Ein Symbol des Zusammenhalts in bewegten Zeiten
Am 21. August 2024 wurde vor dem Thüringer Landtag in Erfurt ein neues Kunstwerk enthüllt: der sogenannte Friedenspfahl, geschaffen vom Jenaer Künstler Robert Krainhöfner. Die weiße Holzstele aus einem drei Meter hohen Eichenstamm, gestiftet von ThüringenForst, trägt die Inschrift „Möge Frieden auf Erden sein“ und das Wort „Frieden“ in einem stilisierten Winkelalphabet. Der Pfahl ist nicht nur ein ästhetisches Objekt, sondern auch ein Mahnmal, das in Zeiten globaler Konflikte wie dem Krieg in der Ukraine eine drängende Aktualität besitzt.
Die Initiative für dieses Kunstwerk entstand durch das unermüdliche Engagement eines langjährigen Gästebegleiters des Landtags, Roland Büttner. Landtagspräsidentin Birgit Pommer würdigte ihn bei der feierlichen Einweihung und betonte, dass der Friedenspfahl ein Ergebnis seiner langjährigen Beharrlichkeit sei. „Wo Musik ertönt, da ist auch der Wille zum Frieden“, begann Pommer ihre Ansprache und stellte die Friedensbotschaft als zentrale Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens dar. „Möge Frieden auf Erden sein“, fügte sie hinzu, „das wirkt in aktuellen Zeiten als ein unglaublich dringender Wunsch.“
Dieser Wunsch nach Frieden sei angesichts der globalen Krisen, wie dem anhaltenden Krieg in der Ukraine, aktueller denn je. Pommer betonte, dass der Krieg „viel Leid und viel, ja, wirklich viel Schmerz in jede Familie“ bringe und dass der Landtag die Aufgabe habe, Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben zu legen. Der Friedenspfahl stehe symbolisch dafür, dass alle Menschen Verantwortung tragen, den Frieden aktiv zu gestalten. Über einen QR-Code am Pfahl haben Passantinnen und Passanten die Möglichkeit, eigene Friedenswünsche zu hinterlassen, die digital gespeichert und sichtbar gemacht werden.
Für den Künstler Robert Krainhöfner ist der Friedenspfahl mehr als nur ein Kunstwerk. In seiner Rede erklärte er, dass die Einbindung des Winkelalphabets, ursprünglich eine militärische Signalfunktion, einen „besonderen Appell an die Politiker der heutigen Zeit“ darstelle. Diese ungewöhnliche Wahl der Schrift sei ein bewusster Hinweis darauf, dass die Menschheit trotz aller Widrigkeiten den Weg des Friedens einschlagen müsse. Krainhöfner betonte auch, dass der QR-Code es den Menschen ermögliche, in einen aktiven Austausch zu treten. „Ich habe vorgeschlagen, dass die gesammelten Wünsche vor jeder Landtagssitzung vorgelesen werden“, sagte er. Dadurch solle den Abgeordneten vor Augen geführt werden, dass sie die Wünsche und Hoffnungen der Menschen vertreten.
Das Konzept eines Friedenspfahls ist nicht neu; es geht zurück auf den japanischen Philosophen Masahisa Goi, der nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs die Idee eines weltweit sichtbaren Friedenssymbols entwickelte. Diese Tradition wird nun in Thüringen fortgeführt, in einer Zeit, in der das Wort „Frieden“ eine fast greifbare Verletzlichkeit angenommen hat.
Die Jury, bestehend aus Mitgliedern des Landtags, Vertretern der Kunstszene und dem Thüringen Forst, hatte die Aufgabe, aus 22 Einreichungen den geeignetsten Entwurf auszuwählen. Die Entscheidung fiel schließlich auf Krainhöfners Werk, das nicht nur durch seine symbolische Tiefe, sondern auch durch seine handwerkliche Qualität überzeugte.
Der Friedenspfahl steht nun vor dem Abgeordnetengebäude des Thüringer Landtags als stilles, aber kraftvolles Mahnmal für den Frieden. In einer Welt, die zunehmend von Konflikten und Unsicherheiten geprägt ist, lädt er Passanten dazu ein, innezuhalten, nachzudenken und ihren eigenen Beitrag zum Frieden zu leisten. Landtagspräsidentin Pommer brachte es in ihrer Ansprache treffend auf den Punkt: „Mit Frieden und Respekt im Herzen gelingt das Miteinander.“