Ein Jahr als jüngste Abgeordnete
Donata Vogtschmidt ist als Mandatsnachfolge für Susanne Hennig-Wellsow Anfang November 2021 in den Thüringer Landtag nachgerückt und damit mit 23 Jahren die jüngste Abgeordnete im Thüringer Landtag geworden. In der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag ist sie Sprecherin für Katastrophenschutz und Feuerwehr. Die Abgeordnete führt Büros in Arnstadt und Sondershausen und engagiert sich neben ihrer parteipolitischen Arbeit in der Thematik zur atomaren Endlagerung. Vogtschmidt ist Mitglied des Landesvorstandes der Linken in Thüringen und widmet sich als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft „Linkes Frauennetzwerk“ besonders den Themen Geschlechtergerechtigkeit, Feminismus und politischen Bildung. Sie hat zudem in diesem Jahr ihr Masterstudium in Staatswissenschaften abgeschlossen und ist Mutter einer Tochter.
Parlamentsreport: Schön, dass wir miteinander sprechen. Anlass ist dein einjähriges Jubiläum im Thüringer Landtag. Der Bundestag ist der jüngste und weiblichste überhaupt. Die jüngste Abgeordnete ist 23 Jahre. Das war auch das Alter, mit dem du im Landtag gestartet bist. Rückblickend nach einem Jahr: Fühltest du dich auf die Tätigkeit vorbereitet? Wie blickst du auf deinen Start?
Donata Vogtschmidt: Politik war für mich kein komplett neues Feld, in das ich reingerutscht bin. Es war natürlich trotzdem etwas kaltes Wasser, in das man reingeworfen wurde. Aber ich kannte die Fraktion von den Parteitagen und dem Parteileben. Ich wusste, wie die Abläufe sind, weil ich auch schon Praktika gemacht habe. Deswegen kannte ich zum Glück bereits viele Personen und wusste, was mich ungefähr erwartet. Aber mich neu zu organisieren und in die ganzen Prozesse und Abläufe reinzukommen, das war natürlich noch mal neu. Zum Glück habe ich von Anfang an sehr viele Hilfsangebote von Kolleginnen und Kollegen bekommen. Aber dadurch, dass ich mich seitdem 16 Jahre bin, politisch engagiere, war das Arbeitspensum auch nicht etwas komplett Neues für mich.
PR: Du sagst, Kolleginnen und Kollegen haben dir geholfen. Hast du den Altersunterschied zu älteren Kolleg:innen gespürt?
DV: Ja, das schon. Den Generationenkonflikt habe ich doch sehr deutlich gespürt, aber nicht nur in der Fraktion, sondern generell im Landtag im Umgang miteinander. Junge Menschen generell sind auch im Thüringer Landtag noch stark unterrepräsentiert. Das merkt man z. B. bei den Reden als auch daran, wie Debatten generell geführt werden. Das heißt, es sind ganz unterschiedliche Schwerpunkte oder eine ganz andere Sichtweisen auf bestimmte Themen. Beispielsweise in Bezug auf die Gleichstellung. Das wird bei jungen Menschen ganz anders aufgeworfen als bei der älteren Generation. Das merke ich auch bei mir persönlich sehr stark. Die erfahrenen Kolleg:innen haben mir aber auch viel geholfen z. B. bei formalen Anfragen und Prozessen in der Verwaltung.
PR: Schon bevor du in den Landtag gekommen bist lag ein starker inhaltlicher Fokus von dir auf dem ländlichen Raum. Du selbst bist aus dem Ilmkreis. Konntest du dahingehend im letzten Jahr etwas voranbringen?
DV: Richtig, der ländliche Raum liegt mir am Herzen. Es ist zum Beispiel ein Thema, wenn die Daseinsvorsorge immer noch eine andere ist als auf dem Land und in der Stadt. Auch in den parlamentarischen Diskussionen merken wir immer wieder, dass wir hinterfragen müssen, wie wir Thüringen überall gleich gut gestalten können. Wie können wir Stadt und Land Hand in Hand vereinen? Da haben wir als Fraktion bereits viel getan, vieles funktioniert gut, aber vieles muss sich noch verbessern. Am Beispiel des Neun-Euro-Tickets hat man gesehen, dass es im ländlichen Raum grundsätzlich ganz gut aufgenommen worden ist, es aber an einigen Stellen an den strukturellen Voraussetzungen scheiterte. Das ist ein Punkt, den wir als Linke weiter angehen können, dass wirklich überall gleichwertige Voraussetzungen, im ländlichen Raum und in der Stadt geschaffen werden können. Das ist ebenso ein Beispiel der Generationenunterschiede. Wenn wir über die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum diskutieren, müssen wir auch die strukturellen Voraussetzungen für junge Menschen hinterfragen.
PR: Was sind deine Themen, die du bis zum Ende der Legislatur bearbeiten willst?
DV: Ich habe einen starken Bezug auf den Katastrophenschutz und auch Atommüll-Endlagerung. Ich denke, das wird in Thüringen, gerade im ländlichen Raum noch mal ein größeres Thema werden. Die Diskussion schaukelt sich ja gerade hoch und mit jedem Schritt, welcher auf Bundesebene gegangen wird, wirkt sich das auch auf Thüringen aus. Im Katastrophenschutz gibt es viele Stellschrauben, bei denen wir uns in Bezug auf die klimatischen Veränderungen einstellen müssen. Das heißt, wir müssen das Gesetz anpacken.
PR: Abschließend noch die Frage: Sollte der Thüringer Landtag sich noch stärker aus jungen Menschen zusammensetzen?
DV: Ich kann allen jungen Leuten nur sagen engagiert euch! Wenn ihr was verändern wollt, dann bringt euch selbst mit ein, so kann man etwas erreichen. Auch bei mir war es so. Ich möchte selbst einen Impuls setzen, damit es für die nachfolgenden Generationen vorangeht. Dabei macht man auch nicht immer alles richtig. Das Wichtige ist, daraus zu lernen und sich immer weiterzuentwickeln. Man sollte sich bei seinen Zielen auch Unterstützung suchen, denn es gibt überall Menschen, die einem weiterhelfen können.
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