StadtLand Parlament zum Abschluss der IBA im Landtag
Nach zehnjähriger Projektlaufzeit endet in diesem Jahr die Internationale Bauausstellung Thüringen (kurz: IBA Thüringen). Das zentrale Motiv bildete dabei das StadtLand, das für die kleinteilige räumliche Struktur in Thüringen und die daraus entstehenden zahlreichen komplexen Fragestellungen steht, die es mit kreativen Ansätzen zu lösen gilt. Im Rahmen der IBA konnten mit Unterstützung der unterschiedlichsten Akteur:innen zahlreiche Reallabore in Thüringen etabliert und ein fortschrittlicheres Bauen als Lösungsansatz erprobt werden. Im Laufe der intensiven Arbeit haben sich mehr als 1.400 Menschen, deren Engagement und Eigeninitiative das Gelingen der Projekte maßgeblich mitbestimmten, im IBA-Netzwerk zusammengefunden.
Dazu gehörten unter anderem Vertreter:innen aus Städten und Gemeinden, Initiativen, Landesgesellschaften, Vereinen, Genossenschaften etc., aber auch Privatpersonen, die sich zusammengeschlossen und auf verschiedenen Ebenen miteinander gearbeitet haben. Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind nicht nur die zahlreichen erfolgreichen Projekte in Thüringen, sondern auch der Abschluss der Veranstaltungsreihe StadtLand, die beispielhaft für die intensive Kommunikation der IBA Thüringen an und mit der Öffentlichkeit steht. Das sogenannte „StadtLand Parlament“ fand am 18. Oktober 2023 im Plenarsaal des Thüringer Landtags statt und schließt damit die Veranstaltungsreihe StadtLand Parlament ab. Mit dem Ziel, Erfahrungen zu teilen und Akteur:innen aus Politik und Verwaltung in Thüringen Empfehlungen auszusprechen, sprachen im Rahmen der Endpräsentation unter anderem die Geschäftsführerin Dr. Martina Doehler-Behzadi und Prof. Dr. Barbara Schönig, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, aber auch die Beteiligten der mehr als 30 durchgeführten Projekte berichteten von ihren Erlebnissen und auch überraschenden Erkenntnissen.
„Die Projekte noch einmal aus Sicht der beteiligten Akteur:innen kennenzulernen, hatte für mich einen großen Mehrwert. Die IBA hat in Thüringen eine Bandbreite an neuen Projekten hervorgebracht, die die langfristige Entwicklung des Freistaates nachhaltig prägen werden. Dabei profitieren das Land und seine Bewohner:innen nicht nur von den nun sichtbaren guten Ergebnissen, sondern auch von den innovativen Prozessen, die die Projekte in dieser Form erst möglich machten und eine zukunftsweisende Wirkung für ganz neue Maßnahmen besitzen.“ Ergänzt wurden die Ausführungen durch den Abschlussbericht mit dem Titel „StadtLand Positionen“, der einen Blick in die Zukunft wagt. Entstanden im Rahmen des „StadtLand Forums“, an dem über 600 Akteur:innen mitwirkten, führt das Positionspapier 15 prägnante Empfehlungen und Forderungen aus, die auf die gesammelten Erfahrungen der letzten zehn Projektjahre Bezug nehmen und eindeutige Impulse für die künftige Entwicklung Thüringens darstellen. Es stehen dabei insbesondere die ländlich geprägten Räume Thüringens und der Appell für eine weitere Stärkung und Ermächtigung dieser Regionen im Vordergrund. Dazu gehört auch die Sicherung der Versorgung mit medizinischen Strukturen, für die sich die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag in Erfüllung ihres Ziels „Thüringen überall gleich gut“ bereits mit verschiedenen Ansätzen einsetzt. Die Förderung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sind fester Bestandteil der Arbeit der Fraktion.„Wir plädieren ebenfalls für eine Reduzierung des Flächenverbrauches durch den Menschen, die Stärkung von Stoffkreisläufen zur Sicherung regionaler, klimafreundlicher Ressourcen wie beispielsweise Lehm oder Holz, und für noch intensivere Betätigungen zur Erfüllung der Klimaziele. Da diese Bestrebungen nicht ohne die Mithilfe der Menschen gelingen können, unterstützen wir die Forderungen nach mehr Möglichkeiten für alternative Organisationsformen, die eine stärkere Selbstermächtigung und Emanzipation der Gesellschaft zulassen und starre Organisationsformen aufbrechen.“
All das braucht eine intensive Auseinandersetzung zwischen Akteur:innen aus der Politik, Verwaltung und Gesellschaft, wie die IBA Thüringen gezeigt hat. Umso erfreulicher ist also, dass der bereits begonnene Austausch an zahlreichen Stellen auch nach Ausstellungsende weitergeführt wird und einzelne Projekte, wie etwa die LeerGut - Agent:innen, die die Reaktivierung von Objekten begleiten, durch die engagierten Beteiligten weitergeführt werden. Die IBA hat mit ihren zahlreichen Projekten verdeutlicht, was eigentlich allen bewusst sein sollte: Die zahlreichen verlassenen Grundstücke und Gebäude, die es allein in Thüringen gibt, besitzen ein großes Potenzial für die Entwicklung des Landes, das genutzt und gefördert werden muss. Die Aktivierung brachliegender Gebäude bietet enorme Chancen für Städte und Gemeinden, da nicht nur Ortsbilder verbessert werden, sondern auch räumliche Ressourcen, Rohstoffe und Energie eingespart werden können und so ein positiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.