Sprachkitas in Thüringen erhalten – Bundesprogramm fortführen

Daniel Reinhardt
RedenDaniel Reinhardt

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 7/6308

 

Wie viele Fehltritte wird sich die aktuelle Bundesregierung wohl noch leisten können? Werte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete, liebe Fachkräfte in den Sprach-Kitas, in der Aktuellen Stunde geht es uns als Linksfraktion darum, die Fortsetzung und die Verstetigung des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ zu thematisieren. Das ist leider notwendig geworden, weil die Familienministerin angekündigt hat, dass dieses so notwendige und wertvolle Programm auslaufen soll.

 

Als ich heute Morgen 7.00 Uhr meine Tochter in den Kindergarten gebracht habe – und Sie werden es erraten, es ist auch eine Sprach-Kita – ist in mir dieses Gefühl hochgekommen, wie ich damals selbst als Kitaleiter dafür gekämpft habe, dass mein und unser Kindergarten eine Sprach-Kita wird. Dieses Programm ist so wichtig und notwendig und sinnvoll, weil es eine zusätzliche halbe Fachkraft gibt, die sich ausschließlich um die alltagsintegrierte Sprachförderung im Kindergarten kümmert. Es gibt eine halbe Stelle extra, es gibt Gelder, die wir investieren können, die Konzeption im Haus wird verändert, das methodisch-didaktische Arbeiten der Mitarbeitenden wird verändert und vor allem die Lebenswelt der Kinder wird aufgegriffen und die Eltern werden mit einbezogen. Sie sehen, mein pädagogisches Herz schlägt gleich schneller. Ich würde gern noch mehr dazu reden wollen, aber dazu reicht leider die Zeit nicht.

 

Uns allen war klar, dass das Programm irgendwann auslaufen wird. Dennoch haben das viele hier in Thüringen nicht wahrhaben wollen, nicht zuletzt deshalb, weil SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag niedergeschrieben haben, dass sie an diesem Programm festhalten wollen. Ein weiterer Grund war, dieses Programm gibt es seit 2016 und es sollte immer mal beendet werden, wurde aber immer und immer wieder fortgeführt, und zwar, weil es so gut war und so notwendig war. Auch aufgrund der umfänglichen Evaluation wurde festgehalten, dass es immer weitergeführt wurde. Familienministerin Paus hatte nun verlautbaren lassen, dass dieses Programm erst mal nicht fortgesetzt wird.

Bundesweit werden unsere Kindergärten finanziell unterstützt, und zwar die Kindergärten, in denen überdurchschnittlich viele Kinder sind, die einer sprachlichen Förderung bedürfen.

 

Das Tolle an dem Programm ist – ich habe es gerade schon gesagt –, dass eine halbe Fachkraft zusätzlich gefördert wird, also zusätzliches Personal, Sachmittel und Fachberatung. Die Zielstellung hierbei ist, nicht nur die Kinder zu fördern, sondern eben auch die Eltern mitzunehmen und die Kindergärten dauerhaft konzeptionell zu verbessern, sodass die alltagsintegrierte Spracheförderung einfach so stattfinden kann.

 

Besondere Bedeutung hat dieses Sprachprogramm erhalten – ich sagte schon, seit 2016 gibt es das oder Ähnliches – mit der Zunahme von Kindern mit Migrationshintergrund oder auch aus bildungsbenachteiligten Familien in Kindergärten. Gerade wir Bildungspolitiker wissen doch, wie hart die Lockdown-Geschichte für die Kinder, für die Familien aufgrund von Benachteiligung war.

 

Dass nun dieses Auslaufen der Förderung auch in Thüringen Folgen hat, haben wir alle verstanden. 282 Fachkräfte, also halbe Fachstellen, 246 Einrichtungen mit 21 Fachberaterstellen werden nun auslaufen. Die Frage ist: Was passiert denn mit diesen Fachkräften und welche Perspektive, welche Zukunft können wir ihnen denn geben? Wer soll und wie soll dieses Programm in so kurzer Zeit fortfinanziert werden?

 

Ich bin sehr dankbar, dass Thüringen am vergangenen Freitag dem Entschließungsantrag von Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat beigetreten ist. Auch der Bundesrat möchte eine Fortführung des Programms. Offensichtlich haben es also die Landesregierungen geschafft, sich mit den Betroffenen vor Ort zu besprechen, und den großen Mehrwert dieses Programms erkannt.

 

In der Mogelpackung Gute-KiTa-Gesetz 2, also wo uns jetzt zugesagt worden ist, den Ländern, dass quasi 2 Milliarden an die Länder fließen sollen, um die Kita-Geschichten weiter zu unterstützen, auszubauen, soll nun auf einmal auch diese Sprachförderung mit drin sein. Wenn man das Ganze aber andersrum aufkreuzt, dann kann man noch mal sagen, durch das Corona-Auffüllprogramm wurden in dieses Sprachkita-Programm 260 Millionen Förderung hier reingegeben. Die 260 Millionen Förderung werden jetzt gekürzt, das heißt, mit diesem Mogelprogramm „Gute-KiTa-Gesetz“ schiebt man uns eine Kürzung von 260 Millionen Euro in den Kindergärten unter. Ich halte das für skandalös. Und daher fordert meine und unsere Fraktionen, unter anderem auch die Familienministerin, Folgendes: erstens, sich umgehend zur Fortführung des Programms Sprach-Kitas auf gleichbleibendem Niveau von 260 Millionen Euro einzusetzen; zweitens, das System Kindergarten zukunftsfähig zu gestalten – wir brauchen jetzt diese verbindlichen Standards und nicht vielleicht in zwei Jahren –, jedem Kind einen kostenfreien Ganztagsplatz zur Verfügung zu stellen, die Arbeitsbedingungen von Erzieherinnen und Erziehern sowie die Ausbildung zu verbessern und zu qualifizieren. Thüringen leistet bereits seinen Anteil, sodass wir in dieser hohen Qualität in unseren Kindergärten fortsetzen und ausführen können. Nun ist eben die Bundesregierung dran.

 

Vielen Dank.

 

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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