Gesundheit. Überall gleich gut.

Parlamentsreport

Wie kommt die Praxis eigentlich zur Ärztin oder dem Arzt? Das fragte sich das Team des offenen Jugend- und Wahlkreisbüros ZinXX des LINKEN Landtagsabgeordneten Christian Schaft in Ilmenau. Sie luden deshalb niedergelassenen Ärzt:innen im südlichen Ilm-Kreis zum Expert:innen-stammtisch ein. Wie kann die medizinische Versorgung trotz Fachkräftemangels überall gleich gut gewährleistet werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des gemeinsamen Austausches, an dem auch der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Ralf Plötner, teilnahm.

Egal ob Hausärzt:in, Zahnärzt:in, Psychotherapeutin oder Notfallsanitäter:in - alle treibt die Frage um, wie es zu schaffen ist, angesichts der demografischen Entwicklung nicht nur angehende Ärzt:innen nach ihrem Medizinstudium in Thüringen zu halten, sondern auch wie unsere älter werdende Bevölkerung die bestmögliche Versorgung erlangt. In einer guten und fachlichen Diskussion brachten die Gesundheitsexpert:innen verschiedene aktuelle Problemstellungen zur Sprache und suchten gemeinsam mit den Abgeordneten nach Lösungen. Die identifizierten Probleme und Herausforderungen, vor denen niedergelassene Mediziner:innen aktuell stehen, sind vielfältig.

Die Suche nach qualifiziertem Personal zur Unterstützung erweist sich als zunehmend schwierig. Gleichzeitig wiesen die Ärzt:innen darauf hin, wie essenziell wichtig die Teamarbeit und die Unterstützung durch medizinische Fachangestellte, Verwaltungskräfte, aber auch technische Lösungen sind. Nur wenn es ein funktionierendes Team gibt und auch die Praxen mitgedacht werden als Teil eines breit aufgestellten Versorgungs- und Pflegenetzwerkes, funktioniere die Gesundheitsversorgung nachhaltig. Aber nicht nur die Frage, wie die Nachfolge von Ärzt:innen gewährleistet werden kann, stünde im Raum. Vor allem für den ländlichen Raum forderten die Expert:innen auch eine bessere finanzielle Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung unterstützender Berufe.  Genannt wurden hier neue Strukturen und Modelle der Gesundheitsversorgung und der Aufbau von Gesundheitsnetzwerken. Beispiele, die diskutiert wurden, waren Primärversorgungspraxen, die Etablierung von Arztassistent:innen oder Gemeindesanitäter:innen zur Stärkung der Erstversorgung. Positiv wurde deshalb das Modell VERAH in Thüringen hervorgehoben. VERAH (Versorgungsassistent:in in der Hausarztpraxis) sind erfahrene medizinische Fachangestellte, die sich über eine hoch qualifizierte Weiterbildungsmaßnahme fortgebildet haben. Diese übernehmen arztentlastende Aufgaben und unterstützen dadurch bei der Sicherstellung einer umfassenden Patient:innenbetreuung.Doch auch trotz neuer Modelle und Strukturen sei es absehbar, dass in Zukunft die Zahl der niedergelassenen Praxen schrumpfen kann. Darum nahm auch die Frage nach der Prävention einen wichtigen Stellenwert in der Debatte ein, um das Bewusstsein für Gesundheitsprävention erheblich zu stärken. Ein gesunder Lebensstil bietet einen hohen Schutz vor den sogenannten Zivilisationskrankheiten. In der Diskussion forderten die Expert:innen deshalb, die Prävention an Kitas und Schulen erheblich zu stärken. Dies könne zum Beispiel im Sportunterricht geschehen, der stärker den Charakter eines „Gesundheitsunterrichtes“ bekommen könnte“, der den Fokus auf Bewegung, gesunde Ernährung, Zahngesundheit, Erste Hilfe sowie psychische Prävention legt.

Einigkeit bestand auch darin, dass es eine grundlegende Umgestaltung des Gesundheitswesens brauche. Hier liege der Handlungsbedarf insbesondere auf der Bundesebene. Um die finanzielle Grundlage für den Gesundheitsbereich und damit auch die niedergelassenen Ärzt:innen zu verbessern, sprachen sich die Teilnehmer:innen auch für eine Bürgerversicherung aus, in die alle einzahlen. Es wäre eine Win-Win-Situation für die Ärzt:innen, deren Leistungen besser bezahlt werden könnten, wenn mehr Geld im Topf ist. Und für die Versicherten, wenn starke Schultern mehr tragen, könnte zudem auch der Krankenkassenbeitrag für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen sinken.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was in drei Stunden gemeinsam diskutiert wurde.  Der Handlungsbedarf ist da. Maßnahmen des Landes wie die Etablierung der Telemedizin, Projekte wie der „Landengel“ als Versorgungsmodell zur bedarfsorientierten Gesundheitsversorgung oder AGATHE zur Unterstützung gesellschaftlicher Teilhabe von pflegebedürftigen Personen sind bereits jetzt wichtige Bausteine. Das noch welche hinzukommen müssen, zeigte die Debatte. Der gemeinsame Austausch am Expert:innenstammtisch hilft dabei in den Regionen mit den Ärzt:innen, Pflegenden und weiteren Akteur:innen zusammen, damit die Herausforderungen gemeinsam gestemmt werden können. Im offenen Jugend- und Wahlkreisbüro ZinXX laufen schon die Planungen für den nächsten. Dann mit den Pflegekräften als wichtige Säule der regionalen Gesundheits- und Versorgungslandschaft.