Kinderhospiz unterstützt auch Angehörige: LINKE Abgeordnete bei Besuch in Tambach-Dietharz

Lena Saniye Güngör, Karola Stange, Cordula Eger, Ralf Plötner

Ende März besuchten die Abgeordneten Lena Saniye Güngör, Karola Stange, Cordula Eger und Ralf Plötner das Kinder- und Jugendhospiz Tambach-Dietharz. Zustande gekommen ist der Besuch anlässlich des Tages der Kinderhospizarbeit am 10. Februar diesen Jahres. Im Zuge dessen ist der Wunsch der LINKEN Mitglieder des Thüringer Landtags nach einem gemeinsamen Besuch aufgekommen, um in Erfahrung zu bringen, wie es um das Hospiz derzeit gestellt ist. „Das Kinderhospiz Mitteldeutschland ist ein sehr vielschichtiges Haus. Unsere Hauptaufgabe besteht primär in der Betreuung und Pflege schwerstkranker Kinder. Und darin, den Kindern und deren Familien Wünsche zu erfüllen, ihnen einfach ein Lächeln ins Gesicht zu bringen“, sagt Pflegerin Iris. Das Haus ist offen für alle Kinder und jungen Erwachsenen (in der Regel liegt das Alter zwischen 0 und 27 Jahren) die an einer schweren und Lebenszeit verkürzenden Erkrankung leiden. Besonders wichtig ist dem Hospiz der Fokus auf die gesamte Familie. Gerade Geschwister von schwerkranken Kindern oder Jugendlichen, erleben das Zusammensein mit dem erkrankten Kind oft als eine sehr belastende Zeit.


Sie müssen in fast jeder Alltagssituation Rücksicht nehmen, mit Einschränkungen leben und werden sehr früh mit dem Thema Tod konfrontiert, heißt es von den Mitarbeitenden des Hospiz. Um auch die Angehörigen aufzufangen, werden unterschiedliche Angebote zur Betreuung und Begleitung angeboten. „Wir wollen, dass die Gastfamilien neue Kraft vom oftmals zehrenden Pflegealltag schöpfen können“, sagt Franka Bennewitz, Leiterin des Pflegedienstes. Manche Familien verbringen zwei Wochen im Hospiz, ähnlich eines gemeinsamen Urlaubsaufenthaltes. Es gibt aber auch Gäste, die ihre letzten Stunden im Hospiz, gemeinsam mit ihren Lieben verbringen möchten.


Bis 2020 wurde umgebaut, neue Elternzimmer, Therapiesozialräume, Kreativwerkstätte und Gemeinschaftsräume sind erstanden. Der Anspruch des Hospiz ist dabei klar, die Barrierefreiheit muss gewährleistet werden. Für den Um- und Neubau sowie die verbesserte Ausstattung des Hospiz wurden im Jahr 2020 150.000 Euro vom Land bezuschusst. Bleiben immer noch viele Kosten, die aus anderen Töpfen finanziert werden müssen. Hier trat die Hospizleitung beim Vorort Termin an die Abgeordneten. Die vom Bund geregelte „Rahmenvereinbarung über Art und Umfang, sowie die Sicherung der Qualität der stationären Kinderhospizversorgung“, biete eigentlich eine klare Basis für Verhandlungen einer angemessene Finanzierung mit den Krankenkassen. In Verhandlungen blockierten und konterkarierten die Kostenträger in Thüringen jedoch.


Seit 2002 kämpfte der Bundesverband Kinderhospiz e. V. für die finanzielle Verbesserung der ambulanten und stationären Kinderhospizarbeit. Im November 2015 verabschiedete der Deutsche Bundestag dann das aktuelle Hospiz- und Palliativgesetz. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Palliativversorgung Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ist. Damit sollte eine Stärkung der finanziellen Ausstattung von stationären Erwachsenenhospizen, sowie Kinder- und Jugendhospizen herbeigeführt werden. Die Rahmenbedingungen dafür wurden 2017 in einer Handlungsrichtlinie bundeseinheitlich festgelegt. Diese Vereinbarung legt Mindeststandards pflegerischer, psychosozialer, personeller und sächlicher Hilfekriterien für den Betrieb eines stationären Kinderhospizes fest. Auf Basis dieser gesetzlichen Grundlage müssen alle Träger stationärer Kinderhospize in eigene individuelle Verhandlungen zu Tagesbedarfssätzen mit den Kostenträgern treten. Geschäftsführer Klaus-Dieter Heber erklärt, „unter Berücksichtigung unseres erkennbar deutlich über dem Mindeststandard dieser Rahmenvereinbarung ausgerichteten Pflege- und Betreuungskonzeptes, gehen wir, je nach Belegung, von einem jährlichen Spendenbedarf von über 1,4 Millionen Euro aus“. Zu einer Übereinkunft mit den Kostenträgern kam es im Fall des Kinderhospiz Mitteldeutschland seither nicht.


Ein weiteres Problem stellt dar, dass es sowohl für ambulante Kinderhospizdienste wie auch für stationäre Kinderhospize keinerlei Finanzierung für die Trauerbegleitung nach dem Todestag des Kindes gibt. Also genau dann, wenn Angehörige die Hilfe am dringendsten benötigen. Die Mittel dafür werden momentan allein aus Spendengeldern akquiriert.


Die sozialpolitische Sprecherin Karola Stange konstatiert abschließend: „Der Besuch des Kinder- und Jugendhospizes hat einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig all die ehrenamtlichen Helfer:innen und die Menschen, die mit ihren Spenden das Hospiz unterstützen, für den Alltag und die Arbeit in dem Kinder- und Jugendhospiz sind. Ich danke dem Kinder- und Jugendhospiz recht herzlich, dass sie uns den Besuch ermöglicht haben.“

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