Nr. 22/2010: „Die Vision ‚Energieautarke Stadt’ muss erlebbar werden“

Parlamentsreport

NACHGEFRAGT bei MdL Petra Enders, erneut als Bürgermeisterin gewählt

Am 24. Oktober war die Bürgermeisterwahl in Großbreitenbach. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?


98,4 Prozent Zustimmung sind doch ein überzeugendes Ergebnis. Ich bin zufrieden und da ich mich ja bereits zum dritten Mal dieser Bürgermeisterwahl gestellt habe, kann ich aus diesem Ergebnis schlussfolgern, die Bürger meiner Heimatstadt sind es mit mir offensichtlich auch. Ein kleiner Wermutstropfen war – ich hätte mir eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht.

Wie geht es nun weiter?


Arbeitsmäßig muss der Spagat zwischen dem Bürgermeisteramt und meinem Landtagsmandat weiter gemeistert werden. In meiner Stadt gilt es, die begonnenen Vorhaben umzusetzen, die da wären: Erschließung Gewerbegebiet „Hohe Tanne“, Fertigstellung des Umbaus des alten Herrenhauses unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten in eine Wohnanlage für Senioren mit integrierter Tagespflege, um nur mal zwei zu nennen. Es gilt Neues anzupacken. Der demographische Wandel ist eine Herausforderung, die ich angenommen habe. Wir brauchen ein Zukunftskonzept, das sowohl die städtebauliche Entwicklung und die immer älter werdende Gesellschaft berücksichtigt, aber vor allem auch jungen Menschen Perspektiven in unserer Stadt garantiert. Das geht nur im Dialog und gemeinsam mit den Bürgern. Jeder ist eingeladen, dies mit zu gestalten. Eine weitere Aufgabe sehe ich darin, die Anstrengungen zur Nutzung alternativer Energien zu forcieren. Die Vision „Energieautarke Stadt“ muss erlebbar werden. Und nicht vergessen möchte ich die Unterstützung unserer einheimischen Unternehmen durch gute wirtschaftliche Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten sowie eine solide und verlässliche städtische Steuer- und Finanzpolitik.
Ganz aktuell stehen wir, wie jede andere Kommune, vor der Aufgabe, für 2011 einen Haushalt zu verabschieden. Was die Landesregierung bisher dazu verlauten ließ, lässt nichts Gutes erwarten. Wir halten trotzdem oder besser gerade deswegen am Bürgerbeteiligungshaushalt fest! Denn ich bin überzeugt, neue Ideen und Kreativität sowie vor allem das persönliche Engagement des Einzelnen werden uns die Herausforderungen der Zukunft meistern lassen.

Was ist mit der 380 kV-Leitung?

Wir erleben gerade hautnah und täglich, was es für eine Kommune heißt, wenn unmittelbar vor Ort eine überregionale Infrastrukturmaßnahme gebaut wird. Großbreitenbach wird wegen einer ICE-Strecke untertunnelt. Ein Rettungsstollen wird angelegt. Erschütterungen durch Sprengungen, Abraumtransporte ohne Ende, Erdstoffdeponien, abgeholzte Wälder, verunreinigtes Wasser – das kann man einer Region kein zweites Mal zumuten. Die geschlagenen Wunden in der Natur sind unheilbar. Wir hoffen, dass sie wenigstens vernarben und die größten Auswüchse dieser Baumaßnahme eines Tages nicht mehr sichtbar sind. Die 70 bis 80 Meter hohen Masten für die 380 kV-Leitung und die über 100 Meter breite Trasse darunter verschwinden aber nicht, sie werden dauerhaft Natur und Lebensqualität  negativ beeinflussen und den Tourismus gefährden. Um die Profitinteressen der Betreiber dieser Höchstspannungsleitung zu maximieren, geben wir unsere Thüringer Heimat nicht her. Dass sie für die Durchleitung von Windstrom gebraucht wird, ist eine Lüge. Um zusätzlichen Windstrom zu transportieren gibt es Alternativen: Bestehende 380 kV-Leitungen mit leistungsstärkeren Hochtemperaturseilen zu bespannen, das ist billiger und umweltverträglicher!

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