Krisen, Kunst und Koalitionen

Die Linksfraktion im Jahresrückblick

Die erfolgreichen Koalitionsgespräche mit SPD und Grünen im Januar. Der Tabubruch vom 5. Februar. Die starke und erfolgreiche Bewegung „Bodo bleibt“ und die Wiederwahl des linken Ministerpräsidenten im März. Dann Corona, erste Welle, zweite Welle... Auch in diesem Jahr der Krisen hat der Linksfraktion ein Kompass die Richtung gewiesen: Solidarität, Gerechtigkeit, Klimaschutz, Demokratie und Bürgerrechte. Und bei allem Ernst des politischen Geschäfts gab es auch fröhliche Momente. Ein Jahresrückblick in Bildern und Erinnerungen von Abgeordneten der Linksfraktion im Thüringer Landtag.

 


 

Die Sache mit der Stummtaste

An dem Tag, an dem Corona mit aller Wucht in den Alltag der Linksfraktion trat, saß diese zur Klausur im Erfurter Steigerwaldstadion. Dass bald schon die Innenstadt der Landeshauptstadt wie leergefegt aussehen und dass der Stadionkomplex als Ausweichquartier für Landtagssitzung dienen würde, dachte damals Anfang März wohl kaum jemand. Inzwischen: durchaus Routine. Die ökumenischen Morgenandachten vor den Plenarsitzungen finden auf der Tartanbahn statt. Maskentragen, gesperrte Sitze im Plenarsaal und Plexiglas-Trennwände sowie die vielen, vielen Videokonferenzen, mitunter etwas improvisiert, werden zu den Erinnerungen an dieses Jahr 2020 gehören. Apropos Videkonferenz: So viel über Wohnzimmerkulturen, Bücherwände, Bildgeschmack und Mitbewohner*innen, wie man in den ungezählten Schalten erfahren konnte, wäre wahrscheinlich vor Corona ein Geheimnis geblieben. Und nicht vergessen: die Stummtaste…! Aber was in diesen Videokonferenzen besprochen wurde, gehört auch in die große Bilanz 2020: Hilfspakete für die von Corona Betroffenen, Gesetzesanträge für ein besseres, solidarisches Thüringen, der Haushalt für das Jahr 2021 und vieles mehr.

 


 

Ein neues politisches Zuhause

Der Landtag war in diesem Coronagezeichneten Jahr manchmal nur eine Bezeichnung, kein Ort – denn Sitzungen mussten zwecks Einhaltung von Abstandsgeboten woanders stattfinden. Wie etwa die Herbstklausur in der Erfurter Messe. Sofern es die Situation zuließ, blieb aber der Häuserkomplex an der Jürgen-Fuchs-Straße das politische Zuhause, für Nachrückerin Iris Martin-Gehl genauso wie für den Haushaltsreferenten Andreas Schuster. Der feierte sogar seinen 60. Geburtstag im Landtag – in einer langen Nacht der Etatverhandlungen.


 

Sitzfleisch beweisen

Es gibt das nicht ganz so freundlich gemeinte Wort vom „Sitzungssozialismus“, das auf die vielen Sitzrunden abstellt, in denen linke Politik besprochen, diskutiert, geplant und bilanziert wird. Auch in der Landtagsarbeit wird viel gesessen, nicht nur bei der März-Klausur der Fraktion – das war noch, bevor Corona alles in den Griff nahm. Gesessen haben wir, weil irgendwas Dringliches anliegt; gesessen wird mit dem nötigen Corona-Abstand in der Landtagskantine, gesessen wird beim Gespräch mit Journalist*innen. Und manchmal wird, damit wieder irgendwo gesessen werden kann, auch ein Sofa transportiert.

 


 

Der Tabubruch und die Folgen

Gerade hat eine Studie von Liverpooler Psycholog*innen herausgefunden, dass 40 Prozent der Menschen meinen, die Zeit verstreiche während Corona schneller als normal. Und in der Tat: Vom Dezember 2020 aus betrachtet scheint der Jahresbeginn irgendwie weiter zurückzuliegen als sonst. Im Januar wurden die Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen erfolgreich abschlossen. Kurz danach lösten CDU, FDP und die rechtsradikale AfD eine demokratische Krise in Thüringen aus. Doch der Widerstand der Zivilgesellschaft gegen den Tabubruch vom 5. Februar war stark – und erfolgreich. Anfang März wurde Bodo Ramelow wieder zum Ministerpräsidenten gewählt. Kurz darauf kam Corona im Freistaat an. Und seither rast die Zeit.

 


 

Das persönliche Band

Die Linksfraktion in Thüringen ist nicht bloß eine politische Angelegenheit, hier im Freistaat ist auch das persönliche Band in der Landtags-LINKEN und darüber hinaus stärker. Ein Beispiel: dieser schöne Sommerabend im Zughafen. Die zu diesem Zeitpunkt weniger strengen Corona-Regeln erlaubten, was angesichts hektischer Politik, stressiger Sitzungen und enger Terminkalender umso wichtiger ist: Nähe, Vertrautheit, Spaß und all das in großer Gemeinsamkeit.

Ps. Weil wir sonst nie Gelegenheit hatten, ein besonderer Dank und ganz lieber Gruß an Björn, der nicht nur dafür sorgt, dass Chefin Susanne pünktlich zu Terminen kommt. Und keine Opelwitze mehr, versprochen!

 


Geschichten aus der Fraktion

Krisen, Konflikte und Katastrophen gab es in diesem Jahr zur Genüge. Aber wo Schatten ist, da ist zwangsläufig auch Licht. Unsere Abgeordneten erzählen von ihren erfreulichen Erlebnissen aus dem Jahr 2020.

Außergewöhnliche Zeiten

Das zu Ende gehende Jahr hat alle Menschen auf eine harte Probe gestellt. Es waren Tugenden wie Geduld, Disziplin, Akzeptanz, Toleranz und Verständnis mehr gefragt denn je. In meinem Wahlkreisbüro kamen viele Anfragen auf Unterstützung an. Vielen Menschen konnte ich helfen, die Fördermittel des Landes waren schnell da und gut über die Aufbaubank abrufbar. Aber wie hilft man einer Künstlerin? Ich hatte keine Ahnung. Petra Herrmann-Hensel ist Malerin, Festrednerin und eine echt quirlige Persönlichkeit. Wenn sie das Büro betritt, bekommt jeder sofort gute Laune. Ich habe sie zu Hause besucht, konnte den Geruch nach Farben einatmen, einfach herrlich. Bei Kaffee und Leberwurstbrot haben wir so manchen Plan geschmiedet. Wie kann man Kunst und Kultur noch mehr in den Mittelpunkt rücken, was kann die Stadt tun, was ich. Viele Fragen und Ideen sind an solchen Nachmittagen entstanden. Petra Herrmann-Hensel ist jetzt die Vorsitzende des Partnerschaftsvereines der Stadt Schmölln. Er soll alle Partnerstädte mit Aktionen noch mehr miteinander verbinden. Was ist da besser geeignet als Kunst und Kultur? Petra hat sich auch von der Pandemie nicht in ihrer Kreativität bremsen lassen.

Aber manchmal fragt man sich, was das Leben einem antut. Außer der Absage unzähliger Veranstaltungen kam jetzt noch ein Brand in ihrer Werkstatt dazu. Ich entschied kurzerhand: Ich bestelle mir ein Stillleben bei Petra. Ich lud sie zu mir nach Hause ein und erklärte ihr, wo es hängen soll. Nicht, dass ihr denkt, ich wäre verrückt, aber ein bisschen schon: Ich wünschte mir für mein frisch umgebautes Bad ein Stillleben und die dazugehörige Keramik. Es sollte schon zusammenpassen. Ich beauftragte sie, sich einfach etwas einfallen zu lassen. Immer wenn mein Handy einen bestimmten Ton von sich gab, wurde ich von Petra informiert, vom ersten Pinselstrich bis zum fertigen Bild. Vom Rohling der Keramik bis zur letzten Glasur. Nach ein paar Wochen war es vollbracht. Wir beide sind glücklich, ich über mein neues Bild und weil ich so eine Künstlerin in schweren Zeiten unterstützen konnte. Und Petra ist glücklich, nicht einfach so den Tag zu verbringen, sondern zielgerichtet etwas zu tun. Denn Geld ist die eine Seite der Medaille – die Anerkennung eine ganz andere.


Ute Lukasch ist Wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in Thüringen.

Nicht ohne Basisarbeit

Bevor ich Abgeordnete wurde, war die Straße der wichtigste politische Ort für mich. Bei Demonstrationen, kreativen politischen Aktionen und Kundgebungen habe ich mich immer zu Hause gefühlt. Als Abgeordnete konnte ich in diesem Jahr das erste Mal eine Demonstration als parlamentarische Beobachterin begleiten. Ich war bei „Ende Gelände“ und habe den Aktivist*innen dabei geholfen, ihre Blockaden und Protestzüge durchzuführen. Das war aufregend – und manchmal ziemlich frustrierend, aber am Ende war es toll, Teil dieser wichtigen Aktion zu sein.


Als die Corona-Pandemie anfing, haben wir in Erfurt eine Unterstützungsaktion für Genoss*innen organisiert. Wir haben hunderte Menschen angerufen, ihre Wünsche aufgenommen und Hilfe für die organisiert, die es dringend brauchten. Es war toll, der Partei so nah zu sein und zu sehen, dass Politik nun mal nicht ohne Basisarbeit geht. Ich bin den vielen Genoss*innen dankbar, für die es überhaupt keine Frage war, ob wir helfen, sondern nur wann. Besonders toll war auch, dass sich die verschiedenen Generationen nah waren.


Katja Maurer ist Sprecherin für Umwelt, Klima- und Tierschutz der Linksfraktion.

Zwei Wochen zu Fuß

Rückblickend auf ein Jahr voller, teils sehr unerwarteter Ereignisse, stechen zwei Wochen für mich besonders heraus. Als Wanderfan kam mir die Idee, zu Fuß das Weimarer Land zu erkunden. Also Sachen gepackt und los! Vom 20. Juli bis 2. August bin ich auf meiner Sommertour durch beide Wahlkreise gewandert, zum Großteil allein, aber immer mal wieder mit Besuch. Auf 14 Etappen mit 65 Stationen habe ich sehr viele Eindrücke von den verschiedenen Orten gesammelt und vor allem Gespräche geführt, die so im regulären politischen Kontext nicht entstanden wären. Neben Treffen in Bad Sulza, Bad Berka und Hopfgarten mit Staatssekretär*innen der rot-rot-grünen Landesregierung habe ich mich unter anderem durch die „Wildnis“ um den Ettersberg geschlagen, Burgen und Schlösser erkundet, in Apolda einen Spendenscheck übergeben und in Auerstedt mit dem Team vom Auerworld Festival meine Tour zu Ende gebracht.


Lena Saniye Güngör ist Sprecherin für Arbeits- und Gewerkschaftspolitik der Linksfraktion.

Engagement zahlt sich aus

Es ist der 16. September 2019. Gemeinsam mit anderen schauen wir uns mit dem Vorsitzenden der Agro Produkt Sonneberg e.G. das Land an, welches in den nächsten Jahren zum Gewerbegebiet Sonneberg Süd entwickelt werden soll. Fast 100 Hektar fruchtbarsten Bodens sollen nach und nach versiegelt werden. Rund 100 Kühe der Agro Produkt verlieren damit ihre Nahrungsgrundlage. Der Widerstand gegen diesen Plan beginnt im Frühjahr 2020 zu wachsen. Viele Menschen können und wollen nicht einsehen, dass diese große Fläche für ein nicht definiertes zukünftiges Industriegebiet notwendig ist. Reicht da nicht auch die Hälfte? Nach und nach forciert die Stadt Sonneberg ihre Aktivitäten. Der Stadtrat beschließt, Flächen anzukaufen, die weiteren Pläne werden vorangetrieben. Aber auch der Widerstand sieht nicht tatenlos zu. Isolde Baum, selbst tätig im Gartenbau und ehemalige Inhaberin einer Gärtnerei in Sonneberg-Höhnbach, koordiniert die weiteren Aktivitäten. Die Öffentlichkeit wird gesucht und eine Petition vorbereitet.


Ich unterstütze natürlich die Petition, da es nicht sein kann, dass alle Diskussionen und Einwände weggewischt werden. Wo ist die Bereitschaft, nach gangbaren Alternativen zu suchen, denen sich niemand verschließt? Innerhalb weniger Wochen im Juli und August dieses Jahre werden mehr als 2.500 Unterschriften gesammelt und der Vorsitzenden des Petitionsausschusses im Thüringer Landtag am 17. September 2020 übergeben. Somit kommt der Ausschuss auch nicht mehr daran vorbei, die Petition zuzulassen. Jetzt kommt es noch einmal darauf an, die notwendigen 1.500 Unterschriften online zu sammeln, damit es zu einer öffentlichen Anhörung im Thüringer Landtag kommt. Trotz hoher Hürden – die Registrierung auf der Plattform ist für viele schwierig – gelingt das Ziel. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten unterschrieben zwischen dem 21. September und dem 7. November über 1.600 Bürgerinnen und Bürger die Petition.


Damit wurde die benötigte Anzahl der Unterschriften deutlich übertroffen und der Landtag wird sich in einer öffentlichen Anhörung mit der geplanten Flächenversiegelung beschäftigen müssen. Dieses Beispiel hat mir gezeigt, dass die Menschen nicht so politikverdrossen sind, wie immer behauptet wird. Engagement für eine Sache zahlt sich aus. Sogar oder gerade in der derzeitigen Pandemie kämpfen Menschen gemeinsam für die Umwelt- für unsere Zukunft. Ich hoffe sehr, dass sie mit ihrem Einsatz und Kampf Erfolg haben.


Knut Korschewsky ist Sport- und Tourismuspolitischer Sprecher der Linksfraktion.

Mit Abstand Nähe gesucht

Das Schönste für mich in diesem Jahr waren die Erfahrungen während meiner Sommertour. Mein Team und ich versandten an alle uns bekannten Engagierten im Wahlkreis Briefe, in denen ich mein offenes Ohr und Hilfe anbot. Alle freuten sich, dass eine Politikerin die Initiative ergriff und zu ihnen kam. Dafür wurde mir viel Wertschätzung entgegengebracht. Beispielsweise konnte ich die Freiwillige Feuerwehr Mittelhausen auf die Möglichkeiten der Corona-Hilfe für das Ehrenamt aufmerksam machen und half bei der Antragstellung. Auch habe ich mich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Menschen mit Behinderung wieder in den Werkstätten arbeiten können, auch während der durch die Pandemie notwendig gewordenen Kontaktbeschränkungen. Nach der Sommertour war ich unter anderem bei der Pflanzungsaktion „BUGA aus der Kiste“ entlang der Erfurter Stauffenbergallee, bei der ich Tulpenzwiebeln gesetzt habe. Als gelernte Gartenbauingenieurin hat mir das viel Freude bereitet, und ich hoffe, dass sie im April in voller Blüte stehen – also rechtzeitig zur Landtagswahl.


Karola Stange ist Sprecherin für Gleichstellung, Behindertenpolitik und Soziales der Thüringer Linksfraktion.

Rennsteig-Tour für Demokratie

Unter dem Motto „Demokratie in Bewegung“ sind wir, die linken Abgeordneten Anja Müller und Sascha Bilay, im Herbst auf Rennsteig-Tour gegangen. Start war in Hörschel am Beginn des wohl beliebtesten Fernwanderwegs. Uns ging es darum, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Und außerdem haben wir die Gastfreundlichkeit in und um den Rennsteig testen können. Da gab es das niederländische Ehepaar, welches dem Ferienpark an der Ebertswiese mit dem wunderbaren Bergsee neues Leben einhauchen möchte. Da war die sehr engagierte Betreiberin der Schanzenbaude in Oberhof, welche ein umfassendes Sportkonzept in petto hat. Und da gab es viele wunderbare Begegnungen auf dem Rennsteig. Viele Wanderfreunde waren sehr erstaunt, als auf einmal zwei Landtagsabgeordnete vor ihnen standen.

Und so blieb es nicht aus, dass sich die Kunde von unserer Tour schnell verbreitete – auf mehreren Etappen trafen wir Menschen, die bereits wussten, wer da bei ihnen vorbeikommt. Natürlich sind uns auch die Defizite, die es auf dem Rennsteig gibt, aufgefallen. Seien es fehlende Wlan-Zugangsmöglichkeiten an touristischen Highlights oder aber die mancherorts fehlende bzw. geschlossene Gastronomie. Doch was wäre eine politische Tour ohne Schlussfolgerungen – ob es nun eine Landtags-Anfrage an die Landesregierung zum Tourismuskonzept 2025 ist oder ob es die viele Einzelgespräche sind, die wir führten, um auch weiterhin an der Lösung von Missständen und Problemen mitzuwirken. Damit Thüringen auch in Zukunft ein wunderbares Wanderland für alle bleibt.


Anja Müller ist Sprecherin für Verfassung, Demokratie und Petition der Linksfraktion. Sascha Bilay ist Kommunalpolitischer Sprecher.

Mit viel Herzblut

Der Besuch bei Estella Ehrich-Schmöller war für mich eines der bewegendsten Jahreserlebnisse. Die Dorfkümmerin führt täglich Sprechstunden und Hausbesuche bei älteren Menschen in und um Kirchheilingen durch – und ich habe sie begleiten dürfen. Das Pilotprojekt der Stiftung Landeben, das bis März 2021 anteilig vom Land Thüringen im Rahmen der Dorfregionsförderung finanziert wird, ist ein Erfolgsmodell nicht nur gegen Einsamkeit im Alter. Die Dorfkümmerin ist eine wichtige Bezugsperson und für Beratungen, Betreuung und Organisation von Fahrdiensten unverzichtbar. Denn vor allem in den ländlichen Regionen haben es ältere Menschen oft schwer, den Alltag ganz alleine zu bestreiten. Unterstützungsleistungen, so wie sie Frau Ehrich-Schmöller mit viel Herzblut und Engagement erbringt, werden dringend gebraucht. Ich freue mich sehr, dass das Projekt im Rahmen einer neuen Förderung über das Landesprogramm AGATHE „Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative gegen Einsamkeit“ weitergeführt werden kann und begleite gern die Umsetzung auch vor Ort mit.


Cordula Eger ist Sprecherin für Familie und Senioren der Thüringer Linksfraktion.

Mit Schmunzeln zur Hilfe

Als Mitglied des Petitionsausschusses des Thüringer Landtags war ich für den Antrag einer Bürgerin zuständig, die über den Härtefallfonds um finanzielle Unterstützung bat. Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern bat um Unterstützung, um eine gebraucht gekaufte und kaputtgegangene Waschmaschine zu ersetzen. Aus einer gewalttätigen Beziehung war sie ins Frauenhaus und von dort in eine eigene Wohnung mit den vier Kindern gekommen. Die Waschmaschine, die ihr vom Jobcenter finanziert wurde, hatte 229 Euro gekostet, sie bat um Ersatz. Die Summe erschien mir zu wenig für eine Waschmaschine, die es bei vier Kindern benötigt. Also recherchierte ich zu Waschmaschinen, kontaktierte die Stiftung Warentest und stellte in der Sitzung des Petitionsausschusses im Mai den Antrag, die Petentin mit 750 Euro zu unterstützen, damit sie sich eine gute Waschmaschine oder gar Waschtrockner kaufen kann – um dadurch beispielsweise mehr Zeit für die Kinder zu haben. Nach einer Debatte, in der die Mitglieder des Petitionsausschusses teils schmunzeln mussten über meine Ausführungen zu Schleuderzahlen etc., wurden die 750 Euro bewilligt.


Katharina König-Preuss ist Sprecherin der Linksfraktion für Antifaschismus und Antirassismus.

Endlich Anerkennung

Lehrkräfte für besondere Aufgaben gibt’s in Thüringen etwa 300 an Hochschulen. In der Öffentlichkeit stehen sie selten. Dabei leisten sie viel in der Lehre. Ende 2019 starteten einige von Ihnen eine Petition. Ihr Ziel: die Gleichbehandlung. Denn die LfbA’s, wie sie genannt werden, müssen bei gleichem Lohn mehr Lehre leisten, wenn sie an Fachhochschulen arbeiten. Das war für mich Anlass, die Lehrkräfte zu einer Aktionskonferenz im Februar einzuladen. Mit dabei war das Wissenschaftsministerium. Der Druck, der gemacht wurde, die persönlichen Berichte der Lehrkräfte über die Hingabe zum Beruf bei zeitgleicher erheblicher Belastung – all das zeigte Wirkung. Die Verordnung, die regelt, wie viel die Lehrkräfte für besondere Aufgaben lehren müssen, wurde angepasst. Zwar wurden nicht die Maximalforderungen erreicht, aber erste Schritte gemacht, um die Lehrenden zu entlasten. Eine Lehrende fasste den Erfolg am Ende so zusammen: „Für meine Kolleg*innen und mich endete mit dem Inkrafttreten der neuen Verordnung ein langer Kampf. Mit dieser Neuerung wird nun endlich
unsere Arbeit anerkannt.“


Christian Schaft ist Sprecher für Wissenschaft, Hochschule und Forschung der Fraktion DIE LINKE in Thüringen.

Noch viel zu tun

Zwei Ereignisse waren trotz aller Probleme in diesem Jahr für mich hervorhebenswert. Einmal, dass unsere Stadt eine neue wettkampftaugliche Schwimmhalle mit 50-Meter-Bahnen und einem Lehrschwimmbecken bekommt und der Freistaat erheblich mehr Fördermittel dafür zur Verfügung stellt. Als langjährige Übungsleiterin im SV Schott Jena, einem der ältesten Breitensportvereine in Thüringen, können wir dadurch mehr Kinder und Jugendliche für den Schwimmsport begeistern. Schon jetzt haben wir rund 70 auf unserer Warteliste. Und, Kinder, wie die Zeit vergeht – vor 30 Jahren war ich Mitgründerin des Jenaer Frauenhaus e.V. , seit dieser Zeit ununterbrochen Vorstandsfrau und dann auch Vorsitzende. Jetzt haben mir meine Mitstreiterinnen ein Buch mit persönlichen Bemerkungen übermittelt. Die Rückschau auf die Aktionen gegen Gewalt an Frauen, für besseren Opferschutz, auf Aktionen gegen den Paragrafen 218, gegen Frauenarbeitslosigkeit und für Lohngerechtigkeit zeigt aber auch: Es ist noch viel zu tun.


Dr. Gudrun Lukin ist Sprecherin für Verkehr und Mobilität der Thüringer Linksfraktion.

Zwischen den Wellen

Tagelange Bildschirmarbeit kann mitunter schnell ermüdend wirken. Doch zum Glück ist meine Arbeit für DIE LINKE im Thüringer Landtag viel mehr als nur ein knochentrockener Schreibtischjob. Gerade die Momente außerhalb des Büros bereichern den parlamentarisch geprägten Alltag – insbesondere dann, wenn es mit dem Zug oder Auto in die weite Welt hinaus geht, um unsere Abgeordneten zu begleiten und den in Thüringen lebenden und arbeitenden Menschen vor Ort zu begegnen. Mein erster Außeneinsatz im April, wenige Tage nach Einführung der Maskenpflicht im Nah- und Fernverkehr, wäre fast schon zu Beginn gescheitert, als ich auf der Fahrt zu Ralf Plötner nach Altenburg gedankenverloren den Umstiegsbahnhof verpasste und dann für mehrere Stunden in Meerane festzuhängen drohte. Glücklicherweise konnte mir Ralfs Mitarbeiter Torge ein Shuttle organisieren und so kam ich doch noch rechtzeitig zum Drehtermin in der Skaatstadt an.


Im Mai ging es für meinen Kollegen Norman und mich nach der Durchquerung des schier endlos langen Rennsteigtunnels zu Knut Korschewsky nach Sonneberg. Dort machten wir Bekanntschaft mit einer aggressiven Wachgans und einer melodisch erklingenden Röhrenglocke im Stile eines überdimensionierten Xylophons. Und mit Siegfried Motschmann, dem „Thüringer des Jahres 2013“, der mit großem Einsatz und mithilfe seines Vereins jenes eigenartige Instrument konstruiert und gebaut hatte. Ehrenamtliches Engagement ist auch im Jonastalverein in Arnstadt von großer Bedeutung. Im Namen der Alternative 54 überreichte Christian Schaft eine Spende für den Erhalt des kleinen Museums und Erinnerungsortes. Denn wie viele Vereine leidet auch die Geschichts- und Technologiegesellschaft Jonastal stark unter den Corona bedingten Einschränkungen.


Natürlich begrenzten die Corona-Restriktionen auch unsere Dienstreisen auf die Zeit „zwischen den Wellen“. Trotz allem bleiben viele Erlebnisse in Erinnerung: ob Rosenkohlpizza und sozialer Wohnungsbau mit Ute Lukasch und Anja Müller in Bad Salzungen, Sommertour mit Karola Stange durch den Erfurter Norden, ein Besuch im Autonomen Jugendzentrum mit Katja Maurer oder die Suche nach dem grünen Wasserstoff mit Ralf Kalich, Andreas Schubert und Markus Gleichmann.


Lukas Krause ist Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der Linksfraktion. Zu vielen seiner Geschichten sind kleine Reportagen entstanden, die Sie sich auf unserem Youtube-Kanal anschauen können: www.youtube.com/linkethl