Mit Kunst eigene Gefühle ausdrücken - Ausstellung im Thüringer Landtag

Parlamentsreport

Am ersten Tag des Plenums im Mai eröffnete die Fraktion DIE LINKE auf den Fluren der Fraktionsräume in der vierten Etage des Thüringer Landtages die Ausstellung von Fatima Alkaheel. Die junge Künstlerin wurde in Damaskus, Syrien geboren und kam vor etwa zwei Jahren mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern über das Landesaufnahmeprogramm nach Deutschland.
Das Aufnahmeprogramm besagt, dass syrische Geflüchtete, welche seit mindestens sechs Monaten in Thüringen wohnen, ihre Angehörigen ersten Grades nachholen können, wenn sich diese ebenfalls auf der Flucht befinden bzw. eine individuelle Not vorliegt. Jedoch muss für die Angehörigen der gesamte Lebensunterhalt privat bezahlt werden, außer die Krankenversicherung, welche das Land Thüringen übernimmt. Das heißt im Klartext, dass der hier bereits lebende Geflüchtete für eine erwachsene nachzuholende Person monatlich ca. 800 und für Kinder je 400 Euro aufbringen muss, neben seinem/ihrem eigenem Bedarf.

Bereits 2017 machten sich Fatimas Onkel Hadi Kahel und Michael Gerner Gedanken, wie sie die Nachholung der Familie finanzieren und umsetzen könnten. Hedi Kahel beschreibt Michael Gerner und seine Frau als seine „deutschen Zieheltern“ und pflegte schon lange ein enges Verhältnis. Die Entscheidung, nun auch Hadis Schwester nach Deutschland zu holen, fiel deshalb, weil sie durch die Ermordnung ihres Mannes in Assads Gefängnis ein besonders schwerer Schicksalsschlag traf. Michael Gerner wurde Mitglied bei den Thüringer Flüchtlingspaten Syrien e. V. und übernahm dort die Öffentlichkeitsarbeit. Sie gründeten im Verein den Unterstützerkreis Triptis und sammelten auf unterschiedlichen Veranstaltungen Spenden und warben für das Vorhaben. Innerhalb der Partei DIE LINKE gibt es seit dem sehr viel Unterstützer:innen, die Partei selbst ist Fördermitglied im Verein. 2020 war es dann soweit, der Verein hat die Vorraussetzungen für eine Übersiedlung der Familie Alkaheel geschaffen. Doch wegen Corona wurden die Grenzen zwischen Syrien und Libanon kurzfristig geschlossen und alles musste um ein ganzes Jahr verschoben werden. Die Visa wurden erneuert ausgestellt und am 20. Januar 2021 konnten Christian Schaft und Michael Gerner die Familie Alkaheel in Berlin in Empfang nehmen.
Nun, im Jahr 2023, hilft der 20jährigen Fatima auch die Kunst, in Deutschland weiter anzukommen. Sie und ihre Mutter haben eine Arbeit gefunden, Fatima selbst hat jedoch das Ziel zu studieren. Kunst oder Medizin, wie sie sagt. Jedoch wird ihr Abschluss aus Syrien nicht anerkannt, daher liegt noch ein weiter Weg zu diesem Ziel vor ihr.

Die Leidenschaft für Kunst hat Fatima bereits in ihrer Kindheit entdeckt. In Syrien besuchte sie einen Zeichenverein und absolvierte die Fachrichtung Kunst in der Schule. „Ich male sehr gern Gesichter. Wenn ich ein Gesicht male, kann ich in ihm zeigen, was ich selbst fühle“, erklärt Fatima Alkaheel, deren zwanzigster Geburtstag an diesem Tag ist. Zur Ausstellung im Thüringer Landtag richtet Katharina König-Preuss, die auch als Bürgin für die Familie dient, ihre Worte an die Künstlerin: „Es ist mehr als nur eine Ausstellung. Es sind Bilder, die dich zeigen. Du gehst mit der Ausstellung im Landtag in den öffentlichen Raum mit dem, was du kannst.“
Auch Michael Gerner stand stolz bei der Ausstellungseröffnung neben Fatima Alkaheel und hat auch eine wichtige Botschaft an die Anwesenden der Ausstellungseröffnung. „Es war möglich die Familienmitglieder auf legalem Wege nach Thüringen zu holen, da wir ein Landesaufnahmeprogramm mit Syrien haben und im Vorfeld Menschen gefunden haben, die dieses Programm unterstützen. Momentan bekommen wir jedoch nicht einen einzigen Geflüchteten nach Thüringen. Der Grund dafür sind die Thüringer Ausländerbehörden die die Neuauflage des Programms anders interpretieren. Hier muss politisch etwas geschehen!“
Nun lebt die Familie seit fast 2,5 Jahren in Jena, die beiden Kleinen gehen in eine Gemeinschaftsschule. Wer die Familie Alkaheel unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an die Thüringer Flüchtlingspaten Syrien e. V. IBAN DE 15 7933 0111 0002 3405 42 mit den Verwendungszweck „Unterstützerkreis Triptis“ gern tun. Eine grundsätzliche Unterstützung des Vereins ist unter dem Verwendungszweck „Vereinsspende“ möglich.

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