Nur wer sich selbst verloren gibt, ist verloren – Zum 150. Geburtstag von Käte Duncker

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Heute, am 23. Mai 2021, wäre die Sozialistin, Pädagogin und Publizistin Käte Duncker 150 Jahre alt geworden. Dazu findet an ihrem Grab auf dem Friedhof in Friedrichroda eine Gedenkveranstaltung statt – nur wenige Schritte vom Mahnmal für die Opfer des Faschismus entfernt. DIE LINKE. Fraktion hält die Erinnerung an eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Thüringer Landtag auf besondere Weise lebendig. Denn immer dann, wenn unsere Abgeordneten in der Vergangenheit im Fraktionssitzungssaal mit der Nummer 201 zusammensaßen, Meinungen austauschten und Gäste zu Veranstaltungen empfingen, war auch Käte Duncker nicht fern, denn ihr Konterfei ziert eine der Wände des Saals und seit dem Jahr 2013 trägt dieser sogar ihren Namen: Käte-Duncker-Saal. Doch wer war diese Frau und was machte ihr Leben so besonders, dass es bis in die heutige Zeit Strahlkraft besitzt?

 

Käte Duncker, die am 23. Mai 1871 als Paula Kathinka Doell im badischen Lörrach geboren wurde, war 1921 im Alter von 50 Jahren als eine der ersten Frauen in den Thüringer Landtag gewählt worden. Schon zuvor hatte sie sich in der SPD und ab 1918 in der KPD für die berufliche und politische Besserstellung von Frauen, für Bildungsreformen sowie den sozialen und kulturellen Fortschritt eingesetzt. Sie nahm ihr Mandat sehr ernst und bemühte sich nach Kräften, die Fragen des Kinderelends, die Benachteiligung bedürftiger Kinder im Bildungswesen und die Bekämpfung von Kinderarbeit in den Mittelpunkt zu stellen. Es ging ihr darum, bessere Schulspeisung, Kinderkrippen und Horte einzuführen und die Volksbildung durch eine Reformierung der Volksschulen zu verbessern. Zudem forderte sie eine „höhere Besteuerung der besitzenden Klasse“, setzte sie sich für ein gut funktionierendes Gesundheitssystem und die Einführung eigenständiger Damentoiletten im Thüringer Landtag ein, welche aufgrund des extrem hohen Männeranteils im Parlament der Zwanziger Jahre noch nicht etabliert waren.

 

Neben ihren parlamentarischen Tätigkeiten nahm sie an zentralen und regionalen Parteikonferenzen teil, sowie an Frauenversammlungen im ganzen Land, die sie aufgrund der lebhaften Diskussionen sehr zu schätzen wusste.

 

Wie Käte Duncker zur profilierten Kämpferin für Frauenrechte wurde

 

Nachdem Paula Kathinkas Vater früh gestorben war zog sie mit ihrer Mutter ins thüringische Friedrichroda, wo sie Volksschullehrerin wurde. Mit 22 Jahren führte sie ihr Weg weiter nach Leipzig, wo sie bald auch Clara Zetkin begegnete, welche sie mit ihrem Wirken als Sozialistin und Frauenrechtlerin tief beeindruckte und mit der sie bald eine innige Freundschaft verbinden sollte.

 

1907 wurde sie stellvertretende Chefredakteurin der von Clara Zetkin geleiteten sozialistischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“, nahm in den Folgejahren an mehreren großen Frauenkonferenzen als Rednerin teil und war auch am Beschluss über den Internationalen Frauentag beteiligt. Trotz Repressionen ließ sie sich nicht von ihren politischen Vorstellungen und Überzeugungen abbringen.

 

Im Ersten Weltkrieg gehörte sie zum linken und pazifistischen Flügel der SPD und stand damit in Opposition zum Parteivorstand. Sie war 1915 neben Rosa Luxemburg und Franz Mehring Mitbegründerin der Zeitschrift „Die Internationale“, aus der ein Jahr später die „Spartakusgruppe“ und im Zuge der Novemberrevolution im Jahre 1918 schließlich der „Spartakusbund“ hervorging, der sich als parteiunabhängige, reichsweite Organisation verstand. In dieser Zeit schrieb sie einen Entwurf über die Schule der Zukunft und beteiligte sich an der illegalen Herausgabe der Spartakusbriefe. Zeitweilig übernahm sie auch die Leitung des Zentralen Bildungsausschusses sowie die Betreuung verschiedener Jugendgruppen.

 

Nach ihrer vergleichsweise kurzen, aber dennoch prägenden Zeit als Landtagsabgeordnete begann für Käte Duncker ein rastloser Lebensabschnitt, geprägt von Krankheit, Verfolgung, Emigration und dramatischen persönlichen Schicksalen. Ihren Mut ließ sie sich trotz allem nicht nehmen. Zurückblickend auf ihre Zeit im Thüringer Landtag erinnerte sie sich knapp 30 Jahre später mit folgenden Worten:

 

„Und das Schicksal wollte es, dass ich dabei war, als aus den kleinen Vaterländern um den Thüringer Wald herum das Land Thüringen geschaffen wurde - nämlich als Abgeordnete des zweiten Thüringer Landtags zwischen 1921 und 1923.“

Sie starb am 2. Mai 1953 nach langer schwerer Krankheit in Bernau.

 

Was bleibt?

 

Viele von Käte Dunckers Forderungen sind auch heute noch aktuell. Noch immer gilt es, sich für Gleichstellung und Armutsbekämpfung stark zu machen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Und bald wird es hoffentlich auch für DIE LINKE Fraktion wieder möglich sein, ihre Fraktionssitzungen im Käte-Duncker-Saal, dem Raum mit der Nummer 201, abzuhalten. Mit der Benennung im Oktober 2013 setzte die Fraktion jedenfalls ein starkes Zeichen, welches auch heute noch seine Wirkung entfaltet.

 

Bodo Ramelow, der zu dieser Zeit Fraktionsvorsitzender war, sagte damals „Käte Duncker gilt uns als eine Frau, die für ihre Überzeugungen kämpfte, litt und dennoch nicht müde wurde, für eine bessere Welt einzustehen. Mit der Namensgebung ihres Fraktionssaals will DIE LINKE diese mutige Frau würdigen und auch auf diesem Wege zeigen, dass es ein wichtiger politischer Auftrag bleibt, Benachteiligungen von Frauen, Ungleichheiten und fehlende Chancen in der Gesellschaft anzuprangern und für soziale Gerechtigkeit zu streiten.” Dies soll auch in Zukunft der Auftrag der Linksfraktion im Thüringer Landtag sein.

 

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