Hebammen jetzt entlasten!

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Thüringer Hebammenverbandes, das heute in Erfurt feierlich begangen wird, erklärt Karola Stange, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag: „Wir fordern die Bundesregierung auf, die Hebammen bei den Haftpflichtbeiträgen jetzt zu entlasten und nicht die Zeit mit langwierigen Studien unnütz verstreichen zu lassen!“ Die Abgeordnete der LINKEN reagiert damit auf den Plan von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, zunächst die Einkommenssituation von Hebammen zu untersuchen.

Nach Angaben des Deutschen Hebammenverbandes haben von den 4.000 freiberuflichen Hebammen schon jetzt 400 ihre Tätigkeit aufgegeben, weil sie sich die Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung nicht mehr leisten können. Diese sind in den vergangenen Jahren von 1.300 Euro auf 2.370 gestiegen, um dann am 1. Juli weiter auf 3.700 Euro angehoben zu werden. Schon jetzt fehlen also 400 Fachkräfte, um Vorsorge, Schwangerschaft, Geburt und Säuglingsbetreuung abzusichern. Der Hebammenverband erwartet zum Jahresende einen weiteren Rückgang.

Bereits seit einem Jahr kämpfen die Hebammen darum, ihren Beruf so ausüben zu können, dass er auch existenzsichernd ist. „Wer von seiner Arbeit nicht leben kann, wird sie über kurz oder lang aufgeben müssen“, kommentiert Karola Stange diesen Kampf. „Das dürfen wir nicht zulassen.“ Dieser Ansicht waren auch die 185.000 Menschen, die eine E-Petition zur Unterstützung der Hebammen unterzeichnet haben. „Jetzt ist es an der Zeit, die Vergütungsordnung anzupassen und die Hebammenhilfe im Sozialgesetzbuch zu verankern“, sagt Karola Stange. Das seien die Voraussetzungen, um Geburtshilfe auf Dauer in Städten, aber vor allem auch in ländlichen Regionen abzusichern.

Die Große Anfrage zur Arbeit der Hebammen in Thüringen habe ergeben, dass in einigen Thüringer Städten und Kreisen keine Familienhebammen eingesetzt würden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es z.B. in Eisenach oder Suhl keine Mütter gibt, die nach der Geburt sozialer Unterstützung bedürfen, wie sie ihnen die Familienhebammen geben könnten“, stellt Karola Stange fest. „Wir fordern deshalb die weitere Ausbildung und langfristige Finanzierung der Familienhebammen ebenso wie die Ausweitung des Angebotes auf ganz Thüringen.“