Frühkindliche Bildung braucht Qualität

„Wenn wir die frühkindliche Bildung in Thüringen auf Dauer voran bringen wollen, muss das Land mehr Erzieherinnen und Erzieher an Hochschulen ausbilden“, sagt Margit Jung, familienpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag.

Der „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der  Bertelsmann Stiftung mache deutlich, dass in Thüringen lediglich drei Prozent der Erzieherinnen einen Hochschulabschluss haben. „Das reicht nicht, um hochwertige Bildungskonzepte im Kita-Alltag umzusetzen“, betont die Abgeordnete.

Erfreulich sei, dass in den vergangenen fünf Jahren zusätzlich 2.200 Stellen geschaffen worden seien. Dennoch liege Thüringen mit einem Betreuungsschlüssel von einer Erzieherin zu 4,9 Kindern deutlich über der Empfehlung der Stiftung von 1 zu 3, aber auch über dem durchschnittlichen Personalschlüssel der westlichen Bundesländer, der bei 1 zu 3,8 liegt. „Entscheidend ist jedoch auch die Altersstruktur in den Tagesstätten“, sagt Margit Jung. „18,2 Prozent der Erzieherinnen sind älter als 55 Jahre und nicht einmal die Hälfte ist unter 40 Jahre.“ Damit könnte Thüringen in den nächsten zehn Jahren einen Personal-Engpass bekommen. Hinzu komme, dass neue pädagogische Erkenntnisse und Entwicklungen eher die junge Generation erreichten.

Wenn der Länderreport lobe, dass in Thüringen eine Stelle mit 40.000 Euro berechnet werde, könne aber die Frage gestellt werden, wie viel tatsächlich bei den Erzieherinnen ankomme. Viele von ihnen seien bei freien Trägern angestellt, die keinen Tariflohn zahlten. Hier bleibe auch das Problem mit der Mittelausreichung über den Kommunalen Finanzausgleich bestehen, da durch die globale Zuweisung Gelder durchaus auch für andere Aufgaben verwendet würden.

„Wir brauchen aber einen Qualitätszugewinn in der Erzieherinnen-Ausbildung“, fordert die Familienpolitikerin. „Wenn Kinder vor der Einschulung kindgemäß gebildet werden sollen, ist eine Breitbandausbildung von Null bis 27 wenig hilfreich.“ Gerade im frühkindlichen Bereich seien die Anforderungen so hoch, dass es hier einen spezialisierten Ausbildungsgang brauche.

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