Bei frühkindlicher Bildung über den Tellerrand schauen

Parlamentsreport

Gestartet mit einer kleinen Novellierung des Thüringer Kindergartengesetzes folgt auch schon die große Novelle. Gemeinsam mit der CDU hat Rot-Rot-Grün Verbesserungen in der Kindertagespflege geschaffen, die 39h-Woche für Erzieher:innen umgesetzt und die praxisintegrierte Ausbildung in die Regelfinanzierung überführt. Jetzt steht das 3. beitragsfreie Kindergartenjahr an, die Personalschlüsselverbesserung im Ü3-Bereich und die Bildung eines Zentrums für frühkindliche Bildung.

„Wir als LINKE wollen, dass Bildung von Anfang an kostenlos ist, somit natürlich auch der Kindergarten. Wir freuen uns, dass durch unsere jahrelange Initiative nun über das Thema offen diskutiert wird“, so Daniel Reinhardt, Sprecher für frühkindliche Bildung der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Mittlerweile sind augenscheinlich auch CDU und SPD offen für ein weiteres beitragsfreies Kindergartenjahr. Wenn wir uns einen Kindergarten 2040 anschauen wollen, dann sind viele Fragen allerdings noch nicht geklärt. Natürliche Bevölkerungsveränderungen haben nämlich besonderen Einfluss auf die Zusammensetzung der Bevölkerung. Drei zentrale Aspekte sind dabei Migration, Geburtenrate und Sterblichkeit. Wie das Statistische Bundesamt in seiner 13. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung mitteilt, werden in den nächsten Jahren die Geburten zurückgehen. Bis 2042 wird damit gerechnet, dass in Thüringen jährlich im Schnitt etwa 16.600 Kinder weniger geboren werden. Das heißt konkret, dass weniger Kinder an die Thüringer Kindergärten kommen, sodass weitere Verbesserungen in der Qualität von Kindergärten möglich sind. Zum einen sind es Fragen der Strukturqualität und zum anderen Fragen der Prozessqualität, die verbessert werden können. Erste Auswirkungen sehen wir in den Städten Weimar, Jena und Gera.

Schaut man sich den Leitungsbereich in den Kindergärten an, muss es unbedingt eine Lösung geben, die die Leitungen unter 69 Kinder entlastet. Unser Vorschlag wäre eine Leitungsstelle für alle Kindergärten von 30 Kindern bis 100 Kindern, laut Betriebserlaubnis. Die weitergehenden Regelungen ab dem 101 Kind, sollten in der Abänderung dann keine Deckelung auf 1,5 Leitungsstellen erhalten.  Aber auch die Rahmenbedingungen der Fachkraft-Kind-Relation können und müssen weiter verbessert werden. Die Qualifikation des Fachpersonals kann durch eine Reform der vollzeitschulischen Erzieher:innenausbildung verbessert werden. Mit der Überführung der praxisintegrierten Ausbildung in Thüringen in die Regelfinanzierung wurden dahingehend bereits Verbesserungen geschaffen. Bei der Prozessqualität geht es konkret um die Gestaltung pädagogischer Umwelten und Interaktionen. Das Thema Migration wird uns auch in den nächsten Jahren weiterbeschäftigen. Die Diversitätskompetenz im Kindergarten spielt dabei eine große Rolle. Das heißt konkret, dass ein angemessener Umgang mit kultureller, sozialer, geschlechtlicher und religiöser Differenz entstehen muss. Diversitätskompetenz zeigt sich im Kindergarten-Alltag in den alltäglichen Interaktionen mit den Kindern, den Eltern, aber auch mit den Erzieher:innen.

Dies muss sich also auch im Gesamtkonzept der Kindertageseinrichtung wiederfinden. Auch die Integration und Sprachentwicklung muss im Kindergarten anfangen. Die Sprachentwicklung steht in engem Zusammenhang mit der Wahrnehmung, Bewegung, Denkfähigkeit und dem emotionalen Wohlempfinden der Kinder. Spielerisches Lernen von Sprache ist für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund von Vorteil, aber auch das Durchmischen der Altersgruppen, da so die Kleinen von den Großen lernen können. Integration funktioniert im Kindergarten nicht nur durch die Sprachentwicklung, sondern auch durch das Kennenlernen anderer Kulturen, Religionen, Traditionen oder anderer Lebensformen.

 

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