„Geraubte Kindheit“ Vernissage am 13.03.2024
Über die Ausstellung
„Geraubte Kindheit – wenn die Erwachsenen Krieg spielen …“ ist eine Ausstellung und ein Friedensprojekt des Leipziger Fotografen, Autors und Sozialpädagogen Michael Oertel. Ihm diente Liselotte Bieback-Diels Buch „Der zweite Weltkrieg – Kriegskinder aus vier Nationen erinnern sich“ (der Titel lautete vormals „Geraubte Kindheit“) als Grundlage. In dem Buch berichten retrospektiv 38 Kriegskinder des 2. Weltkrieges aus vier Nationen (Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und Deutschland), mit einem Abstand von ca. 60 Jahren.
Michael Oertel beeindruckten die Berichte, faszinierten die daraus gezogenen Rückschlüsse der Kriegskinder. So entstand die Idee ihnen neben der Stimme auch ein Gesicht in dem Buch zu geben. In der Folgezeit suchte Michael Oertel die noch lebenden Kriegskinder auf, um sie zu portraitieren, gelegentlich auch vor laufender Kamera zu interviewen. Letztendlich bot das gesammelte Material die Möglichkeit eine Ausstellung und ein Friedensprojekt zu kreieren/zu initiieren.
Ausschlaggebend war vor allem die Begegnung mit dem deutschen Kriegskind Reinhart, der es nicht für möglich hielt, dass sich heutzutage (2017) noch jemand für Frieden interessieren, dafür einsetzen würde. Eben dieses Kriegskind ist auch für den letzten Satz im o. gen. Buch verantwortlich. „Ist all das Kriegsleid schon wieder vergessen?“ fragt Reinhardt. Eine interessante, gewichtige und berechtigte Frage, fast schon feststellenden Charakters. Nicht minder gewichtig ist die Aussage von Denis D. aus Frankreich, die feststellt: „Meine Kindheit ist mir geraubt worden!“
In der „Geraubten Kindheit – wenn die Erwachsenen Krieg spielen!“ werden nun Aussagen der Zeitzeugen, der Kriegskinder, eben auch aktueller Kriegskinder den Bildern zugeordnet. Manches Mal ist sofort klar, was da geschrieben steht, was gemeint ist. Hin und wieder geben die Sätze kleinere oder gar größere Rätsel auf. Der eine und andere Ausspruch kann einfach so stehen bleiben. Vielleicht ist all das eine Einladung einen Blick in das Buch zu riskieren, es zu lesen.
Möge eben das Kriegsleid nicht und nie vergessen sein, möge Kindern nicht ständig durch Kriege die Kindheit geraubt werden. Dafür lohnt sich ein Blick in die Augen der Kriegskinder!
Das Friedensprojekt besteht (derzeit) aus 28 Fotos (im Rahmen 50 x 60cm) und 28 „Taschentuchtafeln“ (30x30cm), aus weiteren Texttafeln, Gegenständen aus Kriegstagen, Fotos aus den Fotoalben der Kriegskinder und filmischen Portraits/Dokumentarfilmen von Kriegskindern/über Kriegskinder.
Wir müssen endlich wieder in Frieden spielen können – anstatt ständig über Krieg reden zu müssen!
Vernissage
13.03.2024 um 13:00 Uhr
Thüringer Landtag
Vierte Etage (Fraktion Die Linke)
Jürgen-Fuchs-Str. 1
99096 Erfurt
Über Michael Oertel
Michael Oertel veröffentlichte elf Bücher verschiedener Genres und produzierte mehrere Fotoserien, die weltweit ausgestellt wurden. Bücher und Fotos dienen dem Künstler als Grundlage für Projekte mit Kindern, Jugendlichen, Familien und betagten Michael Oertel (geboren im letzten Jahrtausend in Großenhain/Sa.) beschäftigte sich seit Kindesbeinen an mit Kunst und Kultur, kam auch am Thema Frieden nicht vorbei. Sein Vater hatte den 13.2.1945 in Dresden er- und überlebt, seine Mutter wuchs acht Jahre ohne Vater auf, einer seiner Großväter und sein Urgroßvater wurden im 1. Weltkrieg jeweils schwer verletzt.
Der Autor, Fotograf und Friedensaktivist besuchte zehn Jahre die POS, sieben Jahre die Musikschule, schloss dort die Ausbildung „Konzertflöte“ mit „Auszeichnung“ ab. Er sang in einem Chor und spielte in einer Band, in der auch z. B. Stühle als Perkussioninstrumente dienten. Dies schien eine gute Grundlage für künstlerisches Schaffen zu sein.
Das Schreiben und Lesen hingegen war nicht Oertels Ding. Heute würde man bei ihm wohl eine „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ diagnostizieren. Das erste Buch verschlang er erst spät, und das war ausgerechnet Gorkis „Mutter“.
Mitte der 80er-Jahr begann Oertel eine Ausbildung zum Kfz-Schlosser, anschließend eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, um dann in der Folgezeit in ganz verschiedenen Berufen tätig zu werden. So arbeitet er als Rohrschweißer, Bestatter, Rohwerker, Hausmeister, Sozialberater, engagierte sich darüber hinaus sozial, kulturell und politisch als z. B. Gründer und Leiter eines Friedens- und Umweltkreises, als Betriebs- und Stadtrat sowie Gründer und Vorsitzender zweier Vereine.
Lange Zeit ruhten seine künstlerischen Aktivitäten, lediglich griff er hin und wieder zum Bleistift, um zu zeichnen. Außerdem wurden hin und wieder in ganz bescheidenem Rahmen Fotos von Oertel ausgestellt.
Seit 2009 ist Oertel nunmehr die vielen Grundlagen bündelnd, aktiv, künstlerisch tätig. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Schreiben und Fotografieren.
Michael Oertel veröffentlichte elf Bücher verschiedener Genres und produzierte mehrere Fotoserien, die weltweit ausgestellt wurden. Bücher und Fotos dienen dem Künstler als Grundlage für Projekte mit Kindern, Jugendlichen, Familien und betagten Menschen.