Eine andere Welt gestalten – trotz alledem!

Frauentagsveranstaltung und Verleihung des 9. Frauenpreises der Thüringer LINKEN

In diesem Jahr war der Festveranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentags ein Zitat von Hedwig Dohm vorangestellt, einer Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht: „Glaube nicht, es muss so sein, weil es nie anders war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte für sterile Gehirne. Schaffe Möglichkeiten!“
Hedwig Dohm war mit ihrer Forderung nach dem Frauenwahlrecht ihrer Zeit weit voraus. Sie forderte es bereits 1873. Ihre Fortschrittlichkeit, die sich auch in den vielen von ihr formulierten Forderungen für Frauenrechte wiederfindet, ist bewundernswert.

Aber viele der bereits weit vor 150 Jahren geforderten Frauenrechte – von Hedwig Dohm, aber auch von vielen anderen Frauen – sind heute noch nicht erfüllt. Noch immer muss sich für rechtliche, ökonomische und soziale Gleichstellung eingesetzt werden. Außerdem gilt es, Abwehrkämpfe gegen Angriffe von rechten Kräften auf bereits erkämpfte Rechte zu führen, Angriffe auf Erreichtes und Erkämpftes was längst als selbstverständlich galt.
Aber es gibt aktuell auch einige Debatten und Kämpfe um mehr Frauenrechte, die uns Mut schenken und die Bestehendes verändern wollen.

Zum Beispiel die  breite Debatte um ein Paritätsgesetz, welche wir auch in Thüringen führen. 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts soll die politische Gleichstellung durch ein Paritätsgesetz eine notwendige Erweiterung finden. Ebenso macht das Wiedererwachen der Frauen*streik-Bewegung Hoffnung.     

Mut macht auch die Wucht und Solidarität, mit welcher viele tausend Frauen für die Streichung des §219a und ihre Selbstbestimmung kämpfen und damit die Politik zur Debatte gezwungen haben. Demnächst steht eine Normenkontrollklage gegen den Paragraphen beim Bundesverfassungsgericht an. Die Geschichte des §219a ist also ebenso wie die Geschichte der Frauenrechte noch lange nicht zu Ende.

In Anlehnung an Rosa Luxemburgs „Trotz alledem!“ und ganz nach Hedwig Dohms „Schaffe Möglichkeiten!“ ehrte und feierte die Fraktion DIE LINKE. im Thüringer Landtag, der Landesverband DIE LINKE. Thüringen, die Fraktion DIE LINKE. im Stadtrat Erfurt und die Europaabgeordnete Gabi Zimmer deswegen auch in diesem Jahr engagierte und aktive Frauen aus Thüringen mit der Verleihung des 9. Frauenpreises.

Folgende Vorschläge haben die Jury auf Grund der Beharrlichkeit, Courage und Tatkraft der Nominierten überzeugt:

Das Lila Archiv e.V. aus Meiningen, welches seit vielen Jahren Informationen, Kultur und Wissenschaft zu Frauen und Frauenbewegungen sammelt, archiviert und zugänglich macht, erreichte den 1. Platz und wurde mit einem Preisgeld von 500 Euro geehrt.

Den zweiten Platz erreichten die Stotternheimer Landfrauen. Sie haben sich um die Stärkung der gesellschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Beteiligung von Frauen im ländlichen Raum verdient gemacht. Ihre Arbeit wird mit einem Preisgeld von 250 Euro unterstützt.

Die engagierten Frauen des Leseclubs für Kinder „Krümel and friends“ aus Gera erreichten den 2. Platz und wurde ebenfalls mit 250 Euro ausgezeichnet.  Hier werden Kinder mit vielfältigen Aktionen und Projekten für das Lesen begeistert.

Außerdem wurden drei Ehrenpreise vergeben. Sie gingen an Mitarbeiterinnen der Celenus-Klinik in Bad Langensalza, welche 33 Wochen lang einen Arbeitskampf an der Klinik geführt haben, an drei junge Frauen und Mädchen aus Syrien für ihre persönliche Leistung sowie an zwei Hebammen aus Saalfeld für ihre couragierte Intervention bei der drohenden Abschiebung eines werdenden Vaters.