Argumente des Landesrechnungshofs wiegen schwer, Verbeamtung kann nur Teillösung sein

Seit Jahren wird in Thüringen über die seit 2008 ausgesetzte Verbeamtung von LehrerInnen diskutiert und gestritten. In Zeiten der knappen Stellen und des Personalüberhangs an den Schulen war es kein Problem, die wenigen offenen Stellen im staatlichen Schuldienst entsprechend der benötigten Fächerkombination zu besetzen. Es war aber damals schon absehbar, dass sich diese Situation komplett drehen wird. „Lehrerinnen und Lehrer mit einer bestimmten Fächerkombination oder Lehrbefähigung, wie z.B. Förderpädagogen, sind heute schon wie Goldstaub von allen Bundesländern begehrt. Für diese dringend benötigten Lehrkräfte kann die Rückkehr zur Verbeamtung ein zusätzliches Zeichen sein, dass sich Thüringen als Arbeitgeber attraktiv im Ländervergleich aufstellt“, unterstreicht Torsten Wolf, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE und Mitglied im Haushaltsausschuss.

Doch der Koalitionsvertrag nennt noch mehr Punkte, um die Einstellungsbedingungen so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu gehörten u.a. bessere Bedingungen für Referendare (zweite Phase der Lehrerausbildung). „Hier hat sich Thüringen in den letzten Jahren sogar zurückentwickelt, was u.a. an dem von der CDU zu verantwortendem Besoldungsgesetz liegt“, konstatiert Wolf. „Größte auf uns übertragene Probleme gibt es seit Jahren im Übergang von der Universität (1. Phase der Lehrerausbildung) zum Vorbereitungsdienst (Referendariat). Dieser Bereich, in dem es um die Synchronisierung zwischen Abschluss mit Zeugnisausgabe und Bewerbungsende für den Vorbereitungsdienst geht, kann und muss zwischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium neu geregelt werden. Durch die jetzige Regelung gehen uns zu viele dringend benötigte gut ausgebildete Lehrkräfte verloren“, gibt Wolf zu bedenken.

Die Thüringer Lehrer hätten im Ländervergleich noch attraktive Arbeitsbedingungen. „Bei Lehrerarbeitszeit, Abminderungen, Klassengrößen – hier aber nur noch in den ländlichen Regionen – ist Thüringen als Arbeitgeber heute noch gut aufgestellt“, so der LINKE-Abgeordnete. Es sei richtig, dass sich Thüringen diese Attraktivität erhalten will. Als zentrale Aufgabe stehe das Überprüfen des Stellenabbaupfads der vorherigen Landesregierung hinsichtlich der Notwendigkeit und Realisierbarkeit an. Hier verweist Torsten Wolf auf den Thüringen Monitor 2011, in dem festgestellt wurde, dass sich 96 Prozent der Thüringer gegen Einsparungen im Bildungsbereich aussprachen.

„Da die Stundentafel Bestand haben soll und Thüringen sich weiter auf dem Weg zu einer inklusiven Schule entwickeln will, haben wir im Koalitionsvertrag deutlich verbesserte Regelungen für Seiteneinsteiger und eine Attraktivitätsoffensive für Förderpädagogen vereinbart“, so Wolf. „Rechnungshofpräsident Dr. Dette hat den Finger in die Wunde gelegt: Attraktivität im Lehrerberuf ist mehr als Verbeamtung. Neueinstellungen entsprechend des Bedarfs zur Erfüllung der Stundentafel an allen Schulen, attraktive Bedingungen für Seiteneinsteiger und Lehramtsanwärter, multiprofessionelle Teams zur Erfüllung des inklusiven Bildungsauftrags und Verbeamtung sind notwendige Bedingungen, damit alle Kinder in Thüringen durch Bildung beste Voraussetzungen für ihr späteres Leben haben“, sagt  der LINKE-Bildungspolitiker.