Wintertourismus in Thüringen den klimatischen Bedingungen anpassen

Zum Antrag der Fraktion der CDU - Drucksache 6/3434


Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, der nächste Winter kommt bestimmt, auch wenn es derzeitig noch nicht ganz so aussieht, aber in den frühen Morgenstunden erinnert zumindest schon vieles an einen beginnenden Winter, auch wenn es im Moment noch September ist. Wir haben sehr lange über diesen Antrag diskutiert und, ich glaube, wir haben uns auch sehr intensiv damit beschäftigt in den unterschiedlichen Facetten. Ich will heute gar nicht mehr so groß auf den Antrag der CDU-Fraktion in den einzelnen Punkten eingehen. Das haben wir, glaube ich, in der ersten Lesung sehr ausführlich getan und haben herausgearbeitet, dass wir mit einigen Dingen nicht einverstanden sind bzw. die für nicht notwendig halten. Ich will exemplarisch an dieser Stelle nur noch mal zwei, drei Dinge benennen.


Im Punkt 1 des Antrags der CDU-Fraktion wird gefordert, die Studie „Wintersport-Tourismus im Thüringer Wald“ aus dem Jahr 2008 fortzuschreiben. Ich habe schon in der ersten Lesung gesagt und möchte es hier noch einmal wiederholen: Wir haben in den letzten drei Jahren dem Tourismus hier in diesem Haus eine sehr große Bedeutung beigemessen. Das hat auch etwas mit dem Ministerium für Wirtschaft zu tun, weil ich glaube, es ist eben erkannt worden, dass der Tourismus tatsächlich für Thüringen noch ein großer Wirtschaftsfaktor ist.


(Zwischenruf Abg. Fiedler, CDU: Ein ganz großer!)


Und wir haben in den letzten drei Jahren nicht umsonst drei Konzepte erstellt oder sie sind durch das Ministerium erstellt worden. Es ist das Konzept „Zukunft Thüringer Wald“, es ist der „Masterplan Wanderwegenetz“, es ist die „Tourismuskonzeption Thüringer Wald“ und es ist – ich glaube, die wichtigste Geschichte – die „Landestourismuskonzeption 2025“ entstanden. Aus unserer Sicht heraus ist es nicht notwendig, jetzt exemplarisch weitere Studien an dieser Stelle anzufertigen; in den angefertigten Studien sind die Punkte enthalten.


Ich will hier auch noch einmal in Richtung der CDU-Fraktion sagen: Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben in den letzten Aussprachen hier gerade auch zu Fragen des Wirtschaftsministeriums immer wieder gesagt, dass Studien über Studien erstellt worden sind und es geht jetzt endlich darum, auch mal zu handeln. Und genau in diesem Sinne, glaube ich, ist es an der Zeit zu handeln. Deshalb ist hier eine weitere Studie nicht notwendig.


Ich glaube, ich will auch einen zweiten Punkt noch nennen, warum wir gesagt haben, dass der Antrag der CDU-Fraktion für uns nicht zustimmungsfähig ist. Wenn ich in Punkt 2 im fünften Stabstrich „die Optimierung des Abfahrtskisports im Hinblick auf besonders familienfreundliche Einstiegsangebote“ und „strategische Partnerschaften mit dem Alpenraum anstreben“ sehe, dann trägt sie nicht dem Rechnung, dass wir unweigerlich einen Wandel im Klima haben. Thüringen wird definitiv kein Abfahrtsskiland werden und wer heutzutage tatsächlich Abfahrtsski betreiben will, der wird nicht nach Thüringen kommen, sondern der wird genau in die Regionen, um die es geht – der wird in die Alpen fahren und dort seinem Skisport nachgehen.


Meine sehr geehrten Damen und Herren, dabei will ich es bewenden lassen, mich noch mal auf diesen Antrag der CDU-Fraktion zu beziehen. Ich möchte hier vielmehr noch einmal ein paar Zahlen nennen, nämlich Daten und Fakten zur Wintertourismusentwicklung im Vergleich der Jahre 2016 und 2017. Dabei ist zu verzeichnen, dass es auch bei der Wintertourismusentwicklung so ist, dass wir vor allen Dingen einen Zuwachs im Städtetourismus haben. Vor allen Dingen im Städtetourismus und das auch in den Wintermonaten, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das heißt, wenn ich es mal ganz konkret an Zahlen mache, für die Monate Januar, Februar und März im Jahr 2017: Insgesamt sind 1,7 Millionen Übernachtungen zu 9,8 Millionen insgesamt in Thüringen, das sind ca. 15 Prozent, und beim Thüringer Wald, um die eine Region herauszunehmen, sind es 780.000 Übernachtungen zu 4,2 Millionen im Jahr gesamt. Das heißt nichts anderes, als dass der Wintertourismus in den Jahren – Januar, Februar und März – noch nicht mal 25 Prozent des Angebots insgesamt umfasst. Ich glaube, wir dürfen dem Wintertourismus an dieser Stelle nicht die herausgehobene Bedeutung beimessen, sondern wir brauchen einen Ganzjahrestourismus für Thüringen, um insgesamt die Übernachtungszahlen zu steigern.


(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nicht umsonst, und das will ich noch mal sagen, haben wir einen Alternativantrag gestellt und ich möchte gern zu den fünf Punkten des Alternativantrages noch einmal kurz etwas sagen. Im ersten Punkt geht es um Ganzheitlichkeit. Ganzheitlichkeit heißt eben, dass sowohl die Mittelgebirgsregion – insbesondere den Thüringer Wald müssen wir verstärkt zu einer attraktiven, ganzjährigen Urlaubsregion entwickeln. Das bedeutet sowohl die Weiterentwicklung bestehender als auch die Schaffung neuer Möglichkeiten. Ganzheitlichkeit im Tourismus.


Punkt zwei, Nachhaltigkeit. Wir müssen bei aller Entwicklung des Tourismus schauen, dass wir die Frage der ökologischen Entwicklung nicht vernachlässigen. Die ökologische Entwicklung ist von herausgehobener Bedeutung, auch bei der Entwicklung des Tourismus. Touristinnen und Touristen wollen da hinfahren, wo sie gesunde Wälder, gesunde Flüsse, gesunde Seen haben, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Punkt 3 heißt für mich Attraktivität. Wir brauchen im Tourismus eine ständige Verbesserung der Nachhaltigkeit der touristischen Angebote und eine Erweiterung der Angebote, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der Einbindung des ÖPNV. Die Einbindung des ÖPNV spielt eine große Rolle bei der weiteren Entwicklung.


Punkt vier, Leistungsfähigkeit. Leistungsfähigkeit heißt, dass wir es schaffen müssen, dass wir sowohl die vorhandenen Angebote mit der ThüringenCard, mit der Thüringer Wald Card dahin gehend erweitern müssen, dass sie nicht nur dazu dienen, dass man in Museen gehen kann, dass man andere Angebote nehmen kann, wir müssen die Thüringer Wald Card auch dahin gehend entwickeln, so wie es unter anderem im Schwarzwald möglich ist, dass man damit auch in die Loipe einsteigen kann, dass wir diese für andere Angebote nutzen können.


Punkt 5 – Zukunftsfähigkeit, Digitalisierung: Das Wirtschaftsministerium hat in den vergangenen eineinhalb Jahren eine Luther-App entwickelt, mit der der Lutherweg nachvollziehbar bewandert werden kann und Angebote auf dem Lutherweg genutzt werden können und mit dieser App angezeigt werden. Ich glaube aber, dabei dürfen wir nicht stehen bleiben. Wenn es nicht gelingt – jetzt komme ich wieder auf eine der Konzeptionen zurück, die Thüringer Wanderwegekonzeption –, auch die prädikatisierten Wanderwege in den nächsten zwei bis drei Jahren zu digitalisieren und hier eine einheitliche Digitalisierung hinzukriegen, eine Thüringen-App, in der die Angebote deutlich gemacht werden, dann werden wir hinter den anderen Regionen zurückbleiben, meine sehr geehrten Damen und Herren.


(Beifall DIE LINKE, SPD)


Das darf nicht passieren. Alles in allem glaube ich, dass wir mit unserem Alternativantrag durchaus ein Stück in Richtung der Entwicklung des Tourismus weiterkommen. Ich glaube auch, dass wir damit noch mal in Richtung der Thüringer Tourismuskonzeption Akzente setzen. Es geht aber vor allen Dingen darum, und das soll mein Schlusssatz sein, dass es jetzt nicht mehr darum geht, neue Konzepte zu entwickeln, neue Dinge zu entwickeln, sondern dass die Konzepte, die entwickelt worden sind, die ich genannt habe, endlich auch umgesetzt werden, und dass sie wirksam werden für die Weiterentwicklung des Tourismus in Thüringen. Danke.


(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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