Innenstädte mit Zukunft: 3. Bündnistreffen in Suhl setzt klare Schwerpunkte

Anja Müller

Am 26. November fand in der IHK Südthüringen in Suhl das 3. Bündnistreffen 2024 des Aktionsbündnisses „Innenstädte mit Zukunft“ statt. Unter der Leitung der IHK Südthüringen und der LEG Thüringen kamen Vertreter:innen von Kommunen, Vereinen, Unternehmen und weiteren Institutionen zusammen, um Bilanz zu ziehen und die Weichen für das kommende Jahr zu stellen. Das Treffen war geprägt von Austausch, Innovationsideen und einem klaren Ziel: die Innenstädte in Thüringen als lebendige, lebenswerte und zukunftsfähige Orte zu gestalten.

 

Rückblick auf 2024: Erfolge der Bündnisarbeit 


Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung der Innenstädte als soziale, kulturelle und wirtschaftliche Zentren. Andreas Jaeger von der LEG Thüringen stellte die Bilanz der Bündnisarbeit vor: 21 Arbeitsgruppensitzungen, 13 Steuerungskreise und drei Bündnistreffen fanden in diesem Jahr statt. Zu den Highlights gehörten Vor-Ort-Termine in Pößneck, Mühlhausen und Gera, die erfolgreiche Projektarbeit der Arbeitsgruppen sowie die Veröffentlichung eines gemeinsamen Positionspapiers.  
Ein wichtiges Ziel des Jahres 2024 war es, die Bündnisarbeit breiter zu kommunizieren. Neben der Website nutzt das Bündnis seit Sommer auch Facebook, um Projekte vorzustellen und die Öffentlichkeit zu informieren. „Es geht darum, nicht nur Ideen zu entwickeln, sondern diese sichtbar zu machen und in den Dialog zu treten“, so Jaeger.  
Das Bündnis vereint mittlerweile über 100 Mitglieder aus mehr als 60 Institutionen. Diese Vielfalt wird als Stärke gesehen, da komplexe Herausforderungen – wie der Umgang mit Leerstand – nur gemeinsam bewältigt werden können.  

Arbeitsgruppen: Projekte mit Strahlkraft


Ein zentraler Programmpunkt des Treffens war die Vorstellung der Arbeitsgruppen, die sich mit Schlüsselthemen für die Zukunft der Innenstädte befassen.  

Wohnen und Leben in der Stadt


Constanza von Steuber und Dirk Fromberger präsentierten kreative Ansätze wie den geplanten Fotowettbewerb, bei dem die schönsten Bilder von Städten mit 5.000 bis 50.000 Einwohnern gesucht werden. Die besten Einsendungen sollen im Rahmen einer Wanderausstellung prämiert werden – der Kick-off erfolgt auf dem Thüringentag 2025.  
Ein weiteres Projekt ist der Innenstadtwettbewerb mit jährlich wechselnden Themen. Ziel ist es, innovative und nachhaltige Projekte zu fördern, die Innenstädte attraktiver machen. Die Initiative „Citypuls“ wurde besonders hervorgehoben. Sie setzt auf eine Revitalisierung durch innovative Nutzungskonzepte und kreative Ideen.  

Leerstandsbewältigung  


Katrin Hitziggrad und Elisabeth Kupfer widmeten sich dem Thema Leerstand. Die Arbeitsgruppe setzt auf den Wissensaustausch zwischen Kommunen und die Entwicklung konkreter Strategien. Besonders das Projekt „Kompass Leerstand“ wurde vorgestellt – ein Katalog, der erfolgreiche Projekte übersichtlich darstellt und Kommunen als Leitfaden dient. „Leerstand ist eine Herausforderung, die uns alle betrifft. Hier ist Dialog gefragt“, so Hitziggrad.  

Klima und Stadtgrün


Lisa Spinnler präsentierte Initiativen wie die „Wanderbaumallee“. Dabei werden mobile Bäume in stark frequentierten Straßen aufgestellt, um das Stadtklima zu verbessern. Bisher gibt es dieses Projekt in drei Thüringer Städten, Rudolstadt und Sömmerda werden 2025 hinzukommen. Weitere Ideen umfassen die „essbare Stadt“ in Mühlhausen, wo Grünflächen in städtischen Gärten umgewandelt werden sollen. Das Projekt verbindet urbanes Gärtnern mit Ernährungsbildung und Klimaschutz.  

Positionspapier 2025: Ambitionierte Ziele


Ein Bestandteil des Treffens war die Vorstellung des neuen Positionspapiers für 2025, das die zukünftige Arbeit des Bündnisses strukturiert. Acht zentrale Schwerpunkte wurden formuliert: die Entwicklung fachspezifischer und standortbezogener Projekte, die Einführung neuer Formate, der Ausbau der Zusammenarbeit sowie die Professionalisierung der Kommunikationsstrategie. Zudem soll die Bürgerbeteiligung verstärkt gefördert und die finanzielle Grundlage für die Bündnisarbeit gesichert werden. Mit diesen Maßnahmen sollen mehr als 70 Städte in Thüringen mit über 5.000 Einwohnern erreicht werden, um die Innenstädte nachhaltig zu stärken.

Politische Perspektiven: Anja Müller fordert mehr Unterstützung


Die Sprecherin für Wohnen, Infrastruktur und Landesentwicklung, Anja Müller, betonte in der Podiumsdiskussion die Notwendigkeit, Innenstädte aktiv zu gestalten: „Wir müssen Innenstädte als Orte der Vielfalt erhalten. Dafür braucht es neue Ansätze, mehr Bürgerbeteiligung und finanzielle Unterstützung.“  
Sie hob Projekte wie die „essbare Stadt“ und die „Wanderbaumallee“ als vorbildlich hervor und forderte, Kommunen stärker einzubinden. Müller unterstrich außerdem die Wichtigkeit sozialer Treffpunkte in den Innenstädten. „Es reicht nicht, Innenstädte nur als Konsumorte zu betrachten. Wir brauchen Räume, die Begegnung, Kultur und Wohnen miteinander verbinden“, so Müller.

Gemeinsam für lebendige Innenstädte


Das Bündnis „Innenstädte mit Zukunft“ hat gezeigt, wie vielfältig die Ansätze zur Belebung der Städte sein können. Mit Projekten wie dem Innenstadtwettbewerb, der „Wanderbaumallee“ und der Bürgerbeteiligung setzt es wichtige Impulse. Gleichzeitig bleibt viel zu tun: Die Sicherung finanzieller Mittel und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft stehen 2025 im Fokus.  
„Wohnen ist ein Grundrecht, und Innenstädte müssen für alle Menschen lebenswert sein – unabhängig vom Einkommen“, so das abschließende Plädoyer der Abgeordneten. Mit diesem Ansatz könnte Thüringen zum Vorreiter für innovative Stadtentwicklung werden.