Auch der Winter gehört dem Arbeitskampf: Automotive Industrie weiter unter Druck
Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur Frost und Schnee, sondern auch eine zunehmende soziale Kälte, die insbesondere in der Automobil- und Zuliefererindustrie spürbar ist. Inmitten einer tiefgreifenden Strukturkrise, die durch falsche politische Entscheidungen und strategische Fehlplanungen der Unternehmenszentralen verstärkt wurde, sehen sich viele Beschäftigte das erste Mal mit einem möglichen Arbeitsplatzverlust konfrontiert. Deutlich wird dies am Beispiel des Traditionsunternehmens Schuler Pressen in Erfurt, wo rund 130 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Doch anstatt passiv zuzusehen, formiert sich Widerstand unter den Arbeiterinnen und Arbeitern.
Eine Industrie in der Krise
Die Automobilbranche steht am Scheideweg. Jahrzehntelang setzten Unternehmen und Politik auf fossile Antriebstechnologien, ohne die Zeichen der Zeit zu erkennen. Nun bedroht der notwendige Wandel hin zu einer klimagerechten Produktion zahlreiche Arbeitsplätze, insbesondere in der Zuliefererindustrie. Allein in Thüringen wird der Strukturwandel durch Betriebsschließungen und Stellenabbau schmerzhaft sichtbar. Beschäftigte bangen um ihre Existenz – oft nicht, weil ihre Arbeit überflüssig geworden ist, sondern weil Unternehmen sich vor der Verantwortung drücken, die Transformation sozial gerecht zu gestalten.
Transformationspolitik als Chance
Andreas Schubert, Sprecher für Wirtschaftspolitik der Linksfraktion im Thüringer Landtag, betont: „Nur mit einer aktiven Transformationspolitik können langfristige Perspektiven geschaffen und Industriearbeitsplätze erhalten werden.“ In Thüringen wurden in den vergangenen Jahren wichtige Strukturen wie die Transformationsagentur oder der Branchenverband Automotive Thüringen aufgebaut, die Unternehmen und Beschäftigte im Wandel unterstützen. Eine schnelle und entschlossene Dekarbonisierung könnte laut einer Studie des Thüringer Wirtschaftsministeriums nicht nur massenhafte Arbeitslosigkeit verhindern, sondern bis 2035 ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 23,5 Milliarden Euro generieren – und damit zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen.
Verantwortung der Politik
Die Landesregierung steht in der Pflicht, diesen Prozess aktiv zu gestalten. „Wie ernst es der neuen „Brombeer-Koalition“ damit ist, wird sich schon im Landeshaushalt 2025 zeigen. Klar ist: Eine Industriepolitik, die auf kurzfristige Gewinne statt auf nachhaltige Entwicklung setzt, gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft ganzer Regionen. Die Beschäftigten erwarten zu Recht, dass ihre Expertise in den Transformationsprozess einbezogen wird – und dass die Politik sie nicht im Stich lässt“, erklärt der Abgeordnete.
Die Automobil- und Zuliefererindustrie steht vor ihrer vielleicht größten Herausforderung. Doch mit einem klaren Kurs in Richtung Klimagerechtigkeit und sozialer Verantwortung kann der Winter nicht nur für Widerstand, sondern auch für Erneuerung stehen.
Unsere Landtagsfraktion hat zu dieser wichtigen Thematik eine Aktuelle Stunde im Thüringer Landtag beantragt, diese wird am 13. Dezember 2024 stattfinden.