Katharina König-Preuss: Ängste nehmen, Schutz garantieren!

Katharina König-Preuss

Nicht erst seitdem die Deportationspläne der #noafd bekannt geworden sind, wächst die Angst bei den Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland. Katharina König-Preuss hat mit vielen von ihnen gesprochen und ihre Sorgen im #PlenumTh deutlich gemacht.

 

Transkript:

Wir sind nicht diejenigen, die gemeint sind. Gemeint sind andere Menschen. Und ich habe in den letzten Tagen mit mehreren von ihnen telefoniert und sie gefragt: Wie geht es euch damit? Wie geht es euch mit der Recherche? Aber auch wie geht es euch oder ihnen mit der Aktuellen Stunde heute hier durch die AfD im Thüringer Landtag.

Bei allen war ein Wort Angst, Tiefe Angst. Und ich will etwas aus den Gesprächen. Ich durfte die aufzeichnen hier im Landtag zur Verfügung stellen, weil ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir auch erkennen, was so etwas anrichtet, das, was die AfD hier fordert in Treffen, seien sie konspirativ oder öffentlich, bespricht auf den Straßen und Plätzen seit Jahren deutlich auf dem Bühnen, sagt.
 

Was soll ich denn noch machen? Ich lebe seit mehr als 20 Jahren hier und denke, es wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich arbeite ja, ich zahle Steuern. Aber ist das wichtig? Ich bin ein Mensch. Ich war drei Jahre Flüchtling. Ich durfte nichts, rein gar nichts. Diese Zeit hat mich fast kaputt gemacht. Psychisch. Die ständige Unsicherheit, nicht zu wissen, wie es weitergeht. Nicht zu wissen, ob man bleiben kann, ob man in Sicherheit ist. Dieses Gefühl habe ich wieder.


Es ist tief gruselig und es macht mir Angst. Ich bin nie geschützt und es kann immer sein, dass ich vielleicht gehen muss, Dass ich auf eine ganz andere, brutale Art auch entrechtet und entmenschlicht werde oder werden könnte. Und ja, diese Angst ist schon längst präsent, aber dadurch bekommt sie natürlich noch mal einen ganz anderen Ausdruck und ein ganz anderes Ausmaß. Auf jeden Fall macht das Angst. Ich spüre diese Angst.
 

Ich habe immer gedacht Okay, Scheiße, selbst wenn die AfD hier regiert; Ich habe dann aber einen deutschen Pass. Das würde mich beschützen. Ich spüre die Angst nicht nur bei mir. Ich spüre sie bei meiner Familie, bei meiner Schwester ganz besonders. Ich spüre sie bei allen Menschen, mit denen ich tagtäglich in Kontakt bin. Menschen aus Syrien, aus Afghanistan, Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern, die mit einer großen Hoffnung und auch nicht nur mit Hoffnung hierhergekommen sind, sondern auch, weil sie gezwungen waren, die Orte, wo sie waren, zu verlassen und weil es für sie keinen Ausweg gab. Das sind Menschen, die sich jeden Tag viel Mühe geben, hier anzukommen. Die Sprache zu lernen, einem Job nachzugehen. Die diesem Land etwas zurückgeben wollen. Und dann hören sie darüber sprechen, dass Menschen abgeschoben werden sollen. Und es bleibt ja nicht nur bei den Abschiebungen.


Als ich meiner Mutter von dem Geheimtreffen erzählt habe, hat sie mich empört, aber auch entsetzt, aber in irgendeiner Art und Weise auch so schmerzhaft angeschaut. Sie hat aufgegeben, dagegen anzukämpfen. Sie überlegt noch, wie sie sich und uns am besten schützen kann, wenn es so weit kommt. Und das ist nur noch absurd.
 

Ich bin Arzt, ich komme aus Syrien. Ich weiß, dass meine Mutter, meine Frau, meine Kinder und ich gemeint sind. Ich dachte, ich bin hier zu Hause. Meine Kinder gehen hier in die Schule und den Kindergarten. Aber die Angst um sie wird von Tag zu Tag größer. Ein Zuhause mit Angst ist kein Zuhause mehr.

 

Ich glaube, dass wir eine Aufgabe haben, den Menschen die Angst zu nehmen und die Sicherheit zu geben. Hier in Thüringen, aber auch anderswo in Deutschland, sich auf uns verlassen zu können, dass wir sie schützen. Herzlichen Dank.