Stark: Jugendarbeit ist kein Luxus
„Wenn Jugendclubs schließen, verlieren junge Menschen nicht einfach einen Freizeitraum, sie verlieren einen Schutzraum, einen Ort für Begegnung, Teilhabe und Selbstwirksamkeit“, erklärt Linda Stark, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, mit Blick auf die jüngste Berichterstattung über den Investitionsstau in der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Thüringen. Sie fordert deshalb ein Investitionsprogramm und echte Beteiligung junger Menschen.
Der MDR hatte am 30. Juli 2025 über die massive Unterfinanzierung der Jugendfreizeiteinrichtungen im Freistaat berichtet. Anlass war unter anderem die Schließung des Jugendclubs „Nordlicht“ in Suhl-Nord zu Beginn des Jahres. Die Landesregierung erklärte in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage, dass die Verantwortung für die Jugendarbeit bei den Kommunen liege, und sieht keine Notwendigkeit, ein neues Förderprogramm aufzulegen. Der Landesjugendring Thüringen hingegen warnt vor einem zunehmenden Verfall der Einrichtungen und fordert das Land zum Handeln auf. Die Fachpolitikerin der Fraktion Die Linke unterstützt diese Forderung ausdrücklich. Aus ihrer Sicht sei die Haltung des Sozialministeriums nicht nur fachlich, sondern auch politisch unhaltbar. Es sei zwar richtig, dass die kommunale Ebene zuständig sei, aber in einer Situation, in der sich fast alle Jugendclubs in mittlerem oder starkem baulichen Verschleiß befinden und über 60 Millionen Euro an Investitionsbedarf im Raum stehen, könne sich das Land nicht länger hinter Zuständigkeitsfragen verstecken.
Die Abgeordnete warnt davor, dass Thüringen sehenden Auges zulässt, wie ein zentraler Bereich der Jugendhilfe schleichend zurückgespart wird. Die Schließung des Nordlicht stehe dafür beispielhaft: „Die Schließung von Einrichtungen wie dem Nordlicht ist ein Armutszeugnis für die Landespolitik und ein Schlag ins Gesicht junger Menschen, gerade in Regionen, die ohnehin mit Abwanderung, Armut und Perspektivlosigkeit zu kämpfen haben. Wenn die Landesregierung weiter tatenlos zusieht, wird Jugendarbeit Schritt für Schritt kaputtgespart“, so Stark.
Jugendarbeit sei weit mehr als das Bereitstellen von Tischkicker und Sofaecke, so die Abgeordnete. Vielmehr handele es sich, um soziale Infrastruktur: „In Jugendclubs werden Integration, Bildungsprozesse und demokratische Entwicklung gefördert“. Das habe sich auf ihrer Sommertour durch Thüringen in zahlreichen Gesprächen immer wieder bestätigt. „Für viele junge Menschen insbesondere für queere Jugendliche, für Geflüchtete und für Kinder aus belasteten Familien sind Jugendclubs der letzte verbleibende Ort, an dem sie sich sicher und angenommen fühlen könnten. Wer diese Räume weiter verfallen lässt, spart an der falschen Stelle und riskiert, dass sich junge Menschen aus Frust und Enttäuschung von der Gesellschaft abwenden.“
Die Abgeordnete betont, sich innerhalb ihrer Fraktion stark machen zu wollen, ein Investitionsprogramm für Jugendclubs auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig fordert sie eine Stärkung der Jugendbeteiligung sowie eine bessere Verzahnung von Schulsozialarbeit und außerschulischer Bildung. Beide Bereiche dürften nicht länger gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssten zusammengedacht und ausgebaut werden. „Die Frage, ob wir jungen Menschen einen Raum geben, sich zu begegnen, auszuprobieren und gehört zu werden, ist keine nachrangige Investitionsfrage. Sie ist eine Frage der demokratischen Kultur“, so Stark abschließend.

