Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken

Lena Saniye Güngör

Medienberichten zufolge arbeiten Mütter in Deutschland häufig weniger als sie sich wünschen. Grund dafür ist vor allem die Ausprägung des Arbeitsmarktes, der noch immer Geschlechterungleichheiten begünstigt und fördert. In Deutschland ist nur die Hälfte der Mütter erwerbstätig. Hinzu kommt, dass mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter in Teilzeitjobs beschäftigt sind. Damit steigt ihr Risiko massiv, später in Altersarmut abzurutschen.

In Thüringen zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Hier sind deutlich mehr Mütter erwerbstätig. Laut Statistischem Landesamt waren es im Jahr 2022 rund 75 Prozent, wovon 53,9 Prozent der aktiv erwerbstätigen einer Erwerbstätigkeit in Vollzeit nachgehen und 46,1 Prozent teilzeitbeschäftigt sind. „Thüringen ist damit auf einem wesentlich besseren Weg im Vergleich zu anderen Bundesländern“, resümiert Lena Saniye Güngör, arbeitsmarkt- und gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag.

Trotz dieser Aussichten warnt die Abgeordnete davor, Geschlechterungleichheiten für nichtig zu erklären: „Viele Mechanismen struktureller Diskriminierung werden gar nicht bewusst wahrgenommen und führen unbewusst zu einer Entscheidung zugunsten des klassischen Ernährer-Modells. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen auch weitere Merkmale, wie z. B. ein Migrationshintergrund, die nochmals mit neuen Stigmata und Diskriminierung verbunden sind. Es geht darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Entscheidung, wer in der Familie berufstätig ist und vor allem auch wie, grundsätzlich nicht von Faktoren wie dem Geschlecht abhängig gemacht wird.“

Dem schließt sich auch Cordula Eger, familienpolitische Sprecherin, an: „In Familien treffen die beruflichen Vorstellungen und Ziele zweier Elternteile aufeinander. Problematisch wird es, wenn der Arbeitsmarkt vor allem aber ein Arbeitsmarkt für Männer ist. Und ein Blick in Richtung Bund zeigt: Die klassische Rollenverteilung mit dem Mann als Hauptverdiener wird durch die aktuelle arbeitsmarktpolitische Ausprägung der Ampel weiterhin zu sehr begünstigt. Deshalb braucht es mehr solide gesellschaftliche, arbeitsmarkt- und familienpolitische Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel familienorientierte Flexibilität, hinsichtlich der Arbeitszeiten und -orte, die der Lebensrealität von Müttern gerechter werden. Aber auch die Netzwerke der lokalen Bündnisse für Familien in Thüringen sind wichtig, damit vor allem auch Kenntnisse von den lokalen Familienleistungen und Unterstützungsangeboten für Familien mit geringem und mittlerem Einkommen weitergegeben werden können.“

„Ein weiterer wichtiger Schritt wäre, nicht länger an dem Ehegatten-Splitting festzuhalten, sondern stattdessen Modelle einer individuellen Besteuerung zu fördern. Eine solche Reform sollte die Bundesregierung endlich auf den Weg bringen. Auch etwaige Lohnlücken zwischen den Gehältern von Männern und Frauen müssen endlich geschlossen werden“, schließt Güngör ab.