Kritischer Blick auf „Revolution Train“
Auf Einladung des „Revolution Trains“ besuchten die Abgeordnete Karola Stange und ihr Praktikant am Roten Berg die fahrbare Bildungsstätte für Drogenprävention. Praktikant Jaron verfasste im Nachhinein einen kritischen Beitrag dazu.
Drogenprävention wird ein immer wichtigeres Thema in Zeiten, in denen die Zahl der Drogentoten jährlich steigt. Immer mehr Menschen - vor allem Schulklassen - besuchen in diesem Zusammenhang den „Revolution Train“, der verspricht, mit allen Sinnen für dieses Thema zu sensibilisieren. Doch der erste Fehler bei der Umsetzung dieses Konzepts liegt bereits in der Namensgebung. Denn eine „Revolution der Prävention“ ist dieser gepanzerte Zug definitiv nicht. Beeindruckend ist die bildliche Darstellung, die abwechselnd aus Teilen eines auf einer wahren Geschichte beruhenden Films und der Einfahrt in nachgestellte Ausschnitte dieses Films besteht. Diese Kombination thematisiert das Abgleiten in die Drogenabhängigkeit und deren Folgen und Gefahren auf anschauliche Weise, die im Gedächtnis bleibt. Dabei werden wichtige Wendepunkte und Handlungsstränge thematisiert, deren Bedeutung immer wieder durch realistische Nachstellungen verdeutlicht wird. Trotz des dramatischen Endes der Geschichte endet der Zug positiv und hoffnungsvoll mit einem Nachgespräch. Dabei wird einem gezeigt, wie wertvoll das Leben ist, was vermutlich gerade für junge Schüler:innen wichtig ist, die einen Großteil dieser Kostbarkeit noch vor sich haben. Unterstützt wird das Erlebnis durch eine anonyme und freiwillige Datenerhebung, die nützliche Informationen liefert und die Besucher:innen während der gesamten Führung bei der Stange hält. All diese Aspekte funktionieren in der Theorie sehr gut, aber die Umsetzung ist aus heutiger Sicht nur mangelhaft gelungen. Das fängt schon beim Film an, der an einigen Stellen veraltet wirkt. Sowohl der Umgang der Jugendlichen untereinander als auch die Drogensituation in Deutschland haben sich im Laufe der Zeit weit von dem entfernt, was der Film darzustellen versucht. Generell schlägt das Experiment einen überspitzten Erzählton an, der sich auch im Film widerspiegelt. Dieser Fokus auf das Spektakuläre schadet jedoch der Präventionsarbeit. Die Darstellung eines realistisch wirkenden und zeitlich glaubwürdigen Abrutschens in die Drogenszene wird immer mehr Eindruck hinterlassen als große Zeitsprünge, die nur flüchtige Einblicke in das Leben der Figuren gewähren. Besonders enttäuschend ist die extreme Vernachlässigung des langwierigen Rehabilitationsprozesses, der eine eindrucksvolle Abschreckung hätte sein können, aber fast nur mit einem Satz abgehandelt wird. Das aufmunternde Ende des Zuges, symbolisiert durch den „Lebensbaum“, vermittelt zwar schöne Werte, kommt aber sehr plötzlich und wirkt etwas deplatziert. Außerdem sollte das Nachgespräch unbedingt verlängert werden. Inhalt sollte eine konstruktive Diskussion sein, die weiterhin der Prävention dient und nicht hauptsächlich der Legitimation und dem Lob des Projektes.
Ja, das Projekt ist einzigartig. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für die hohe Weiterempfehlungsrate. Es wäre jedoch wünschenswert, den Film zu aktualisieren und inhaltlich zu erweitern. Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit der Rehabilitation kann auch erfolgreicher auf das installierte positive Ende hingearbeitet werden. Für solche Änderungen könnte man auch die Dauer der Führung etwas verlängern, schließlich sollte Drogenprävention mit der nötigen Sorgfalt behandelt und nicht durch ein recht enges Zeitfenster begrenzt werden. Der Revolution Train ist konzeptionell sehr lobenswert und kann sicherlich als Teil der Suchtprävention z.B. in Schulen besucht werden, er selbst muss aber noch einer tiefgreifenden Reform unterzogen werden, bevor er als Revolution der Suchtprävention bezeichnet werden kann.
Jaron, Schülerpraktikant Karola Stange