Zweites Gesetz zur Änderung des Thüringer Nichtraucherschutzgesetzes

Zum Gesetzentwurf der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 5/4449

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, eigentlich war geplant, dass ich als Zweite aus der Fraktion DIE LINKE spreche, und zwar deswegen, da ich nicht unbedingt die Mehrheitsmeinung meiner Fraktion vertrete,


(Zwischenruf Abg. Ramelow, DIE LINKE: So ist es.)


sondern eine Teilmeinung. Ich möchte Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber auch Ihnen, sehr geehrte Volkserzieher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,


(Beifall DIE LINKE)


kurz wenigstens mitteilen, warum ich Ihren Antrag absolut ablehne. Das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass ich sehr gern rauche und das auch sehr gern in Gesellschaft mache wie jetzt zum Anschluss, sobald ich hier fertig bin mit der Rede,


(Beifall SPD)


sondern hat auch etwas


(Heiterkeit im Hause)


- leider kann man ja im Plenarsaal nicht rauchen, sonst würde ich das ja höchstwahrscheinlich tun - damit zu tun, dass ich Ihnen unterstelle, dass Sie von einer völlig falschen Lebensvorstellung ausgehen, nämlich davon, möglichst lange zu leben,


(Beifall DIE LINKE)


nicht davon, wofür und wozu es sich zu leben lohnt, sondern das Leben als eine Aneinanderreihung von Sekunden, Minuten und Stunden zu betrachten.


(Heiterkeit im Hause)


Ich glaube, alle, die „Momo“ gelesen haben, wissen, dass es nicht darum geht, sondern dass es letztendlich darum geht, das Leben zu genießen -


(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: In vollen Zügen.)


in vollen Zügen, natürlich, und zwar im doppelten und dreifachen Sinne - und dass man zuletzt genau weiß, wofür und wozu man gelebt hat. Es geht nämlich nicht darum, nur gesund und rein in Ihrem Verständnis zu leben, wie Sie sich das höchstwahrscheinlich vorstellen, sondern - und jetzt möchte ich den Philosophen Faller von der Universität Wien zitieren: „Statt zu fragen, wofür wir leben, fragen wir uns nur noch, wie wir möglichst lange leben, wir mäßigen uns maßlos.“ Das ist als Merkmal unserer Epoche eher Krankheitssymptom. Die Leute werden dazu angehalten, ihr Leben als Sparguthaben zu betrachten und eifersüchtig darauf zu achten, dass ihnen niemand etwas abknapst. Das ist eine Vorsicht gegenüber dem Leben, die das Leben selber tötet. Sie führt zu einer vorzeitigen Leichenstarre.


(Beifall DIE LINKE)


(Zwischenruf Abg. Schubert, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wenn das so wäre, wären wir keine Abgeordneten geworden.)


Herr Pfaller sagt auch - dem möchte ich mich zumindest für den kleineren Teil meiner Fraktion, die mit mir gemeinsam Ihren Antrag ablehnen werden, anschließen - ich setze da ja noch auf die CDU und die SPD, ich glaube, da ist Verlass -,


(Zwischenruf Abg. Dr. Zeh, CDU: Das ist ein Nichtraucherschutzgesetz und kein Lebenszeitverlängerungsgesetz, Frau Kollegin.)


dass wir nicht den Tod fürchten sollten, sondern das schlechte Leben. Mit Verboten und mit Einschränkungen wird meiner Meinung nach das Leben nicht besser, sondern schlechter. Danke schön.


(Beifall CDU, DIE LINKE, SPD)


Dateien