Thüringens Engagement: Arbeitskreis besucht Thüringer Einrichtungen im Unstrut-Hainich-Kreis

Parlamentsreport

Der Arbeitskreis Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung macht regelmäßige Besuche in den Wahlkreisen der Abgeordneten des Arbeitskreises, um die Vereine, Verbände und Unternehmen zu treffen und sich direkt mit ihnen über ihren Alltag und sich daraus ergebende Bedarfe auszutauschen. Im Mai war der Arbeitskreis nun im Unstrut-Hainich-Kreis, dem Wahlkreis der Abgeordneten Cordula Eger, familien- und seniorenpolitische Sprecherin der Fraktion.

„Die Soziale Komponente ist nicht zu unterschätzen“
Gesundheitskiosk Urleben


Erster Stopp der Abgeordneten Karola Stange, Lena Saniye Güngör, Cordula Eger, Ralf Plötner und ihrer Mitarbeitenden war der Gesundheitskiosk in Urleben. Nachdem der Kiosk im letzten Jahr von Ministerpräsident Bodo Ramelow mit eröffnet und in der Presse viel darüber berichtet wurde, freuten sich die Abgeordneten, den Kiosk nun endlich real zu sehen. Christopher Kaufmann, Vorsitzender des Landengel e. V., welcher den Gesundheitskiosk betreibt, hob bei der Nutzung des Holzbaus vor allem die soziale Komponente des Kiosks hervor. „Es ist keine medizinische Einrichtung im klassischen Sinne. Hier sitzt also kein Arzt vor Ort. Vielmehr ist das Haus ein Sozialort, denn soziale Komponenten sind ein Teil der Gesundheitsversorgung / Versorgung der nicht zu unterschätzen ist.“ Man biete auch Beratung bei Anträgen für Senior:innen und Familien mit weniger Geld an. Mit W-LAN und einer Toilette ausgestattet, steht der Bau auf einer abgerissenen Bushaltestelle und soll zukünftig auch für telemedizinische Vorsorge genutzt werden. Vor allem nach den Corona Jahren hätten viele verstanden, wie wichtig öffentliche Gesundheitsversorgung ist. „In der Entstehung des Konzeptes des Kiosks zeigte sich für uns immer wieder: der öffentliche Gesundheitsdienst muss raus zu den Menschen!“ In nordischen Ländern gibt es bereits seit Längerem die Umsetzung dieser Einrichtungen. „Ein solcher Gesundheitskiosk macht die Dörfer wieder lebenswert und entlastet das gesamte Gesundheitssystem durch seinen ganzheitlichen Ansatz“, unterstreicht Ralf Plötner, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion.

„Wir sind hier wirklich alles“
Frauen für Frauen e. V.


Nächster Termin an diesem Tag war der Verein „Frauen für Frauen“ in Bad Langensalza. Der Verein hat im Moment die Projekte „Frauenzentrum“ und „Frauenschutz“ inne. Andrea Franke füllt mit ihren zwei Mitarbeiterinnen eine 2,0 Stelle aus. „Wir sind hier alles: Buchhalterinnen, Pflegerinnen, Malerinnen, Kinderbetreuerinnen, Haushälterinnen, Putzkräfte, Seelsorgerinnen… .“ Der Verein musste nach der Kündigung seiner alten, großzügigen Räumlichkeiten viele Projekte einstampfen und auch die aktuellen Preiserhöhungen in vielen Bereichen machen dem Verein zu schaffen. „Wir hatten einen schönen Treff am Mittwoch, der sehr gut besucht war. Es gab Salate, Getränke und vor allem Platz zum Austausch untereinander. Derzeit können wir den Mittwochstreff jedoch finanziell leider nicht mehr umsetzen. Die Lebensmittel sind einfach so teuer. Für viele Frauen wären zwei bis drei Euro Erhöhung für das Essen einfach zu viel“, erklärt Franke. Auf Nachfrage Karola Stanges, frauen- und behindertenpolitische Sprecherin der Fraktion, ob die Schutzunterkünfte der Frauen Barrierefreiheit bieten würden, musste Frau Franke leider mit Nein antworten. Man müsse nehmen, was die Vermieter anbieten und das sei im seltensten Fall barrierearm oder gar barrierefrei. Ein weiteres Thema waren Frauen mit Migrations-/ Fluchthintergrund. Der Verein mache derzeit sehr viel Migrationsarbeit, stoße aber bald an seine Grenzen. „Hier muss sich seitens der Kommune etwas ändern. Für behördliche Anträge etc. brauchen wir einen Termin im Ausländeramt. Jedoch waren die Termine über Wochen ausgebucht. Letzte Woche (Anfang Mai) habe ich dann endlich einen bekommen: für August.“ Hier müsse sich dringend etwas ändern. Am Ende des Gespräches erklärte Frau Franke gegenüber der Besuchsgruppe: „Ja, ich habe heute viel über Probleme gesprochen, denn damit sind wir in unserem Arbeitsalltag viel konfrontiert. Wir hören aber nicht auf, für finanzielle Unterstützung, für strukturelle Veränderung und Wohnraum zu kämpfen. Denn wir kämpfen für alle die, die unsere Arbeit in Anspruch nehmen müssen.“ Abgeordnete Lena Saniye Güngör nimmt eine dringende Forderung aus dem Treffen mit dem Verein mit: „Die mangelnde Wertschätzung im Bereich des Frauenschutzes zeigt sich leider auch bei den Arbeitsbedingungen und der Entlohnung der Mitarbeiterinnen. Hier braucht es endlich eine strukturelle Aufwertung!“

„Was mir fehlt, ist die Anerkennung von außen“
Seniorenwohnheim Großengottern


Die letzte Fahrt des Tages ging für die Abgeordneten nach Großengottern. Zunächst in die Seniorenwohngemeinschaft „An der Waidmühle“. Das Seniorenwohnheim hält 48 Plätze bereit, aktuell sind diese mit 44 Personen belegt. Das Gebäude wurde vor 1,5 Jahren eröffnet und präsentiert einen modernen Bau ähnlich eines kirchlichen Kreuzganges. Der nicht überdachte Innenhof bietet Grünfläche und einen Außenbereich für die Einrichtung. Die Struktur des Hauses kommt dem Bewegungsdrang der Bewohner:innen zugute. Viel Holz und ein helles Ambiente verleihen dem Ort eine freundliche Atmosphäre. Die Mitarbeitenden der Einrichtung beschreiben die Personalsituation im Moment als „in Ordnung“. „Was mir fehlt, ist die Anerkennung von außen. Es gibt andere Länder, wo der Beruf hoch ehrbar ist. Aber in Deutschland sind wir noch sehr weit davon entfernt”, berichtet eine Mitarbeiterin. Ihnen sei das Modell der Bezugspflege wichtig, das heißt, „dass immer dieselben Ansprechpartner am Bewohner“ sind. Die Beziehungen festigten sich so viel besser. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch: Zeit. Die sozialpolitische Sprecherin und Vorsitzende der Volkssolidarität im Landesverband Thüringen e. V., Karola Stange, unterstrich: „Man sieht es am Beispiel hier in Großengottern: Wenn das Personal da ist, ist auch die Zeit da und damit steigt die Qualität der Pflege und die Beziehung zu den Bewohner:innen. Ist nicht genug Personal vorhanden, kippt die Situation, sobald mal jemand krank ist. Das ist kein Zustand.” Die Seniorenunterkunft bekomme viel ehrenamtliche Unterstützung. So käme der ansässige Landfrauen Verein öfter vorbei und backe oder bastele mit den Senior:innen. Auch das gegenüberliegende „Spittel“ organisiere Veranstaltungen für die Bewohner:innen, berichtet der zukünftige Heimleiter.
Diese alte Hospiz- und heutige Museumsanlage stellt die letzte Station der Besuchsreihe des Arbeitskreises dar. Seit 2013 wurde das Areal von einem Verein übernommen, dessen Vorsitz Veronika Klein innehat. Sie und ihr Mann entdeckten das „Spittel“ bei der Erstellung eines Jubiläumsfilms zu Großengottern wieder und erkannten darin „ein einzigartiges mittelalterliches Ensemble das erhalten bleiben muss.” Sie führte den Arbeitskreis über das Gelände und erklärte, dass die Gebäude bis 1944 selbst als Altenheimanlage genutzt wurden. Danach dienten sie bis 1962 als Heim für Kriegsgeflüchtete. In der Aufwertung der Anlage zeigt sich das unermüdliche Engagement der Akteure vor Ort und die Wertschätzung des historischen Erbes.

„Programme für Thüringen“
Cordula Eger


„Ich bin sehr froh, dass es in meinem Wahlkreis auch in den Dörfern etliche, vielfältige, gute und notwendige Angebote für Familien, ältere Menschen und im kulturellen Bereich gibt. Die Gespräche in den Einrichtungen und mit den Vereinen, die wir auf unserer Tour besucht haben, zeigen, dass die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen umfangreiche Förderprogramme und Unterstützungsleistungen für Familien und im Sozial- und Gesundheitsbereich und für das Ehrenamt vorhalten, die auch im ländlichen Raum bei den Menschen ankommen. Wir setzen uns als Fraktion dafür ein, das dies auch so bleibt und erweitert wird“, schließt Cordula Eger die Besuchsreihe resümierend ab.

Die gesamte Ausgabe hier lesen