Praxisintegrierte vergütete Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher sichern

Daniel Reinhardt

Zum Antrag der Fraktionen DIE LINKE, der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 7/154

 

PiA – mehr Erzieherinnen und Erzieher an unseren Kindergärten! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten, werte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Gäste oben auf der Tribüne, werte Fachkräfte von morgen, aus der Beratung im Bildungsausschuss kommt heute ins Plenum zurück ein Antrag der Fraktionen Die Linke, SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur Absicherung des in 2019 gestarteten Modellprojekts zur Einführung einer praxisintegrierten Erzieher/-innen-Ausbildung in Thüringen. In mehreren Jahrgängen sollen, 2019 beginnend, jährlich 60 junge Menschen in einer praxisintegrierten Ausbildung den Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin/Erzieher finden.

Sie wissen, werte Abgeordnete, ich bin ja noch neu hier im Hohen Haus, und wenn Sie von einer großen Debatte im Ausschuss sprechen, muss ich Ihnen gestehen, die habe ich dort gar nicht wahrgenommen. Ich habe dort wahrgenommen, dass diese PiA-Rettung eine gute Sache ist und dass die Fraktionen das umsetzen wollen, und das hat man heute, glaube ich, auch gehört. Ich denke aber, dass wir in Zukunft – ich gehe aber im späteren Teil meines Redebeitrags noch darauf ein – tatsächlich in eine gute Debatte kommen werden und müssen.

 

Ich möchte mich bei den Abgeordneten der CDU dafür bedanken, dass sie das Anliegen unseres Antrags – die Rettung des Modellprojekts praxisintegrierte Ausbildung der Erzieher/-innen-Ausbildung – angesichts der ausgefallenen Bundesmittel klar und unkompliziert unterstützt haben, sowohl hier im Plenum als auch im Ausschuss, denn der große Fachkräftebedarf in diesem Bereich, in diesem Feld ist uns allen klar. Es ist ein gemeinsamer und auch konsequenter Schritt in die richtige Richtung. Das Thüringer Modellprojekt ist ein Einstieg und dieser ist dringend nötig.

 

Ich möchte noch einmal auf den Handlungsbedarf, den wir in Thüringen in dem Bereich der Erzieher/-innen-Ausbildung haben, eingehen.

 

Im Dezember 2019, also brandneu, beleuchtete die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Prognos-Studie die Entwicklung des personellen Bedarfs an Erzieherinnen und Erziehern in Deutschland. Die Studie kam zu dem Schluss: Wenn wir gegenwärtig keine gegenläufigen politischen Weichenstellungen machen, einführen, umsetzen bis zum Jahr 2030, werden deutschlandweit rund 200.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen. Um dem entgegenzuwirken, sah die Studie drei Hauptwege vor: die Vergütung der Ausbildungszeit, eine flexiblere Gestaltung der Ausbildungsgänge, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Unterstützung für gerade und ausgebildete Berufseinsteiger/-innen. Hier sind wir, so denke ich, mit dem Vorantreiben der praxisintegrierten Ausbildung von Erzieherinnen sicherlich auf dem richtigen Weg.

Der heutige vorliegende Antrag kommt jedoch nicht unverändert aus dem Ausschuss zurück. Auf Anregung der CDU-Fraktion wurde als vierter Punkt nach den Maßnahmen zur Übernahme der bisherigen Bundesverantwortung auch die Beauftragung der Landesregierung aufgenommen, baldigst die Überführung des Modellprojekts in die Regelfinanzierung vorzubereiten.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, genau diesen Punkt begrüßen wir als Fraktion Die Linke aus drei, vier Punkten, die ich kurz begründen möchte. Die jährlich zusätzlichen 60 Erzieherinnen und Erzieher, die im Modellprojekt ausgebildet werden, sind für das Schließen der Fachkräftelücke in unseren Kindergärten und Krippen eben wichtig. Aber es ist eben nur ein Einstieg, wir müssen dieses noch mehr ausbauen und es darf heute nur ein Helfen sein. Zukünftig müssen wir viel breiter aufgestellt werden. Von daher schlagen wir vor, dass wir schon jetzt eine Evaluierung auch in Auftrag geben können, damit das Konzept PiA eben so ausgebaut werden kann, dass es zukünftig ins Gewicht fällt.

Zweitens liegen sowohl im letzten als auch in diesem Ausbildungsjahr viel mehr Bewerbungen vor, als wir Plätze haben. Das bedeutet also, dass wir in Thüringen genau an dieser Stelle auf die Nachfrage reagieren müssen. Wir haben die Möglichkeit, als Bundesland die Erzieherinnenausbildung zeitgemäß, ja, sogar modern zu gestalten.

Drittens – die Finanzierung: Natürlich müssen wir in eine Debatte kommen, wie das finanziert werden soll. Wir müssen auch darüber in die Debatte kommen – da erhoffe ich mir dann tatsächlich eine Debatte –, wo wir diese Ausbildung von Mentorinnen von den PiA-Leuten stundentechnisch andocken wollen, beispielsweise in einer Leitungsstelle, oder wollen wir es anders umsetzen? Und wir müssen natürlich auch darüber ins Gespräch kommen, wie wir es gesamt in Thüringen umsetzen wollen, welche Berufsschulen dies umsetzen werden, wegen mir auch gern freie Schulen.

 

Bereits in meiner ersten Rede zu PiA habe ich die Vor- und Nachteile der PiA-Ausbildung oder aber auch einer Regelausbildung ausgeführt und werde das daher heute nicht noch mal wiederholen. Ich bin allerdings dankbar, dass mit diesem heutigen Antrag ein weiterer Schritt gegangen wird, das Land Thüringen in stabile Verhältnisse zurückzuführen. So soll es, insofern diesem Antrag heute zugestimmt wird, ein Zeichen sein, wie praktisch parlamentarische Politik das Leben der Menschen in Thüringen konkret verändert und verbessert.

 

Allerdings ist PiA nicht die Lösung für alle Probleme, welche wir im frühkindlichen Bildungsbereich vorfinden. Lassen Sie uns also auch weiterhin am Thema „Familie und Bildungsqualität“ dranbleiben. Lassen Sie uns einen weiteren Schritt erarbeiten, um den Menschen den Weg in den Erzieherinnenberuf zu ermöglichen und zu erleichtern und es denen zu erleichtern, die im Beruf sind. Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die daran mitgearbeitet haben, und hoffe, dass Sie dem heute positiv zustimmen würden. Vielen Dank.

 

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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