Schutz braucht Struktur, nicht nur guten Willen
„Es gibt keine neutralen Räume, wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen geht. Entweder wir schaffen Strukturen, in denen sie sicher sind oder wir lassen es. Dazwischen liegt nichts“, erklärt Linda Stark, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, anlässlich des heutigen Aktionstags Kinderschutz in Jena.
Der diesjährige landesweite Aktionstag unter dem Motto „Bei uns doch nicht!“ findet in der Ad-hoc-Arena in Jena statt. Im Zentrum steht die Frage, wie grenzverletzende Situationen in pädagogischen Kontexten erkannt und verhindert werden können. „Das ist eine Frage, die nicht nur Professionalität, sondern politische Klarheit verlangt“, so Linda Stark.
Die Linke sieht im Aktionstag ein wichtiges Signal, aber auch eine Mahnung: „Solange Schutzkonzepte freiwillig bleiben, bleibt auch das Risiko systemisch. Wir brauchen verpflichtende Schutzstandards in allen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, etwa in der Schule, im Sport, in der Kirche, im Jugendclub.“
Was heute in Jena diskutiert wird, hat laut Stark konkrete politische Implikationen. Es reiche nicht, Konzepte aufzusetzen, wenn es an Personal, Schulungen oder Umsetzungskraft fehle. „In Jugendämtern fehlt es an Zeit, in Schulen an Zuständigkeit, in Vereinen an Klarheit. Wer das weiter ignoriert, betreibt keinen Kinderschutz, sondern Symbolpolitik.“
Stark betont zugleich die Verantwortung der Gesellschaft als Ganzes: „Kinderschutz ist kein Spezialwissen für Fachkräfte. Es ist ein demokratischer Imperativ, eine Verpflichtung, Macht kritisch zu reflektieren und Schutz nicht als Ausnahme, sondern als Normalfall zu organisieren.“ Wer von der Kinderrechtskonvention spreche, dürfe nicht bei pädagogischen Fachkräften aufhören. Auch politische Entscheidungsträger:innen seien in der Pflicht, rechtliche Vorgaben zu stärken, Beteiligung junger Menschen zu ermöglichen und strukturelle Machtgefälle abzubauen.
Der Aktionstag in Jena sei ein wichtiger Anlass, genau darüber zu sprechen: „Nicht nur, wie wir Missbrauch verhindern. Sondern auch, warum es überhaupt Räume gibt, in denen junge Menschen nicht sicher sind.“

