Die 4-Tage-Woche – alternative Arbeitszeitmodelle als ein möglicher Weg zur Bewältigung des Arbeits- und Fachkräftebedarfes in Thüringen

Lena Saniye Güngör

Die 4-Tage-Woche steht als alternatives Arbeitszeitmodell zunehmend in der gesellschaftlichen Debatte. Am 30.8.2023 hat die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag eine thematische Fraktionssitzung zu der Thematik veranstaltet, um dieses Thema auch im parlamentarischen Raum zu behandeln. Als Referentin ist hierzu Dr. Kathrin Mohr geladen worden, Mitglied des IG Metall Bundesvorstand und politische Sekretärin für den Bereich Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik. Zunächst stellte Dr. Kathrin Mohr die Dauer und Gestaltung von Arbeitszeit vor. Hierzu gehört unter anderem die Einführung des 8-Stunden-Tages 1918 im Nachgang der Novemberrevolution. Daran schloss sich eine Debatte innerhalb der Fraktion an. 

Die arbeits- und gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Lena Saniye Güngör, äußert dazu:

„Der steigende Arbeits- und Fachkräftebedarf in Thüringen führt zu neuen Konstellationen auf dem Thüringer Arbeitsmarkt. Die Arbeitnehmendenseite wird in den nächsten Jahren eine gestärkte Position gegenüber der Unternehmensseite einnehmen, jedoch wird dies je nach Branche unterschiedlich ausgeprägt sein. Eine 4-Tage-Woche kann hier als ein alternatives Arbeitszeitmodell verstanden werden, welches die Attraktivität von Unternehmen und Branchen erhöhen kann. Außerdem kann sie zu einer gerechteren Aufteilung von Care-Arbeit beitragen, da beide Elternteile in gleichen Maße Zeit für diese Aufgaben zur Verfügung hätten und das Gefälle zwischen immer noch vorwiegend weiblich geleisteter Care-Arbeit und männlicher Vollzeitarbeit abgebaut wird.“

Im Austausch mit Dr. Kathrin Mohr wurde deutlich, dass der Kampf um Arbeitszeitsouveränität ein zentraler Aspekt gewerkschaftlicher Konflikte ist, sowohl historisch als auch gegenwärtig betrachtet. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität der letzten Jahrzehnte kommt nicht in gleichem Maße bei den Beschäftigten an, hier setzt das Konzept der 4-Tage-Woche an:

„Ein weiterer Punkt ist das immer noch große Ost-West-Gefälle hinsichtlich der Arbeitszeiten und des Lohnes. Die Durchschnittsarbeitszeit in Ostdeutschland beträgt 38,7 Stunden pro Woche, in Westdeutschland sind es nur 37,6 Stunden. Von einer Absenkung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich würden deshalb gerade Beschäftigte in Thüringen profitieren. Die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag setzt sich mit der Thematik einer 4-Tage-Woche, ihre Möglichkeit und Auswirkung auf Unternehmen und Branchen und Wechselwirkungen auf alle Bereiche der Arbeitswelt deshalb bereits auseinander und behandelt diese in einem offenen Diskussionsprozess“, so Güngör abschließend.