Herausforderung Mobilität - Veranstaltung in Südthüringen thematisiert Mobilität auf dem Land

Anfang September fand im Kulturbrauhaus in Bad Lobenstein eine Veranstaltung zum Thema „Mobilität im ländlichen Raum“ statt. Der Beginn der Diskussionsrunde war 17 Uhr und moderiert wurde der Abend durch den ortsansässigen DJ Karsten Anders. Ausrichter dieser öffentlichen Podiumsdiskussion war das KoPoFor – Kommunalpolitisches Forum e.V., die Thüringengestalter aus Erfurt.
„Mit unserem kommunalpolitischen Bildungsverein, den Thüringengestaltern, haben wir zur Podiumsdiskussion nach Bad Lobenstein geladen. Das Thema liegt uns am Herzen und wir wollen auf die Lage im ländlichen Raum hinweisen und über Lösungen sprechen. Wir wollen Mobilität für alle.“, so der Landtagsabgeordnete und Sprecher für Landesentwicklung Linksfraktion, Ralf Kalich, der ebenfalls auf dem Podium saß. Weitere geladenen Podiumsgäste waren Dirk Bergner (Geschäftsführer der KomBus GmbH), Gudrun Lukin (Abgeordnete im Thüringer Landtag und Sprecherin für Verkehr und Infrastruktur der Linksfraktion), Lex Meyer (Jugendparlament Saale-Orla-Kreis), und Hannes Neupert (Vorsitzender der ExtraEnergy Services GmbH & Co.KG), Frank Kuschel (Verlagsleiter des THK-Verlags).
Nach einer kurzen Begrüßungsrunde, in der alle Podiumsteilnehmer:innen vom Moderator vorgestellt wurden und ihre Sicht auf die Mobilitätssituation in der ländlichen Region schildern konnten, ging es ohne große Umschweife direkt in eine sehr konstruktive Diskussionsrunde. Aus vielen Richtungen wurde angemerkt, dass das Netz des ÖPNV in den ländlichen Regionen des Saale-Orla-Kreises fast ausschließlich auf den Schulbusverkehr ausgerichtet sei und somit weder für Arbeitstätige eine mögliche Entlastung beim Weg zur Arbeit bietet, noch für Rentnerinnen und Rentner, da die Anbindungen meist so schlecht sind, dass man schlicht und ergreifend auf ein eigenes Auto angewiesen ist, wenn man zum Beispiel innerhalb der regulären Sprechzeiten einen Arzttermin wahrnehmen muss. Lex Meyer, der Vertreter des Jugendparlaments im Saale-Orla-Kreis, merkte dazu ebenfalls an, dass es landkreisübergreifend sehr zeitaufwendig ist, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. „Wenn ich mit dem Bus nach Saalfeld in die Berufsschule fahren muss, muss ich je Fahrt bis zu zweieinhalb Stunden einplanen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Dinge als Lernen und Abendessen, wenn man erst nach 17 Uhr wieder zuhause ist. Für viele Jugendliche und junge Erwachsene ist ein eigenes Auto in unserer Region also fast Pflicht, wenn man seine freie Zeit selbstbestimmt genießen möchte,“ so der Achtzehnjährige.
Aus dem Publikum kamen viele interessante Anmerkungen, die immer neue Ansätze und Themenumschwünge mit sich zogen. Das Thema Fahrradwege, E-Bikes und Radnetzplanung wurde unter anderem immer wieder heiß diskutiert. Hannes Neupert, Vorsitzender der ExtraEnergy Services GmbH&Co.KG beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Elektrofahrrädern. „Ich bin überzeugt, dass wir sehr effiziente Verkehrsmittel brauchen und in Kombination mit einem gut ausgebauten ÖPNV sehe ich die elektrischen Fahrräder als wichtigen Baustein.“.
Er ist zudem der Meinung, dass es im Grunde keine privaten Autos bräuchte, wenn der öffentliche Nahverkehr ausreichend ausgebaut wäre und sich nicht nur auf den Schülerverkehr beschränken würde. Dirk Bergner, Geschäftsführer der KomBus GmbH bestritt diesen Umstand nicht, da eine schnellere Taktung der Fahrtzeiten im Saale-Orla-Kreis schlicht nicht möglich sei. „Die in Planung befindlichen schrittweise Ausweitungen der Stadtbuslinien auf die Gemeinde Rosenthal am Rennsteig und der Umbau des Bahnhofgeländes in Bad Lobenstein zeigt aber an Praxisbeispielen deutlich, dass wir an einer besseren Vernetzung arbeiten und den Bürgern und Bürgerinnen mehr Mobilität bieten wollen“, so Bergner.
Gudrun Lukin, Sprecherin für Verkehr und Infrastruktur im Thüringer Landtag, brachte im Gespräch die Probleme mit einem Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets an. „Es ist zu klären, ob es 49 oder 69 Euro kosten soll. Bund und Länder wollen sich die Kosten dafür teilen.“ Jedoch sei die Finanzierung eine echte Hürde. Auch andere Nachfolgemodelle wurden in der Diskussionsrunde in Bad Lobenstein besprochen, zum Beispiel ein flexibler Mix aus ÖPNV und Taxibetrieb. Im benachbarten Landkreis Hof in Oberfranken gibt es so ein System schon länger und es funktioniert gut, berichtet Fritz Sell, Vorsitzender der Verkehrsinitiative Höllennetz e.V. aus dem Zuschauerraum.
Auch die mögliche Reaktivierung der Höllentalbahn zwischen Marxgrün in Oberfranken und Blankenstein im Saale-Orla-Kreis wurde an diesem Abend rege diskutiert. Alle Anwesenden waren sich schnell einig, dass eine direkte Verbindung zwischen den beiden Landkreisen eine große Erleichterung für Jung und Alt darstellt. Der Gesprächsbedarf unter den Teilnehmenden und interessierten Bürgern war enorm und man hätte noch eine lange Zeit weiter diskutieren können.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Thüringen. Überall gleich gut“, der Linksfraktion im Thüringer Landtag statt. Die Fraktion will gleichwertige Lebensverhältnisse für Menschen in der Stadt und auf dem Land ermöglichen und mit der Reihe die verschiedenen Aspekte dieses Ziels thematisieren. In den nächsten Monaten finden, verteilt in ganz Thüringen dazu Veranstaltungen statt. Alle Informationen finden Sie dazu unter:
www.gleichgut.de.