Schloss Reinhardsbrunn

Reinhardsbrunn – nicht irgendein x-beliebiges Schloss in Thüringen

Schloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda, „der bedeutendste Schlossbau der Neugotik in Thüringen“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.6.2013), zerfällt. Jetzt hat Bodo Ramelow, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Anzeige erstattet. Er hat den Medien mitgeteilt, dass ihm Unterlagen vorliegen, die den Verdacht aufkommen lassen, die historische Schlossanlage werde als Pseudo-Immobilienwert oder „stille Reserve“ für dubiose Kauf- und Beleihungsaktionen zwischen verschiedenen Firmen benutzt. Der Verantwortliche für den Verfall sitz laut Ramelow in Thüringen, auch wenn die beteiligten Firmen im mittelamerikanischen Belize oder in Russland ansässig seien, so der Abgeordnete. Bereits in den vergangenen Jahren haben sich Mitglieder der Linksfraktion mehrfach zum Thema Reinhardsbrunn an die Landesregierung gewandt.

Das Gelände um das heutige Schlossensemble kann auf eine fast 1000-jährige Nutzungsgeschichte zurückblicken. Hier in der Region liegen die Wurzeln, des später zu Landgrafen von Thüringen erhobenen Geschlechts der Ludowinger. Bis zur Erbauung der Wartburg in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert wohnten sie auf der heute verschwundenen Schauenburg bei Friedrichroda. Es war damals üblich in der Nähe sich ein Hauskloster u.a. als Tauf- und Begräbnisstätte und geistig-spirituelles Zentrum zu schaffen. Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich das Kloster Reinhardsbrunn zum geistigen Zentrum der Landgrafschaft. Dessen überkommenes Schrifttum zählt noch heute zu den kostbarsten kulturellen Hinterlassenschaften. Mit dem Übergang der Herrschaft an die Markgrafen von Meißen büßte es die Bedeutung ein, aber immerhin weilte noch 1521 ein Martin Luther hier. 1525 im Bauernkrieg zerstört und als Kloster aufgehoben, dienten die Reste als Wirtschaftshof und später als ein Jagdschloss der sächsischen Fürsten, an dem immer wieder dem Zeitgeist entsprechend gebaut wurde.
Erst mit dem Ableben der Gotha-Altenburgischen Herzogslinie und dem Erbfall an den Coburger Zweig 1825, änderte sich alles. Zwischen 1827 bis 1835 ließe man eines der ersten frühen neogotischen Schlösser in Thüringen errichten. Parallel dazu entstand auch der noch heute imposante, englischen Vorbildern nachempfundene Landschaftspark. Das Ensemble diente bis 1918 als Jagdschloss und Sommersitz. Nach der Enteignung 1945 kam zu wechselnder Nutzung als Bildungseinrichtung und lange Zeit als Hotel bis zur Schließung 2001. Reinhardsbrunn gehört damit immer noch zu den herausragenden Denkmalbauten in der Geschichte Thüringens.

Die Linksfraktion wird das Thema mit großer Intensität weiter bearbeiten.

Aktuell

Schloss Reinhardsbrunn: Enteignungsverfahren vorantreiben

Nachdem jetzt die Staatsanwaltschaft Erfurt, wie ein Sprecher am 26. August bestätigte, ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs im Zusammenhang mit dem Verkauf der Schlossanlage Reinhardsbrunn (Landkreis Gotha) eingestellt hat (ein anderes Verfahren gegen zwei Ex-Manager einer Firma, der das Schloss gehört, ist am Amtsgericht Erfurt noch anhängig), betont Bodo Ramelow, „das Thema ist noch lange nicht beendet“. Ein Enteignungsverfahren zur Rettung des dem Verfall preisgegebenen Schlosses, das auch von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht befürwortet wurde, „muss vorangetrieben werden“, unterstrich der Vorsitzende der Linksfraktion im Thüringer Landtag. Er sprach von einem „wichtigen Kampf um die Rückeroberung öffentlichen Eigentums von großer kulturhistorischer Bedeutung“.

Dokumente
  • Schreiben der Thüringer Generalstaatsanwaltschaft Jena an Bodo Ramelow vom 06.08.2014 LINK zum PDF
  • Schreiben der Staatsanwaltschaft Erfurt an Bodo Ramelow vom 26.05.2014 LINK zum PDF
Pressemitteilungen
  • 01.08.2014: Ramelow: Schloss Reinhardsbrunn – Enteignungsverfahren massiv vorantreiben LINK
  • 30.05.2014: Gutachten zum Schloss Reinhardsbrunn: Enteignung endlich beschleunigen! LINK
  • 03.02.2014: Höchste staatsanwaltschaftliche Ermittlungsdichte bleibt LINK
  • 23.06.2011: Das Land muss Schloss Reinhardsbrunn retten LINK
Parlamentarische Anfragen
  • Schloss- und Parkanlage "Reinhardsbrunn" Friedrichroda. Kleine Anfrage der Abgeordneten Renner und KuscheI (DIE LINKE) und Antwort des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (20.12.2010), Drucksache 5/2085 LINK
  • Schloss- und Parkanlage "Reinhardsbrunn" Friedrichroda – Nachgefragt. Kleine Anfrage des Abgeordneten Recknagel (FDP) und Antwort des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (18.1.2011), Drucksache 5/2169 LINK
  • Zustand des Schlosses Reinhardsbrunn in Friedrichroda. Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaubert (DIE LINKE) und Antwort in der Plenarsitzung am 19.7.2012, Plenarprotokoll 5/93 LINK
  • Grundschulden des Freistaats Thüringen im Grundbuch zur Immobilie des Schlosses Reinhardsbrunn in Friedrichroda (Landkreis Gotha) und Maßnahmen zur Rettung des Denkmals. Kleine Anfrage der Abgeordneten Renner (DIE LINKE), Kleine Anfrage 3161 vom 19.6.2013 / Drucksache 5/6499 LINK
Medienberichte
  • Parlamentsreport 11/2014: Bodo Ramelow: Gutachten zum Schloss Reinhardsbrunn - Insolvenz bereits Ende 2011 LINK
  • Parlamentsreport 16/2013: Reinhardsbrunn – nicht irgendein Schloss LINK
  • Verfall Schloss Reinhardsbrunn: Ramelow erstattet Anzeige (Thüringer Allgemeine Online) LINK
  • Ramelow erstattet Anzeige wegen des Verfalls von Reinhardsbrunn (Focus Online) LINK
  • Linke erstattet Anzeige wegen Schloss Reinhardsbrunn (MDR)  LINK
  • Schloss Reinhardsbrunn: 20.000 Euro für Sicherungsarbeiten (Thüringische Landeszeitung Online) LINK
  • Auf Schloss Reinhardsbrunn lasten Millionenschulden (MDR) LINK