„Wir werden uns natürlich an der Protestwelle beteiligen“

Im Aktuellen Interview betont Katja Wolf, die 2009 im Wahlkreis Eisenach direkt in den Landtag gewählt wurde, die Notwendigkeit finanzieller Hilfe des Landes für das Theater der Wartburgstadt. Derzeit lasse die Landesregierung die Stadt allerdings „völlig im Regen stehen“. Die LINKE werde die Proteste vor Ort unterstützen, sie stehe persönlich im Kontakt mit den Akteuren, um eine Lösung für das Theater zu finden.

Das traditionsreiche Theater Eisenach ist in Gefahr. Wie sieht die Situation vor Ort aus?

Hier in der Stadt Eisenach ist die Aufregung natürlich sehr groß, zumal die Situation zurzeit nicht gänzlich klar ist. Wir haben auf der einen Seite  einen bestehenden Vertrag, der mit dem Theater geschlossen wurde und über das Jahr 2012 hinaus gilt und erst Ende 2013 ausläuft, haben auf der anderen Seite aber nicht die Möglichkeit, die knapp zwei Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, die die Stadt als eigenen Beitrag leisten muss. Das Geld müsste logischerweise vom Land kommen - es gibt einen bestehenden Vertrag.. Das tut es aber derzeitig nicht und deshalb steht das große Fragezeichen, wie es nun weitergeht.

Sie haben der Landesregierung „parteitaktische Spielchen“ vorgeworfen. Was kritisieren Sie konkret?

Man lässt Eisenach völlig im Regen stehen. Auf der einen Seite scheut man sich vor notwendigen Entscheidungen, um die finanzielle Situation der Stadt zu entspannen oder zumindest wieder halbwegs erträglich zu gestalten. Um es klar zu sagen: die Aufhebung der Kreisfreiheit Eisenachs ist dringend geboten, davor scheut man sich aber auf Landesebene, weil man mit einer Gebietsreform nicht beginnen möchte. Auf der anderen Seite wird das Defizit Eisenachs nicht getilgt, so dass sich da die Katze in den Schwanz beißt. Eisenach ist aus eigener Kraft nicht in der Lage ihren Haushalt auszugleichen – selbst wenn wir alle freiwilligen Aufgaben streichen würden. Natürlich sind das parteitaktische Spielchen. Wenn man nicht den Mut hat, die Kreisfreiheit wieder abzuschaffen, um Eisenach in eine handlungsfähige Situation zu bringen, dann muss man in der logischen Konsequenz die Finanzierung unter anderem des Theaters sichern.

Wie wird die LINKE weiter mit dem Thema umgehen?

Wie werden uns natürlich an der Protestwelle beteiligen, die sich jetzt hier auftut. Am Sonnabend den 31.3., ist die erste große Demonstration. Ich habe die wichtigsten Akteure am 30.3. zu einem Gespräch eingeladen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Bei uns ist klar: wir stehen zum Theater und werden den entsprechen Druck aufmachen, sowohl im Land als auch in der Stadt.

Sind parlamentarische Aktivitäten geplant?

Wir prüfen gerade, wie wir das Thema in den Fachausschuss des Landtags holen, um dort von der Landesregierung ein Bekenntnis zum Theater Eisenach zu bekommen. Außerdem wird im Moment ein Plenarantrag erarbeitet, um das Ganze auf die Landesebene zu heben. Der Finanzminister hält sich am 29.3. in Eisenach auf, bei einer Wahlkampfveranstaltung für den Bürgermeisterkandidaten der CDU. Ich gehe davon aus, dass dort Bürgerinnen und Bürger die Zukunft des Theaters zum Thema machen und von ihm ein Bekenntnis abfordern. Wir unterstützen natürlich, dass ordentlich Druck auf den Kessel kommt.

Das Gespräch führte Stefan Wogawa.

Für den Erhalt des Theaters Eisenach

Landesregierung lässt Theater Eisenach ausbluten!

„Diese Spielchen innerhalb der Landesregierung werden auf dem Rücken der Kulturschaffenden ausgetragen. Die Hängepartie für das Eisenacher Theater ist unerträglich und ein echtes Drama! Um die Rettung des Theaterstandorts geht es dabei doch schon lange nicht mehr“, moniert die Eisenacher LINKE-Landtagsabgeordnete Katja Wolf in Bezug auf die Diskussion zwischen Kultusminister Matschie und Finanzminister Voß hinsichtlich der Finanznot des Theaters. Die Linksfraktion plant, Sondersitzungen für den Haushalts- und Finanzausschuss sowie den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur zu beantragen, um Lösungen für die Situation der Theater in Thüringen zu finden.

In einer Pressemeldung hatte Kultusminister Matschie verlautbaren lassen, er habe um die Bereitstellung der erforderlichen zwei Millionen Euro zur Rettung des Theaters gebeten, doch diese seien von den CDU-Kabinettsmitgliedern abgelehnt worden.
Die Probleme in Eisenach sind allerdings nicht so neu, wie es die Aktualität in der Presse vermuten ließe. So hat die Stadt nach wie vor keinen Haushalt aufstellen können. Hilfe vom Land gab es laut Wolf keine. „Dass Eisenach finanziell handlungsunfähig ist und die Stadt dadurch auch ihren Eigenanteil am Theater nicht zahlen kann, ist Schuld der Landesregierung. Strukturelle Fehlentscheidungen und die Weigerung, die Kreisfreiheit in Frage zu stellen, haben zu diesem Dilemma geführt. Uns jetzt auf ganzer Breite verhungern zu lassen, ist eine bodenlose Frechheit! Ich fordere das Land auf, endlich zu seiner Verantwortung zu stehen und den hohen Stellenwert von Kultur mit reellen Zahlen zu untersetzen“, fordert Frau Wolf.

Auf den sich abzeichnenden Trend des Kultursterbens in Thüringen verlange die LINKE im Landtag seit Wochen ein Gegensteuern. Nicht nur das Eisenacher Theater stehe vor dem Aus. „Anstatt vorher die Kulturfinanzierung auf ein festes Fundament zu stellen, wird erst kurz vor zwölf halbherzig versucht, noch etwas zu retten“, moniert die Abgeordnete. Seit Jahren schlägt die LINKE eine Neufassung der Kulturfinanzierung in Thüringen vor. Die Koalition wollte bis dato davon nie etwas wissen. „Die Situation in Eisenach wie auch momentan in Altenburg-Gera zeigt einmal mehr, dass sich grundlegend etwas ändern muss! Die Landesregierung muss endlich aufhören, den Kulturkannibalismus noch zu befördern, wenn sie schon nicht imstande ist, diesen zu verhindern!“, so Wolf.