Fachkräftemangel begegnen, Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt schaffen

Lena Saniye Güngör, Cordula Eger
PresseCordula EgerLena Saniye Güngör

Anfang des Jahres stellte die Bundesregierung ihre Fachkräftestrategie zur Bekämpfung des wachsenden Fachkräftemangels in Deutschland vor. Darin vorgesehen ist auch die Förderung der Erwerbsarbeit von Frauen in Deutschland. Lena Saniye Güngör, Sprecherin für Arbeitsmarkt- und Gewerkschaftspolitik und Cordula Eger, familienpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, fordern in der Diskussion auch endlich mehr Geschlechtergerechtigkeit durch gute Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt:

„Noch immer ist der Arbeitsmarkt in Deutschland durch vielfältige strukturelle Diskriminierungen für Frauen geprägt: So zeigt der SWI Report aus dem Februar, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufig eklatant weniger Lohn erhalten und weitaus häufiger in prekären Jobs wie Minijobs tätig sind. Wenn wir also darüber diskutieren, wie wir dem Fachkräftemangel heute und in Zukunft begegnen wollen, dann müssen wir diesen strukturellen Benachteiligungen entschlossen begegnen und den Arbeitsmarkt in Deutschland geschlechtergerechter gestalten. Dazu gehört auch, bei den Maßnahmen nicht aus den Augen zu verlieren, dass besonders Frauen mit Migrationshintergrund und Frauen mit Behinderungen von den strukturellen Benachteiligungen betroffen sind.“

Neben gleichem Gehalt für gleiche Arbeit, müssen auch passende Rahmenbedingungen etabliert werden, um einen geschlechtergerechteren Arbeitsmarkt zu erreichen“, führt Güngör weiter aus.

„Es braucht vor allem auch eine geschlechtergerechtere Aufteilung der Sorgearbeit, deshalb ist es notwendig, eine Reihe an Ergänzungen des Bundeselterngeldgesetzes vorzunehmen: So z.B. die Erhöhung des Elterngelds auf 80 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens, wenn beide Elternteile jeweils den vollen zeitlichen individuell möglichen Rahmen der Elternzeit ausschöpfen, als auch die Verankerung eines Rückkehrrechtes für den gleichen oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz und das Recht auf kostenfreie Weiterbildungsangebote, die den Wiedereinstieg erleichtern. Solche Anpassungen würde es Eltern leichter machen, die Eltern- und Erziehungszeit zu gleichen Teilen aufzuteilen und Frauen in eine bessere Situation für den Weg zurück in den Arbeitsmarkt ermöglichen“, ergänzt Cordula Eger, familienpolitische Sprecherin. Die Reformierung des Elterngeldes könne jedoch nur ein erster Schritt sein. Darüber hinaus sei für die Organisation von Erwerbsarbeit und Privatleben auch ein stärkeres Mitspracherecht der Arbeitnehmer*innen bei der Arbeitszeiteinteilung notwendig. Es brauche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle, die mit Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen vereinbar sei. Besonders auch das sogenannte Ehegattensplitting gelte es durch eine individuelle Besteuerung zu ersetzen, fordert Eger.

Neben der Reformierung des Elterngeldes sieht Güngör noch weiteren Handlungsbedarf in Bezug auf Anpassungen auf dem Arbeitsmarkt, da spezifisch prekäre Beschäftigung, von der oft Frauen betroffen sind, gleichzeitig auch das Fachkräftepotential erstickt:

"Die allgemeinen Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt müssen grundlegend verbessert werden: Minijobs sind eine Armutsfalle für Arbeitnehmer*innen, aktuell existierende Minijobs gilt es deshalb ausnahmslos in sozialversicherungspflichtige Stellen zu überführen, denn Minijobs sind Teil des Fachkräfteproblems, da sie personelle Ressourcen binden, die woanders dann fehlen. Weiterhin gilt es durch die Einführung eines Tariftreuegesetzes die Tarifbindung zu stärken, denn Tariflöhne sind die beste Garantie dafür, dass Menschen von ihrer Arbeit gut leben können“, so Güngör. „Wenn wir Fachkräfte gewinnen möchten, dann müssen wir uns für den Abbau von Diskriminierung und geschlechtsspezifische Zugangshürden für Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt stark machen“ schließt Güngör ab.