Die Folgen der Pandemie

Knut Korschewsky, Steffen Dittes
Parlamentsreport

Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Deshalb stand die Wahlkreistour von MdL Knut Korschewsky und Fraktionsvorsitzenden Steffen Dittes durch den Landkreis Sonneberg im Zeichen der Unternehmensbesuche, um die aktuelle Situation zu erfragen.
Die erste Station war ein Besuch des mittelständischen Unternehmens „GBneuhaus GmbH“ auf dem Herrnberg in Neuhaus am Rennweg. Die Firma konzentriert sich auf funktionale Beschichtungen. Da Abgeordneter Korschewsky vor der Corona-Pandemie „Stammgast“ bei GBneuhaus war, wollte er nun aus erster Hand über die Auswirkungen der derzeitigen Krisen informiert werden. Empfangen wurden Dittes und Korschewsky vom Betriebsleiter Markus Heinze und dem Referenten der Geschäftsleitung, Philipp Müller. Bei einer Tour durch die Abteilungen der Tauch- und der Sprühbeschichtung  rückten vor allem immer wieder die Themen Personal und Automatisierung in den Fokus. „Nicht ein einziger Roboter hat dazu geführt, dass ein Mitarbeiter gehen musste“, so Heinze. Im Anschluss an den Rundgang fragte Korschewsky gezielt nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Da sind schon Effekte entstanden, die unschön waren“, sagt Heinze. Er denkt etwa daran, als im Frühjahr auf einen Schlag beinahe die gesamte für die organisatorischen Abläufe zuständige Belegschaft ausgefallen war. In der Woche sei man kurz davor gewesen, die Firma schließen zu müssen. Auch Produktionseinbußen mussten verkraftet werden. Das Jahr 2020 hatte man stark geplant, im ersten Quartal sei man noch gut durchgekommen, aber dann kam es zu einem radikalen Einbruch mit bis zu 87 Prozent Auftragsverlusten. Erst zum Ende des dritten Quartals sei es wieder angelaufen. Das Vor-Corona-Niveau habe man heute noch nicht wieder erreicht. Der Grund dafür aber liege vor allem bei den Personalproblemen. Heinze betont mehrfach, dass wohl derzeit die größte Herausforderung des Unternehmens darin bestehe, Mitarbeiter:innen zu bekommen. Dabei gehe es nicht um den immer viel diskutierten Fachkräftemangel, sondern ganz und gar um einen Arbeitskräftemangel. Es werde immer schwieriger, Auszubildende zu bekommen, sagt Philipp Müller. Wichtiger sei es, „hier oben“ mit potenziellen Lehrlingen in Kontakt zu treten. Fakt jedenfalls sei, dass inzwischen die Betriebe die Initiative ergreifen müssen, um Personal zu gewinnen und da müsse man auch bisher „unterschätzte Quellen“ anzapfen, wie Markus Heinze ergänzt und als Beispiel an Kooperationen mit Sportvereinen und dabei an deren Kinder- und Jugendabteilungen denkt.


Von Dittes auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs angesprochen, erläutert Heinze: „Geschäftlich sind wir da zum Glück nicht involviert – was Standorte, Partner, Zulieferer oder ähnliches angehe. Allerdings rechnen wir mit einer Erhöhung der Stromkosten um das Fünffache, dies muss erst einmal verkraftet werden“. Zumindest einen Teil der benötigten Energie könne man über die bereits installierte Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nutzen. „So, wie es anfällt, können wir es nutzen“, sagte Heinze. In Neuhaus aber, schob Müller nach, sei das ja bekanntermaßen nicht immer allzu viel“.
Dittes und Korschewsky bedankten sich für das interessante Gespräch mit Firmenrundgang und fuhren weiter nach Lauscha. Dort wurden sie von Toni Köhler-Terz am Künstlerstandort Goetheschule empfangen. Das Kulturkollektiv Goetheschule e.V. ist seit 2014 ein eingetragener Verein mit ca. 30 Mitgliedern. Für die ehemalige Schule am Ort hat der Verein das Erbbaurecht erworben. „Wir haben ein Domizil und konnten die alte Schule, welche zehn Jahre leer stand und unter Denkmalschutz steht, vor dem Verfall retten. Neben unserer künstlerischen Arbeit bedeutet das für uns allerlei handwerkliche Arbeit am Objekt und Beantragung von entsprechenden Fördermitteln für die notwendigen Arbeiten“, so Köhler-Terz. 2016 wurde der Verein mit dem Kulturriesen, dem Förderpreis für Soziokulturelle Zentren in Thüringen, ausgezeichnet. In der Begründung dazu heißt es: „Mit der zuvor leerstehenden Goetheschule hat das Kulturkollektiv einen für die Stadt zentralen und für die Bürger emotional stark besetzten Ort wieder zugänglich gemacht und einer neuen Nutzung zugeführt. Damit erhält es nicht nur die Bausubstanz dieses Kulturdenkmals, es leistet auch einen Beitrag zur Stadt- und Regionalentwicklung“. Die Jury würdigte dies als einen wichtigen Impuls für die von Abwanderung, Überalterung und Bevölkerungsrückgang betroffene Region. „Es ist ein außergewöhnliches Projekt, über sehr günstige Nutzungsentgelte und logistische Erleichterungen viele verschiedene Kunstprojekte an einen gemeinsamen Ort zu bringen“, so Abgeordneter Korschewsky. Weiter ging es dann nach Sonneberg in die Kreissparkasse zu einem Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern. Auch hier war das Interesse der Landtagsabgeordneten in Bezug auf die Corona- Auswirkungen groß. „Unsere Unternehmen sind krisenerprobt und relativ gut durch Corona gekommen“, schätzt Sparkassen-Vorstand Mike Stieler ein.  Die Sparkasse und deren Zahlen als Seismograf der lokalen wirtschaftlichen Lage? Der Sparkassenvorstand mag dem gar nicht widersprechen. 146 Mitarbeiter hat die Sparkasse und betreibt neben der Hauptstelle in der Sonneberger Bahnhofstraße neun „bemannte Filialen“ im Landkreis, mehr als alle anderen Mitbewerber zusammen. Die Pandemie sei bemerkbar gewesen, weniger oder gar nicht mit Zahlungsausfällen, aber mit einem Anstieg der Spareinlagen.


Bewege sich das Volumen der Spareinlagen sonst bei etwa 20 Millionen Euro, so sei dies während des Corona-Lockdowns auf etwa 40 Millionen Euro hochgeschnellt. „Das fehlt dann bei der Nachfrage in der Region“, schätzt der Sparkassenchef ein. Anders gesagt: das fehlte dem Gastronomen, Bäcker, Einzelhändler am Umsatz. Umgekehrt ging die Nachfrage nach Finanzierungen zurück, will heißen: Es wurde nicht mehr investiert. „Während der Pandemie haben sich diese Verhältnisse völlig verzerrt“, schätzt er ein. Die Hoffnung, nun wieder in eine „Normalphase“ zu kommen, habe sich jedoch auch nicht erfüllt, denn neben dem Krieg kämpfe man nun mit einer steigenden Inflation. „Der Fachkräftemangel wird das allergrößte Problem in der Zukunft werden“, meint Stieler. Und während der Pandemie habe sich dies noch einmal verschärft. Auch der Ukraine-Krieg habe schon seine Spuren hinterlassen.  Betroffen vom drohenden Gasboykott sei hier vor allem die Glasindustrie. „Wir können der Glasindustrie nicht helfen“, hier sei die Politik gefragt. K. Korschewsky