Ergebnisdokumentation der Fachtagung: „Neue Anforderungen an die Lehrer*innenbildung“

Inklusion, Digitale Medien, Demokratiebildung und Diversität sind nur einige Schlagworte, die andeuten, dass der Anspruch an Lehrer*innen und die zu bewältigenden Aufgaben gewachsen sind. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden und angehende Lehrer*innen darauf vorzubereiten, braucht es auch eine Ausbildung, die dem gerecht wird. Wie sich die Lehrer*innenbildung zukünftig gestalten sollte, haben die LINKEN MdLs Torsten Wolf und Christian Schaft sowie die Bildungsstaatssekretärin Gabi Ohler deswegen mit Vertreter*innen  aus Schulen, dem ThILLM, Studienseminaren, Lehramtsstudierenden und den Schulämtern auf einer Fachtagung der Landtagsfraktion im April intensiv diskutiert. Damit war auch die Frage angesprochen, wie der  Lehrer*innenberuf  künftig attraktiver gestaltet werden kann. Die Frage, wie Lehrer*innen in der Uni und dem Studienseminar und während ihrer Zeit als Referendar*innen ausgebildet werden und wie es um die Qualität der Ausbildung bestellt ist, fällt leider allzu oft hinten runter.

 

1) Lehrer*in im 21. Jahrhundert, mehr als nur Lehrer*in?

Ein Plädoyer für den Wandel eines Berufsbildes / Barbara Wrede,  Leiterin der Lobdeburgschule Jena

Den Einstieg in die Diskussion machte Barbara Wrede als Schulleiterin der Lobdeburg Schule in Jena. Sie plädierte in Anlehnung an den Titel der Veranstaltung nicht für einen Wandel des Berufsbildes, sondern der Schulpolitik. Die Herausforderungen und Aufgaben, vor denen Lehrer*innen stehen, müssen durch die politischen Akteur*innen aufgegriffen werden. Um den Lehrer*innen die notwendige Zeit und den Raum für die Arbeit mit den Schüler*innen zu geben sei  eine Reduzierung der Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben dringend geboten. Dann könnten die Lehrer*innen auch ihre Ideen für eine moderne und individuelle Schulstundengestaltung besser umsetzen.

Das Redemanuskript von Frau Wrede zum nachlesen ist hier abrufbar.

Die Präsentation von Frau Wrede ist hier abrufbar.

 

2) Wie muss eine innovative Lehrer*innenbildung aussehen?

Die Thesen des Zukunftsforums Lehrer*innenbildung der GEW / Dr. Ilka Hoffmann, Leiterin des Organisationsbereichs Schule beim Hauptvorstand der GEW

Zu Gast war für den GEW Bundesvorstand auch Dr. Ilka Hoffmann. Sie stellte die Ergebnisse des „Zukunftsforums Lehrer_innenbildung“ der Bildungsgewerkschaft vor. Forderungen der GEW in den erarbeiteten Leitlinien für eine innovative Lehrer*innenbildung sind u.a. die Schaffung eines phasenübergreifenden Spiralcurriculums verbunden mit einem lebenslang begleitenden Professionalisierungsprozess für Lehrkräfte, die bessere Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten für die Umsetzung inklusiven Unterrichts eine inklusionsorientierte Lehrer*innenbildung und Kooperation mit multiprofessionellen Teams, eine bessere Verflechtung von Theorie und Praxis sowie stabile Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege.

Der Vortrag von Dr. Hoffmann ist hier abrufbar.

Die Präsentation von Frau Dr. Hoffmann ist hier abrufbar.

Zudem wollen wir bei diesem Thema auf die beschlossenen Leitlinien der GEW verweisen:  Leitlinien für eine innovative Lehrer_innenbildung Gewrkschaftstagsbeschluss abrufbar unter
https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=55350&token=3e5793ac1b1282011e33d4196017d403755581b5&sdownload=&n=3.1_Leitlinien_LehrerbildungFV.pdf

 

3) Zustand und Reformbedarf der Lehrer*innenbildung aus Sicht angehender Lehrkräfte


Tim Christian Hefner, Jonny Pabst, Referat für Lehrämter des Studierendenrates der FSU Jena
Jana Bonn, Verantwortliche für Lehramtsanwärter*innen der GEW Thüringen
Einen Einblick in die Problemlagen der Lehramtsausbildung an den Universitäten bekamen die Teilnehmer*innen durch die Vertreter*innen des Referates Lehramt des Studierendenrates der FSU Jena. Dabei wurde deutlich gemacht, dass die 2014 eingeführte Fachkombinationsvorschrift ihr Ziel verfehlt hat, da in den Mangelfächern vor allem im MINT-Bereich und dem Regelschullehramt die Zahlen der Immatrikulierten weiter stagnieren. Es bedürfe stattdessen vor allem einer gezielteren Beratung der Lehramtsstudierenden vor dem Antritt des Studiums. Zudem wurde eine bessere Mitbestimmung der Lehramtsstudierenden für ihre besonderen Interessen ebenso eingefordert, wie eine bessere Ausgestaltung der Studieninhalte. Mit Blick auf die didaktischen Kompetenzen bestehe noch ein erheblicher Nachholbedarf. Die Präsentation der Studierenden ist hier abrufbar

Abschließend warf Jana Bonn, Ansprechpartnerin der GEW für die Lehramtsanwärter*innen noch einen Blick auf die zweite Phase der Lehramtsausbildung, also das Referendariat. Jana Bonn machte mit Blick auf die 2014 durchgeführte Studie der GEW Thüringen zur Situation der Lehramtsanwärter*innen deutlich, dass hier viel verschenkt werde, denn diese gingen meist mit viel Idealismus und Enthusiasmus an die Sache, würden dann aber in kurzer Zeit durch den Leistungs- und Zeitdruck nicht selten demotiviert. Zudem sei es ein großes Problem, dass die Referendar*innen als billige Lehrkräfte eingesetzt werden. Den Charakter einer Ausbildung habe die zweite Phase der Lehramtsausbildung teilweise verloren. Hier müsse dringend entgegengewirkt werden.

Die Präsentation von Jana Bonn zum Thema ist hier abrufbar.

Weiterführende Informationen zur Situation der Lehramtsanwärter*innen in Thüringen und entsprechende Analysen sind zu finden unter https://www.gew-thueringen.de/studienseminarseminarschule/wie-gut-ist-die-lehrerinnenausbildung-in-thueringen/

Mit diesen Eindrücken und Inputs gingen die Teilnehmer*innen anschließend in die Workshops, um 4 konkrete Themenstellungen zu diskutieren bezüglich der Fragestellen wie die Lehramtsausbildung gestaltet werden muss. Hier die Ergebnisse der Workshops: