Untersuchungsausschuss Treuhand befragt Wissenschaftler:innen und Birgit Breuel
Am morgigen Dienstag, 24. Oktober, findet die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses „Treuhand in Thüringen“ statt. Dieses Mal stehen im Zentrum die Auswirkungen der Politik der Treuhandanstalt auf die sozioökonomische Situation der Thüringerinnen und Thüringer. Dazu sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie politische Entscheiderinnen und Entscheider der (frühen) 90er Jahre geladen.
„Als LINKE haben wir immer die fatalen Auswirkungen der Treuhandpolitik auf die Beschäftigten in unterschiedlichsten Branchen kritisiert - insbesondere der Hochdruck-Privatisierungen von Betrieben“, macht Lena Saniye Güngör, arbeits- und gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, deutlich.
Zu Beginn der Neunzigerjahre sank die Zahl der Beschäftigten in den ostdeutschen Betrieben von 4,1 Millionen auf 1,24 Millionen Menschen. Die Arbeitslosigkeit in Thüringen wuchs auf 15,6 Prozent im Jahr 1994 und 1997 sogar auf 17,8 Prozent, wobei die berüchtigte Kurzarbeit Null noch nicht mitgezählt ist. Mit der damit einhergehenden Perspektivlosigkeit für eine ganze Generation wurde eine massive Abwanderung von jungen Menschen aus Thüringen in Gang gesetzt.
„Wir erwarten uns von den Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft Einblicke in die sozioökonomische Struktur Thüringens von den Neunzigerjahren bis zur Gegenwart. Gleichzeitig hoffen wir, dass diejenigen, die Schlüsselpositionen in der Treuhandanstalt und der Thüringer Politik innehatten, Antworten auf drängende Fragen von sozialen Verwerfungen Betroffener geben“, unterstreicht Güngör.
Andreas Schubert, Obmann im Untersuchungsausschuss für DIE LINKE, ergänzt: „30 Jahre nach dem Ende der Treuhandanstalt stellen sich viele Menschen immer noch die Frage, inwiefern die Arbeit der Treuhand ursächlich für die strukturelle Benachteiligung Thüringens in Bezug auf Einkommen, demografischen Wandel, Wirtschaftsstruktur und auch Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft war. Der Untersuchungsausschuss muss hier aufklären.“
Der öffentliche Teil der Sitzung findet 9:30 Uhr im Plenarsaal statt. Interessierte können ohne vorherige Anmeldung von der Gästetribüne aus teilnehmen.