Kati Engel stellt vor: "Der alte Mann und die Katze. Eine Einführung in die Welt von Pettersson und Findus"

Kati Engel

Pettersson und Findus (im schwedischen Original Pettson och Findus) ist eine Kinderbuchreihe des schwedischen Autors Sven Nordqvist. Eigentlich hatte Nordqvist vor, eine Geschichte über zwei alte Menschen zu schreiben, die immer wieder vergessen, was sie vorhaben, weil sie sich zu viel erzählen. Doch dann kam ihm die Idee, dass der alte Mann sich auch mit seiner Katze unterhalten könne.

„Aber ich mag keine fünf bis zehn neue Kartoffeln und Mohrrüben auch nicht. Können wir nicht lieber Fleischklößchen pflanzen?“ (aus Nordqvist, Aufruhr im Gemüsebeet)

So wurden die beiden Hauptfiguren geboren, der alte Mann Pettersson und sein Kater Findus. Beide leben sehr idyllisch am Rande eines kleinen schwedischen Dorfes. Das Grundstück besteht aus einem großen Garten und drei roten Häusern mit weißen Fensterrahmen und Holzdach, Wohnhaus, Holzschuppen und einem Gebäude, in dem Hühnerstall und Tischlerschuppen untergebracht sind. Pettersson ist ein freundlicher, aber auch kauziger alter Mann und er ist ein echter Erfinder, der die ungewöhnlichsten Apparate konstruiert. Findus hingegen ist ein lebensfroher, temperamentvoller junger Kater. Immer wieder hat er neue verrückte Ideen. Findus kann sprechen. Das macht er aber nur bei Pettersson - vor anderen Menschen verschweigt er seine Gabe. Auf dem Hof wohnen außerdem noch zehn sprechende Hühner, die am liebsten Kaffee trinken. Natürlich stilecht mit Kuchen und gutem Kaffeegeschirr.

„Zwischen Äckern und Wiesen steht ein kleines rotes Haus mit einem Hühnerstall, einem Schuppen zum Tischlern und einem Schuppen für Feuerholz, einem Plumpsklo und einem Garten. Dort wohnen der alte Pettersson und sein Kater Findus.“ (aus: Nordqvist, Kennst du Pettersson & Findus?)

Und dann sind da noch die kleinen, trollartigen Mucklas. Sie leben in ihrer eigenen verborgenen Welt unter dem Fußboden und in den Wänden von Petterssons Haus. Die Mucklas sind immer in Aktion: Entweder lassen sie etwas verschwinden oder sie untersuchen, entdecken oder bauen etwas. Sie lachen auch schon einmal hämisch, wenn Pettersson oder Findus ein Missgeschick passiert. Pettersson kann die Mucklas nicht sehen, Findus hingegen schon und ist mit ihnen sogar sehr gut befreundet. Nordqvists Bilder zu den Geschichten sind stets detailreich, auch in Bezug auf Nebenfiguren, Naturszenen oder das Durcheinander in Haus, Werkstatt, Hühnerstall und Garten. Oft beinhalten sie mehrere kleine Szenen. Und mitunter erblühen glotzende Augen-Blumen oder flattern Ohrmuschel-Schmetterlinge vorbei, da beargwöhnt eine Kuh das Geschehen vom Bilderrahmen aus oder hockt ein fieses Krokodil im Gesträuch. Das Surreale lauert neben jedem pedantisch aufgeräumten Regal und eröffnet eine kleine Tür in der Grenzmauer unserer sonst allzu starren Realität.
Der Autor und Zeichner, Sven Nordqvist, zählt zu den beliebtesten und erfolgreichsten Bilderbuch-Künstlern im skandinavischen Raum und in Deutschland. Dabei begann sein Leben gar nicht so verheißungsvoll. Zwar hatte Nordqvist schon früh den Wunsch, professionell künstlerisch tätig zu werden, doch erhielt er von verschiedenen Kunstschulen nur Absagen. Deshalb studierte er Architektur in der schwedischen Stadt Lund. Anschließend begann er als Dozent und Architekt zu arbeiten. Aber er hielt an seinem ursprünglichen Traum fest, zeichnete weiter und verkaufte erste Bilder an Schulbuchverlage. 1983 gewann er den ersten Preis in einem Kinderbuch-Wettbewerb. 1984 erschien dann das erste Pettersson-und-Findus-Buch »Eine Geburtstagstorte für die Katze«. Sven Nordqvist hat seitdem viele renommierte Preise für seine Arbeit erhalten, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis und den schwedischen Astrid Lindgren-Preis für sein Gesamtwerk. Sein Bilderbuch „Wo ist meine Schwester?“ brachte ihm den renommierten August-Strindberg-Preis ein, der damit erstmalig für ein Bilderbuch vergeben wurde. „Eine Verbeugung vor der Literatur, der Kunst und den unendlichen Landschaften der Fantasie“, schrieb dazu die schwedische Zeitung Dagens Nyheter.

„Ich schreibe nicht. Weil ich eine Geschichte erzählen möchte, sondern weil ich selbst die freie Welt suche, die eine Geschichte eröffnet.“ (Sven Nordqvist)

Die Geschichten von „Pettersson und Findus“ spielen in einer scheinbar isolierten Land-Idylle. Eingebettet mitten in der Natur, mit viel Grün und viel Zeit, und weit, weit weg von der restlichen Welt widersetzt sich das ungleiche Paar gegen die die klassisch-wirtschaftsliberalen Werte wie Pünktlichkeit, Fleiß und Produktivität und erschaffen ihre eigene Gesellschaftsordnung, welche auf den Grundpfeilern von Freundschaft, Treue und Respekt fußt.
Doch auch in diesem Mikrokosmos widerspiegeln sich symbolhaft die Problemlagen des realen Lebens und schlagen so eine zarte Brücke zu der Lebensrealität der lesenden Kinder (und der im Herzen Kind gebliebenen Erwachsenen). So entstand zum Beispiel die Geschichte „Findus und der Hahn im Korb“, in der Findus den neu an den Hof gekommenen Hahn Caruso erbittert bekämpft, nachdem ein Immigrant aus dem Dorf, in welchem Nordqvist wohnt, durch Skinheads verjagt wurde. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern am scheiternden Kater werden kaum merklich solch große Themen wie Fremdenhass, Eifersucht, aber auch Akzeptanz kindgerecht behandelt. Dabei ist Findus nicht der unfehlbare Held, sondern darf auch in die Irre gehen und sich dadurch weiterentwickeln. „In einer Geschichte für Kinder muss man ein Problem bewältigen und auch den kleinen Lesern Hilfestellung mit der Geschichte geben“, erläutert Sven Nordqvist.