Kati Engel: Auch Thüringen hat Nachholbedarf bei der Ausbildungsqualität bestimmter Branchen

„Der 10. Ausbildungsreport der DGB-Jugend zeigt, dass bei allem Lob für die duale Ausbildung in einigen Berufen noch erhebliche Mängel bestehen“, so die Landtagsabgeordnete Kati Engel, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag für Ausbildung.

Dem jetzt veröffentlichten Report liegen die persönlichen Erfahrungen von Auszubildenden zu Grunde, die sonst in dieser Weise nicht zu Wort kommen. Befragt wurden bundesweit 18.627 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Seit einem Jahrzehnt macht die DGB-Jugend mit dem Ausbildungsreport auf bestehende Probleme aufmerksam.

Im Gegensatz zum deutschlandweiten Trend ist der Ausbildungsmarkt in Thüringen in einer sehr komfortablen Lage. Dennoch sind immer noch 1.944 junge Menschen ohne einen Ausbildungsvertrag und 3.860 Ausbildungsstellen unbesetzt. „Es muss jetzt dringend die Vermittlung, aber auch die Qualität der beruflichen Ausbildung verbessert werden, sonst verlassen noch mehr junge Menschen Thüringen“, fordert die Landtagsabgeordnete.

So würden viele, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, von vornherein ausgeschlossen, da diese Plätze nur für Realschüler oder Abiturienten ausgeschrieben seien. „Schülerinnen und Schüler mit einem Hauptschulabschluss gehen meist leer aus, und gleichzeitig beschweren sich die Betriebe über einen Fachkräftemangel. Das ist doch eine paradoxe Situation“, kritisiert Engel.

Hinzu komme eine Akkumulation unbesetzter Stellen in bestimmten Branchen, die seit Jahren im Ausbildungsreport der DGB-Jugend schlecht abschneiden. Dazu zähle nach wie vor der Hotel- und Gaststättenbereich, der gerade für Thüringen ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor sei. „Junge Menschen meiden bewusst diese Ausbildungsberufe, da sich die eklatant schlechten Bedingungen, wie z. B. Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten und geringe Vergütung, längst herumgesprochen haben. Die Qualitätsmängel gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe sind seit vielen Jahren bekannt. Der Fachkräftemangel ist somit ein selbstverschuldetes Problem, das nur von den Arbeitgebern in Kooperation mit der entsprechenden Fachgewerkschaft behoben werden kann“, so die Abgeordnete.

„Letztendlich muss es wirksamere Kontrollen zur Überwachung der Ausbildungsqualität geben. Die Kammern kommen dieser Aufgabe momentan nur unzureichend nach. Zudem sind sie von ihrer Struktur her arbeitgeberfinanzierte Interessenverbände. Auszubildende brauchen eine Beschwerdestelle, der sie vertrauen. Hier sind Politik und Gewerkschaften gleichermaßen gefragt“, sagt Kati Engel abschließend.