Lehrerbildung weiterdenken – Schritte zu einer Reform der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung

Torsten Wolf

Zum Antrag der Fraktionen DIE LINKE, der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 7/6304

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen und natürlich auch herzlich willkommen von meiner Seite aus und von meiner Fraktion den Schülerinnen und Lehrerinnen hier im Hohen Haus! Um das von vornherein auch als letzter Redner noch mal deutlich zu machen: Die Erstellung eines Antrags bedarf einer gewissen Zeit. Wir arbeiten schon seit Anfang letzten Jahres intensiv mit den Vertreterinnen der Studienseminare, der Schulämter, des ThILLM, der Fachwissenschaft und natürlich auch des Ministeriums zusammen an diesem Antrag. Eingebracht wurde er am 14.09. letzten Jahres. Da sieht man mal – weil ja so dargestellt worden ist vonseiten des Kollegen Tischner, dass wir jetzt auch irgendwann mal was einbringen würden –, wir lesen es heute erst. Er ist am 14.09. eingebracht und wir lesen es heute erst.

 

Ich bin dankbar, dass die Landesregierung, das Ministerium, die Studienseminare keine Zeit verloren haben und es heute schon umsetzen, was wir heute hier in diesem Antrag schwerpunktmäßig verankert haben. Dass das keine Banalität ist, Kollegin Baum, ist völlig klar. Das ist die größte Reform wenigstens der letzten 20 Jahre im Bereich der zweiten und dritten Phase – also dritte Phase ist dann die Fortbildung – der Lehrerinnenbildung. Da braucht es intensive Diskussionen und Vorbereitung auch auf Ebene der entsprechenden Institutionen. Da müssen viele mit eingebunden werden. Das macht das Ministerium, das machen die Studienseminare derzeit ganz vorbildlich. Natürlich gibt es da auch mal das eine oder andere, wo es mal knirscht – das ist doch völlig klar –, aber die Richtung stimmt. Ich höre ausschließlich – und das auch heute hier: Die Richtung stimmt. Und darum geht es doch, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.

 

Es ist auch kein Sammelsurium, wie es hier schon vereinzelt angesprochen worden ist. Ein Sammelsurium sind so ungebundene, nicht aufeinander bezogene Teilstücke von irgendwas. Nein, unser Antrag hat sieben Punkte, in denen wir dort klare Vorstellungen vorgeben, abgestimmt mit dem Ministerium, wie wir es uns als Koalition vorstellen. Natürlich hat auch die CDU im letzten Plenum einen Antrag zum Seiteneinstieg gehabt mit vielen „man könnte mal“. Wir sagen ganz klar, wie es sein sollte.

 

Warum machen wir das? Weil die Situation eine besondere ist. Wir brauchen vor allen Dingen gut ausgebildete Lehrkräfte. Wir wollen sie als originär ausgebildete Lehrkräfte, also mit einem grundständigen Lehramtsstudium versehen, gewinnen und hier in Thüringen halten, deswegen auch die Reform in der zweiten Phase der Lehrerinnenbildung. Da geht es vor allen Dingen darum, dass wir alle Schulen in allen Regionen mit ausreichenden Möglichkeiten versehen, indem wir die Studienseminare in den Regionen etablieren, parallel zur Schulamtsstruktur, damit jeder und jede, der/die sich vorstellen kann, in Thüringen die Ausbildung in der zweiten Phase, also zum vollständigen Lehrer/Lehrerin zu Ende zu bringen, das auch an der Wahlschule machen kann und die Schulen dort auch sagen, unser zukünftiger Lehrer, unsere zukünftige Kollegin/Kollege muss dann keine weiten Wege auf sich nehmen, sondern kann vor Ort die Ausbildung gestalten und abschließen.

 

Wir machen das jetzt natürlich auch, damit wir beste Bedingungen für den Seiteneinstieg haben. Alle Bundesländer – das hat keine Thüringenspezifik – brauchen Lehrkräfte. Alle Bundesländer sind derzeit – wie soll ich es mal sagen – in der Versuchsphase: Wie gelingt es uns am besten, junge Menschen oder überhaupt Menschen auch aus anderen Berufen für den Beruf des Lehrers/der Lehrerin zu interessieren? Da gibt es verschiedene Vorschläge und Erfahrungen. Diese Erfahrungen aufzunehmen und zu sagen – und das tun wir mit unserem Antrag –, es kommt eben nicht nur darauf an, dass du in den Schulen arbeitest, sondern es kommt darauf an, dass du ankommst, dass du bestmöglich deine Qualifizierung durchläufst, dass dein Stundendeputat, das du zu arbeiten hast, wofür du bezahlt wirst, erst in Stufen steigt, also der Anteil der Qualifizierung zum Anfang besonders hoch ist, und dass uns dann – da machen wir auch einen ganz konkreten Vorschlag, dass sich die Ausbildungsdauer verlängert – wirklich eine motivierte, gesunde und eine an dieser Schule verankerte Lehrkraft dauerhaft erhalten bleibt. Das ist unser Anliegen, wenn es darum geht, Seiteneinstieg und Quereinstieg bestmöglich zu gestalten.

Natürlich – das hat der Kollege Schaft in der Einbringung schon gesagt – geht es auch darum, die besonderen Anforderungen, die heutzutage an Schule gestellt werden, abzubilden. Schule ist wie ein Brennglas unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Lehrkräfte haben es tagtäglich mit besonderen Herausforderungen zu tun. Lehrkräfte sind nicht nur dafür da, Wissen zu vermitteln, sondern eben auch, um für ihre Schülerinnen und Schüler mit all ihren Problemen in der jeweiligen Entwicklungsphase da zu sein. Da braucht es viel Aufmerksamkeit, da braucht es gute Netzwerke und es braucht natürlich auch das Wissen um neuere Entwicklungen. Ich sage jetzt mal zum Beispiel allein im Bereich der künstlichen Intelligenz, also Digitalität im Bereich der künstlichen Intelligenz: Das ist letztes Jahr im Herbst als besondere Form aufgekommen. Das Ministerium hat – darüber bin ich sehr dankbar – diese Woche eine entsprechende Empfehlung, einen Handlungsleitfaden für die Lehrkräfte auf den Weg gebracht. Das ist aber keine abgeschlossene Aufgabe.

 

Lehrerinnen und Lehrer werden besonders in der eigenen Fortbildung gefördert. Auch die wollen wir stärker regionalisieren und auch da wollen wir Schwerpunkte bilden, damit einmal über digitale Möglichkeiten, aber natürlich auch über die direkte Fortbildungssituation vor Ort unter Einbindung der Fachleiterinnen und Fachleiter und der Kapazitäten vor Ort die dritte Phase noch mal gestärkt wird.

 

Lassen Sie mich zusammenfassen: Ja, es kommt darauf an, dass wir gut abgestimmt im Bildungsausschuss die verschiedenen Anträge auch zusammenführen. Ich habe heute viel gehört, dass es uns gelingt, die verschiedenen Perspektiven in diesem Bereich auch noch mal aufzunehmen und möglichst – das wäre mein Wunsch – noch vor Beginn des neuen Schuljahres einen gemeinsamen Antrag zu formulieren. Ich denke, da gehört gar nicht mehr viel dazu, weil so weit sind wir gar nicht auseinander. Das Ministerium, die Studienseminare, die Schulämter und vor allen Dingen die Schulen haben unser aller Einsatz verdient, damit wir bestmöglichste Bildung über die höchste Qualität im Lehrerberuf auch sicherstellen können. Unser Vorschlag liegt seit September letzten Jahres vor, den haben wir heute gelesen, lassen Sie uns den gemeinsam im Ausschuss beraten, und zwar zügig beraten.

 

Ich danke Ihnen für die weitestgehend Einigkeit bei diesem wichtigen Thema und freue mich auf die Auseinandersetzung bzw. Diskussion im Ausschuss. Vielen Dank.

 

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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