenanteil unter zehn Prozent, beim SEK gibt es nach wie vor keine einzige Frau in den Kommandos."
Hande verweist auf einen Frauenanteil von über 30% in der Polizei in Rheinland-Pfalz und Bayern und erklärt weiter: „In Thüringen leisten Polizeibeamtinnen und -beamte gleichermaßen qualifizierte und engagierte Arbeit, egal welchen Geschlechts, von der Ermittlungs- und Vernehmungsarbeit über Opferschutz und IT-gestützte Verbrechensbekämpfung bis hin zur Selbstverteidigung und der Deeskalation konfliktträchtiger Einsatzlagen. Die Landesregierung sollte daher das Ziel ausgeben, dass auch die Führungsebene der Thüringer Polizei ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellen sollte, das heißt: Mehr Frauen als bisher in höherer Verantwortung. Es braucht eine noch gezieltere Förderung weiblicher Führungskräfte, damit Frauen auf allen Ebenen der Polizei künftig selbstverständlich vertreten sind und ihre Qualifikationen ebenso einbringen können wie ihre männlichen Kollegen. Gerade beim Aufstieg von Frauen in den höheren Dienst gibt es hier den größten Nachholbedarf, ebenso bei der Familienfreundlichkeit der Organisation insgesamt. Wenn jemand im Eichsfeld wohnt und ständig nach Südthüringen zur Dienststelle pendeln muss oder umgekehrt, führt das zu erheblichen Belastungen für die Familie. Hier sollte man strukturierter als bisher auf wohnortnahe Verwendungen achten und Planungsspielräume nutzen, sonst schmälert das langfristig die Attraktivität des Polizeiberufs."

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