Long Covid: Viele Corona-Infizierte leiden noch viel später

Unter dem Begriff Long Covid werden Langzeitfolgen von Patient*innen verstanden, die nach ihrer SARS-CoV-2-Infektion noch Wochen oder Monate unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden. Laut Expert*innen rollt da eine große Welle zusätzlicher Corona-Probleme auf uns zu. Das betrifft zunächst einmal die Betroffenen, die teils schwere Belastungen tragen müssen. Das betrifft aber auch Fragen der Ressourcen für die Rehabilitation und Behandlung, der Fortbildung von Ärzt*innen, der Absicherung etwa von Berufsunfähigkeit und der gesellschaftlichen Kostenverteilung, etwa im Gesundheitssystem.


„Erste Studien zeigen, dass etwa 10 Prozent aller SARS-CoV-2-Infizierten unter Langzeitfolgen leiden. Bei Menschen, die zuvor im Krankenhaus behandelt wurden, können bis zu 70 Prozent betroffen sein. Betroffen sind alle Altersgruppen unabhängig von der Schwere der Infektion“, heißt es in einem Antrag der LINKEN im Bundestag. Auch die Linksfraktion im Landtag von Thüringen macht sich schon jetzt für die Betroffenen stark. „Jetzt müssen bereits die Weichen gestellt werden, um Versorgungsmöglichkeiten für Betroffene von Long Covid zu schaffen. Dafür braucht es eine bundeseinheitliche Strategie und ausreichende finanzielle Mittel, um flächendeckend gleiche Möglichkeiten der Diagnose, Behandlung und Rehabilitation zu schaffen“, sagt die Fraktionsvizevorsitzende und Sozialpolitikerin Karola Stange. „Die möglichen Spätfolgen einer Corona-Erkrankung sind sehr vielfältig und reichen von Lungenproblemen, über dauerhafte Müdigkeit und Kopfschmerzen zu psychischen Erkrankungen. Hier braucht es dringend mehr Forschung und Information.“ Die Bundesregierung solle jetzt zum Beispiel ein Register anlegen, das systematisch Langzeitfolgen dokumentiert. Die verfügbaren Informationen sollten auch gezielt an Kosten- und Leistungsträger des Gesundheitswesens sowie Arbeitgeber verteilt werden. Betroffene bräuchten einen schnellen Zugang zu Maßnahmen der Rehabilitation und beruflichen Wiedereingliederung. Auch Selbsthilfegruppen könnten Stange zufolge hier einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Betroffenen einen Raum zu geben, um die vielfältigen Folgen der Erkrankung zu verarbeiten und über Unterstützungsangebote zu informieren. Sie sollten daher gezielt gefördert werden.


Wichtig sei es zudem, so Stange, „dass Corona bzw. ‚Long Covid‘ als Berufskrankheit anerkannt wird“. Nur damit ist eine gute soziale Absicherung garantiert. Deshalb müsse diese Anerkennung über die klassischen Gesundheitsberufe hinaus auch für Berufe im Bildungsbereich, bei der Polizei oder im Einzelhandel möglich werden.


Laut Medienberichten sind bisher allein in Thüringen bis zu 11.300 Menschen von Long Covid betroffen. Schon jetzt ist die Nachfrage nach Anschlussheilbehandlungen nach einer Covid19-Erkrankung und für Reha-Maßnahmen bei Long Covid-Patienten stark gestiegen. Bundesweit fehlt es an Beratungsstellen und Kompetenzzentren. Verwiesen wird unter anderem auf die USA, wo kürzlich umgerechnet eine Milliarde Euro für die Forschung bereitgestellt wurden. Wie die Linksfraktion im Bundestag kritisiert, könnte Long Covid „zu einer tickenden Zeitbombe“ werden, wenn die Bundesregierung nicht endlich aktiv werde, und entsprechend Vorgaben für die Sozialversicherungsträger mache. Auch Pflegepersonal und gut ausgebildete Fachärzte müssten eingestellt werden. PR