Ein warmes Zuhause: Plädoyer für bezahlbare und ökologische Wärme

Die Wärmeversorgung in Deutschland steht vor gewaltigen Herausforderungen. Laut einer aktuellen Studie des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) befürchten 41 Prozent der Stadtwerke, künftig keine bezahlbare Wärmeversorgung mehr gewährleisten zu können. Gründe dafür sind die hohen Investitionskosten, die notwendig sind, um nachhaltige Energiequellen in die Fernwärmeversorgung zu integrieren. In einem Land, in dem rund die Hälfte aller Wohnungen und Einfamilienhäuser noch immer mit Erdgas und etwa 23 Prozent mit Heizöl beheizt werden, ist dies nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine klimapolitische Herausforderung.

 

Die Preise für fossile Energie steigen kontinuierlich, und die Abhängigkeit von Importen aus teils autokratischen Staaten stellt ein zusätzliches Risiko dar. Diese Entwicklungen sorgen bei vielen Menschen für Unsicherheit und Ängste, insbesondere bei der Frage, wie bezahlbare Wärme auch in den kommenden Jahren sichergestellt werden kann.
Thüringen: Vorreiter mit Potenzial

Thüringen nimmt bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Mit einem gut ausgebauten Fernwärmenetz und einem vergleichsweise hohen Anteil an Wärme aus alternativen Quellen wie Klär- und Deponiegas sowie Biomasse zeigt der Freistaat, dass eine klimafreundlichere Wärmeversorgung möglich ist. Rund ein Viertel der Haushalte sind bereits an Fernwärmenetze angeschlossen – Platz 7 im nationalen Vergleich. Doch auch hier gibt es Luft nach oben: Das Ziel einer vollständig klimaneutralen Wärmeversorgung ist noch lange nicht erreicht.

 

Die Forderung: Eine solidarische Wärmewende


Das Positionspapier „Wärme: Bezahlbar und ökologisch!“ skizziert klare Maßnahmen, um die Wärmeversorgung klimafreundlich und gleichzeitig erschwinglich zu gestalten. Es setzt auf eine zentrale Botschaft: Der Markt allein ist nicht in der Lage, diese Probleme in angemessener Zeit zu lösen. Politisches Handeln ist gefragt, um die Wärmewende voranzutreiben und sozial gerecht zu gestalten.

 

Die wichtigsten Vorschläge aus dem Papier:

1.    Ausbau erneuerbarer Energien: Zukunftstechnologien wie Geothermie, Großwärmepumpen, Solaranlagen und Biomasse sollen gestärkt werden. Dies sichert nicht nur eine ökologische Wärmeversorgung, sondern stärkt auch die regionale Wirtschaft.
2.    Kommunale und gemeinwohlorientierte Wärmenetze: Fern- und Nahwärmenetze bieten Effizienzvorteile und senken die Kosten pro Haushalt. Zentralisierte Lösungen ermöglichen zudem eine schnellere Modernisierung und Dekarbonisierung.
3.    Vereinfachte Wärmeplanung: Fernwärme- und Nahwärmenetze sollten bevorzugt ausgebaut werden. In Regionen ohne Netzanschluss könnten Wärmepumpen unter der Regie von Stadtwerken installiert werden.
4.    Rückführung der Energienetze in öffentliche Hand: Strom-, Fernwärme- und Gasnetze sollen verstärkt von Kommunen oder staatlichen Unternehmen betrieben werden. Dies schafft Möglichkeiten zur demokratischen Kontrolle und Mitbestimmung.
5.    Grüner Wasserstoff: Der Einsatz von grünem Wasserstoff in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kann einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung leisten.

 

Finanzierung und soziale Gerechtigkeit


Ein Transformationsfonds, gestützt durch Investitionen des Landes und revolvierende Kredite, soll den Umbau der Wärmeversorgung finanzieren. Mit einer Einlage von 50 Millionen Euro durch den Freistaat könnten bis zu 700 Millionen Euro mobilisiert werden. Gleichzeitig wird auf soziale Gerechtigkeit geachtet: Eine Übergewinnsteuer, eine Kontrolle der Netzentgelte und ein dauerhafter Preisdeckel für Energie sollen verhindern, dass private Unternehmen die Energiewende auf Kosten der Verbraucher:innen finanzieren.

 

Thüringen als Vorbild für ganz Deutschland


Thüringen hat das Potenzial, zum Spitzenreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien und der Entwicklung zukunftsfähiger Wärmenetze zu werden. Regionale Wertschöpfung, innovative Technologien und eine sozial gerechte Preisgestaltung sind die Schlüssel zu einer erfolgreichen Wärmewende. Mit den im Positionspapier skizzierten Maßnahmen könnte der Freistaat nicht nur seine eigene Energieversorgung sicherstellen, sondern auch als Vorbild für andere Bundesländer dienen.
Die Wärmewende ist nicht nur eine technische Aufgabe – sondern soziale Verpflichtung. Alle Bürger:innen haben das Recht auf eine bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung. Dieses Ziel muss nun mit Entschlossenheit verfolgt werden.